In den Ochs’n Willi in Stuttgart dürfen nur noch Geimpfte oder Genesene. Für Getestete gibt es Weinfässer im Außenbereich. Wie der Wirt seine Entscheidung begründet.

Stuttgart - Beim Ochs’n Willi am Schlossplatz ist man rigoros: Nur Geimpfte oder Genesene haben Zutritt zu den Gasträumen. Wer ungeimpft ist und einen negativen Test vorzeigt, darf mit seinen Begleitern in einem der vier großen Weinfässer im Außenbereich Platz nehmen. Die erst im vergangenen Jahr angeschafften Fässer sind aber so beliebt, dass sie vorweg reserviert werden müssen.

 

Warum er seit ein paar Tagen von sich aus auf 2 G umgestellt hat, erklärt der Wirt Urs Zondler mit einer maßgeblichen Erleichterung für seinen Restaurantbetrieb: „So darf ich mein berühmtes Salatbüfett wieder aufbauen.“ Damit komme man dem Wunsch vieler Gäste nach, heißt es auf der Homepage des Restaurants, das um Verständnis wirbt.

Für den Gastronomen Zondler ist die Entscheidung aber auch verknüpft mit einem persönlichen Anliegen: „Im Prinzip ist das eine Parteinahme für eine strengere Impfregelung. Ich bin einfach der Meinung, dass es gegenüber jungen Menschen und Kindern nicht fair ist, dass man sich nicht impft.“

Fast nur positive Reaktionen

Der 82-Jährige berichtet von fast ausschließlich positiven Reaktionen. Nur in ganz wenigen Fällen habe er das Weinfass als Alternative vorschlagen müssen – die meisten seiner Gäste seien ohnehin geimpft.

Diese Erfahrung macht auch Bernd Kreis, in dessen Weinbar High Fidelity schon seit Anfang September die 2-G-Regel gilt. Kreis erzählt, er habe damit durchweg gute Erfahrungen gemacht. „Ich werde sehr oft angesprochen. Die Leute fühlen sich bei mir sicher.“ Der Shitstorm in den sozialen Medien habe ihn keinen einzigen Gast gekostet. Eher das Gegenteil sei der Fall gewesen, meint der Weinhändler und Wirt. In seinem Fall, schätzt er, handle es sich „um zwei komplett verschiedene Personengruppen“.

Meisten Gastwirte warten auf Coronaregelung zu 2 G

Diese Einschätzung teilt Jochen Alber, der Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Baden-Württemberg. Er spricht von organisierten kleinen Gruppen, die ganz gezielt in den sozialen Netzwerken ihre Spuren hinterließen. Mit dem Gros der Gäste hätten diese nichts zu tun. Laut Alber denken im Moment viele Gastronomen in der Stadt in Richtung 2 G. Allerdings wollen wohl die meisten auf eine Änderung der Coronaverordnung warten. Denn bis diese kommt, muss jeder Wirt für sich allein entscheiden und mit den Reaktionen, sei es vor der Restauranttür oder im Netz, allein klarkommen. „Das ist für uns eine relativ schwierige Geschichte“, sagt Urs Zondler stellvertretend für seine Kollegen.

Teils heftige Anfeindungen

Denn nicht jeder ist so standhaft wie Bernd Kreis: Die Betreiber einer Besenwirtschaft in Stuttgart zum Beispiel haben ihr Vorhaben, nur noch Geimpfte und Genesene zu empfangen, nach Beschimpfungen wieder aufgegeben.

Die Hauptgeschäftsführerin des Dehoga, Ingrid Hartges, hat in einem Interview von „teilweise schon heftigen“ Anfeindungen gegen Gastwirte berichtet. Was aus Sicht des Verbands die Falschen treffe. „Die optionale 2-G-Regel dient nach Ansicht vieler unserer Mitgliedsunternehmen insbesondere dazu, die Impfquote zu erhöhen. Deshalb haben sie den Eindruck, dass hier eine kontroverse Debatte auf ihrem Rücken ausgetragen wird.“

Beim Dehoga in Stuttgart rechnet man unterdessen damit, dass am Wochenende die Kontrollen in den Restaurants und Nachtclubs verstärkt werden. Es gehe darum, ob die Betriebe die Nachweise und die Registrierung der Gäste richtig prüfen.