Gegen die Stuttgarter Kickers schnürte Marcel Sökler einen Viererpack. Insgesamt hat der Top-Torjäger der Fußball-Oberliga schon 19 Saisontore auf seinem Konto. Dass er beim SGV Freiberg so erfolgreich am Ball ist, hat verschiedene Gründe.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Freiberg/Neckar - Die frühe Winterpause in der Fußball-Oberliga hat etwas für sich. Marcel Sökler kann Urlaub machen. Und die zehntägige Auszeit in Dubai mit seiner Verlobten Vanessa und einem befreundeten Paar hat der Mann sich redlich verdient. In 18 Saisonspielen hat er 19 Tore für den Spitzenreiter SGV Freiberg erzielt. Vor einem Jahr hatte der 27-Jährige nach 17 Spielen 17 Treffer auf dem Konto. Die aktuelle Torausbeute hat also nichts mit Zufall zu tun.

 

Es wäre also ziemlich unlogisch, wenn solch ein Knipser nicht bei höherklassigen Clubs auf der Wunschliste stehen würde. Regionalligist SSV Ulm 1846 soll einer der hartnäckigsten Interessenten sein. Sökler will dazu nichts sagen, bestätigt lediglich „ein paar lose Anfragen“ und schiebt schnell hinterher : „Ich möchte etwas mit dem SGV Freiberg erreichen.“

Spielsystem auf Sökler zugeschnitten

Ein Angebot aus der dritten oder gar zweiten Liga würden den Stürmer durchaus schwach werden lassen. So viel klingt im Gespräch durch. Aber eines stellt er auch klar: „In die Regionalliga werde ich nicht wechseln – zumindest nicht im Winter.“ Zumal er sich in diese vierthöchste Spielklasse selbst hoch schießen kann, schließlich hat er mit Herbstmeister Freiberg die beste Ausgangsposition. Das Team steht einen Punkt vor den Stuttgarter Kickers, denen Sökler bei der 4:2-Gala im Gazistadion vier Treffer einschenkte. Sein Trainer Ramon Gehrmann ist jedenfalls zu „100 Prozent“ davon überzeugt, dass ihm sein bestes Pferd im Stall erhalten bleibt und er seinen Vertrag bis 2020 (ohne Ausstiegsklausel) auch erfüllt. Für den Lehrer am Wirtemberggymnasium (Wirtschaft, Politik, Psychologie, Geschichte und Sport) ist nicht nur der Wunsch Vater des Gedanken, Gehrmann liefert auch Begründungen: Zum einen sei das offensive Spielsystem mit vielen Flanken auf Sökler zugeschnitten, zum anderen sei das Sturmass „ein sensibler Spieler, bei dem viel vom Kopf abhängig ist und der nur dann Außergewöhnliches leisten kann, wenn er das Vertrauen spürt“.

Anreise aus dem 80 Kilometer entfernten Haiterbach

Hinzu kommt seine persönliche Situation. Sökler heiratet 2019, arbeitet auch in der Bauelektronik-Firmal seines Vaters mit und plant ein Haus zu bauen in seinem Wohnort Haiterbach. Bruder Sven, der von 2005 bis 2008 für die Kickers am Ball war und seit 2017 für den FC 08 Homburg spielt, ist im Saarland sesshaft geworden. Marcel ist ein heimatverbundener Typ. Dafür nimmt er fünfmal pro Woche die 80 Kilometer einfache Strecke aus dem Landkreis Calw nach Freiberg auf sich. „Da kann ich entspannen, die Fahrerein macht mir nichts aus“, versichert er. Vielleicht denkt der gebürtige Nagolder im Auto manchmal auch über seine bisherige Karriere nach. Die führte ihn nach seiner Jugendzeit beim VfB, TuS Ergenzingen und 1899 Hoffenheim auch zum damaligen Drittligisten 1. FC Saarbrücken und zu Regionalligist SV Waldhof Mannheim. Warum der Durchbruch nicht gelang? „Zu der Zeit in Saarbrücken war ich etwas zu naiv, noch nicht reif genug. Ich hätte mehr tun müssen im Training als die anderen“, sagt er selbstkritisch. Beim SV Waldhof bremste ihn 2014 ein Kreuzbandriss. Sökler kehrte 2016 zum SGV Freiberg zurück, für den er schon 2011/12 auf Torejagd gegangen war.

Seit zweieinhalb Jahren verletzungsfrei

Seit zweieinhalb Jahren ist der 1,88 Meter große Angreifer verletzungsfrei. Das wirkt sich positiv auf seine Entwicklung aus. „Marcel hat sich körperlich gesteigert, sein Abschlussverhalten ist besser geworden, genauso seine Laufwege und auch die Ballan- und -mitnahme hat er verfeinert“, erklärt Gehrmann. Für den Fußball-Lehrer steht fest: „Neben den Torhütern profitieren die Stürmer am meisten von ihrer Erfahrung.“ Ganz nach dem Motto: Älter, reifer, besser.

Von Gehrmann und Kocak geprägt

Gehrmann hat Sökler neben Kenan Kocak (sein Trainer beim SV Waldhof) am meisten geprägt. „Ramon ist fachlich top und weiß wie er mit uns Spielern umzugehen hat“, lobt Sökler seinen Coach, dessen Vertrag beim SGV am Saisonende ausläuft. Bleibt er? „Da besteht bisher kein Gesprächsbedarf“, sagt der 44-Jährige. Nach und nach hat er sich beim SGV ein Team zusammengebastelt, das seinen Vorstellungen von offensivem Ballbesitzfußball entspricht. Marcel Sökler, der Mann mit der eingebauten Toregarantie, spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Die Oberliga-Torjäger

Marcel Sökler (SGV Freiberg) 19 Treffer

Kevin Dicklhuber (1. Göppinger Sportverein) 14

Mijo Tunjic (Stuttgarter Kickers) 12

Adrian Vollmer (SV Linx) 12

Marc Rubio (SV Linx) 12

Cristian Gilés Sanchez (SSV Reutlingen) 9

Gabriel Gallus (SV Oberachern) 8

Benedikt Haibt (FC 08 Villingen) 8

Simon Lindner (FSV 08 Bissingen) 8

Tobias Klein (Bahlinger SC) 8