Schwere Antisemitismus-Vorwürfe gegen Mitarbeiter der Deutschen Welle: Der Auslandssender will nun das Verhalten einiger Angestellter und Freier prüfen.

Bonn - Die Deutsche Welle (DW) geht Antisemitismus-Vorwürfen gegen einige Mitarbeitende ihrer Arabisch-Redaktion sowie gegen freie Mitarbeiter im Ausland nach. Die am Dienstag in der „Süddeutschen Zeitung“ erhobenen Vorwürfe würden „eingehend geprüft“, hieß es am Mittwoch in einer Stellungnahme des öffentlich-rechtlichen Auslandssenders.

 

Intendant Peter Limbourg habe angeordnet, umgehend eine unabhängige externe Untersuchung zu beauftragen. Diese werde sich mit den im Artikel zitierten Äußerungen von DW-Mitarbeitenden in anderen Publikationen und ihren privaten Profilen in den Sozialen Medien befassen. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, werde man „umgehend Konsequenzen ziehen“.

Schonungslose Aufklärung gefordert

Unterdessen forderte die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Gitta Connemann (CDU), eine schonungslose Aufklärung der Vorwürfe. Sie kündigte an, ihre Fraktion werde beantragen, dass ein Vertreter der Deutschen-Welle-Intendanz in den sich zeitnah konstituierenden Kulturausschuss geladen werde, um „über die Ergebnisse zu informieren, aufzuklären und Vertrauen wiederzugewinnen“. „Antisemitismus und Deutsche Welle müssen sich ausschließen“, sagte sie. „Kein Cent an Steuergeldern darf in eine tendenziöse Berichterstattung fließen. Die Deutsche Welle muss zu 100 Prozent für freien, unabhängigen Qualitätsjournalismus stehen.“

In dem Artikel der „Süddeutschen“ wird mehreren festen und freien Mitarbeitenden der Deutschen Welle und einem Trainer der DW-Akademie vorgeworfen, sich in Sozialen Medien oder anderen Publikationen offen antiisraelisch oder antisemitisch geäußert zu haben. Auch sollen manche den Holocaust geleugnet haben. Die Anschuldigungen betreffen zum Teil die Zeit vor der jeweiligen Tätigkeit beim Sender, zum Teil aber auch die Zeit bei der Deutschen Welle. Dem Sender wird vorgeworfen, mitunter nicht genau genug hingesehen oder zu wenig Konsequenzen gezogen zu haben.

Stellungnahme der Deutschen Welle

Manche der Beschuldigten verteidigen sich in dem Artikel, einer äußert auch Bedauern, andere hätten nicht auf Anfragen geantwortet, so die Zeitung. DW-Sprecher Christoph Jumpelt verweist in einem Fall darauf, dass Äußerungen „aus dem Kontext genommen“ seien, aber „arbeitsrechtliche Konsequenzen“ gehabt hätten. Der betroffene Mitarbeiter beachte „gemäß seiner Versicherung und unserer Kenntnis nach“ auch in privaten Kommentaren in den Sozialen Medien die Grundsätze, für welche die DW stehe. In einem anderen Fall sei eine Nebentätigkeit eines Mitarbeiters genehmigt gewesen, eine Einordnung der politischen Ausrichtung der entsprechenden Publikation wollte der Sender dem Bericht zufolge aber nicht kommentieren.

In ihrer Stellungnahme verweist die Deutsche Welle auf das DW-Gesetz und den eigenen „Code of Conduct“ (Verhaltenskodex). Diese gäben klar vor, „welche Werte alle Mitarbeitenden der DW zu respektieren und nach innen wie nach außen zu vertreten haben“. Der Kodex der Chefredaktion zeige „eindeutig, welche journalistischen Prinzipien sie im Hinblick auf den Umgang mit Antisemitismus beachten müssen“.