Wer ein rotes Schild mit der Aufschrift „Nette Toilette“ sieht, kann sicher sein, dass er dort auch als Nicht-Kunde das stille Örtchen nutzen darf – ansprechender als andere öffentliche Klos sind die Netten Toiletten aber nicht unbedingt.

Vaihingen/Möhringen - In Vaihingen und Möhringen gibt es insgesamt 19 Anlaufstellen für Menschen, die dringend eine Toilette suchen. Künftig könnten das sogar noch mehr werden – sofern das Projekt „Nette Toilette“ fortgeführt und ausgeweitet wird. Das wiederum hängt von der Entscheidung des Gemeinderats ab, der in seinen abschließenden Haushaltsplanberatungen am Donnerstag die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen müsste. Statt 18 000 wären dann 50 000 Euro pro Jahr für die Netten Toiletten nötig.

 

„Aufgrund der durchweg positiven Erfahrungen empfiehlt die Verwaltung die Fortführung und somit auch die Etablierung des Projekts in der Landeshauptstadt“, sagt Anna Sendler, eine Sprecherin der Stadt. Wird das Geld genehmigt, soll es Nette Toiletten künftig nicht mehr nur in den Pilotbezirken Vaihingen, Möhringen, Stammheim und Untertürkheim geben, sondern auch in der Innenstadt und weiteren Außenbezirken.

Was haben die Teilnehmer davon?

Jeder beteiligten Einrichtung, die ihre Toiletten der Öffentlichkeit zur Verfügung stellt, steht eine monatliche Aufwandsentschädigung von der Stadt in Höhe von 50 Euro zu. Unter den aktuellen Teilnehmern sind aber zum Beispiel auch das Möhringer Bezirksrathaus, das Kaufland und die Schwabengalerie in Vaihingen. Dort kann man kaum kontrollieren, ob nur Kunden oder auch andere Bürger die Toilette nutzen. „Wir können nicht sagen, wie viele Menschen das Angebot im Bezirksamt wahrnehmen“, bestätigt die Möhringer Bezirksvorsteherin Evelyn Weis. Die Toiletten in diesen drei Einrichtungen hätte also theoretisch schon immer jeder nutzen können. Nun verkaufen die ihre stillen Örtchen aber als „nett“ – und kassieren dafür die Aufwandsentschädigung. Soweit die Theorie.

Für manche ist es eine Selbstverständlichkeit

In der Praxis sieht es aber etwas anders aus: „Städtische Einrichtungen bekommen kein Geld dafür“, erklärt Evelyn Weis. Auf Anfrage unserer Zeitung äußert sich Kaufland zu der Geldfrage wie folgt: „Da dies für uns eine Selbstverständlichkeit ist, verzichten wir auf die Aufwandsentschädigung.“ Auch da fließt also kein Geld. Die Schwabengalerie dagegen bezieht die 50 Euro im Monat. „Die fließen in den Betrag, den wir sowieso monatlich für die Reinigung der Toiletten bezahlen“, sagt der Centermanager Franz Jebavy. Die Kosten liegen demnach jeden Monat im vierstelligen Bereich.

Wie oft wird geputzt?

In der Schwabengalerie und im Kaufland werden die Kundentoiletten schon immer stündlich geputzt. „Falls sich jemand beschwert, putzen wir auch zwischendurch noch einmal“, sagt Franz Jebavy von der Schwabengalerie. Seit dem Projektstart der Netten Toilette vor gut einem Jahr sei der Bedarf an Reinigung nicht gestiegen, sagt der Centermanager. Auch im Möhringer Bezirksrathaus müsse nicht öfter geputzt werden als sonst, sagt die Bezirksvorsteherin.

Wie sauber sind die Toiletten?

Im Kaufland geht es am Eingang gleich rechts zur Netten Toilette. Gut sichtbar für alle hängt schon im Gang der Putzplan, der jede Stunde abgehakt wird. Die Kabinen selbst sehen im Großen und Ganzen recht sauber aus, auch der Bereich der Waschbecken ist in Ordnung. Was eher nicht zum Bleiben einlädt, ist der Geruch. Insgesamt sind die Toiletten nicht ausgesprochen „nett“, sondern eher wie durchschnittliche öffentliche Toiletten eben so sind – im Notfall ist man dankbar; wenn es sich vermeiden lässt, ist das aber besser.

Etwas anders sieht es im Möhringer Bezirksrathaus aus. Ganz unbemerkt kann jeder gleich am Eingang rechts abbiegen, wo ein großes „Nette-Toilette-Schild“ zu einer neutral riechenden und relativ geräumigen Toilette führt. Es gibt nur eine, die ist dafür aber in einem eigenen Raum und nicht nur in einer klapprigen Kabine, wie man es von anderen öffentlichen Toiletten kennt.