Die Ökostromumlage geht 2018 leicht zwar zurück. Aber Stromkunden können kaum mit Entlastungen rechnen. Es gebe keinen Grund zur Entwarnung, sagt der CDU-Bundestagsabgeordnete und Wirtschaftspolitiker Joachim Pfeiffer. Die Kosten stiegen weiter.

Berlin - Die Stromkunden werden von der 2018 leicht sinkenden Ökostromumlage kaum etwas merken. Die Umlage sinkt nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2018 geringfügig auf 6,79 Cent pro Kilowattstunde. In diesem Jahr beträgt sie 6,88 Cent.

 

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer, wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion, rechnet nicht damit, dass sich der Strompreis für die Kunden dadurch reduziert. „Trotz des leichten Sinkens der EEG-Umlage gibt es keinen Anlass zur Entwarnung“, sagte er unserer Zeitung. Es handle sich um einen rein temporären Effekt. Grund dafür sei, dass es einen hohen Überschuss auf dem internen EEG-Konto gegeben habe, der nun aufgelöst wird. Die niedrigere Umlage entspricht bei einem Durchschnittshaushalt rechnerisch gerade mal vier Euro pro Jahr. Das dürfte kaum Auswirkungen auf den Preis haben. Zudem zeigte sich, dass die Strompreise in den vergangenen Jahren für Privatkunden und den Mittelstand gestiegen sind. Nur Industriebetriebe mit großen Abnahmemengen profitierten von sinkenden Börsenstrompreisen.

Regierung spricht von stabilen Strompreisen

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) hob die leichte Entlastung hervor. „Mit unseren Reformen in den vergangenen Jahren haben wir für stabile Strompreise gesorgt“, sagte sie. Heute zahle ein Durchschnittshaushalt für Strom etwa das Gleiche wie 2014. Allerdings gilt das nicht für alle Kundengruppen: Für Privatkunden sind die Preise moderat gestiegen. Die Verteuerung lag in den vergangenen Jahren unterhalb der Inflation. Mittelständische Industriebetriebe und das Handwerk waren mit deutlich höheren Preissteigerungen konfrontiert.

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) erklärte, der geringe Rückgang der EEG-Umlage bedeute keine Entlastung der mittelständischen Chemiebetriebe. Die chemischen Betriebe würden mit einer Milliarde Euro durch die Umlage belastet. Der Gesetzgeber hat für rund 2250 stromintensive Industrieunternehmen Ausnahmeregelungen geschaffen. Sie sind von der EEG-Umlage befreit. Einig sind sich Politik und Verbände, dass ohne die Reformen des EEG-Gesetzes in den Jahren 2014 und 2017 die Ökostromumlage höher ausgefallen wäre.

Pfeiffer hält die Kostendynamik wegen des rasanten Ausbaus der regenerativen Energien und der schleppenden Netzerweiterung für ungebrochen. Vor allem bei den Netzentgelten drohe in Zukunft ein drastischer Anstieg, sagte Pfeiffer. Er forderte weitere Reformen im Energiemarkt.

Nach Angaben der Bundesregierung wuchs der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch in den letzten vier Jahren schneller als je zuvor. 2013 lag er bei 25 Prozent. Im ersten Halbjahr entfielen auf regenerative Energien schon 35 Prozent. Eine derart kräftige Zunahme habe es in keiner Wahlperiode seit Einführung des EEG gegeben, erklärte das Wirtschaftsministerium.

Netzbetreiber erwarten steigende Ökostromförderung

Nach Angaben der Netzbetreiber in Deutschland liegt das Aufkommen aus der EEG-Umlage 2018 bei knapp 24 Milliarden Euro. In ihrer Prognose rechnen die Netzbetreiber damit, dass künftig mehr regenerativer Strom in die Netze eingespeist wird. Während für das nächste Jahr 204 Terawattstunden aus regenerativen Anlagen prognostiziert werden, dürften es 2022 schon 249 Terawattstunden sein. Nach Schätzung der Unternehmen wird die Förderung für erneuerbare Energien bis 2022 knapp 29 Milliarden Euro betragen – rund fünf Milliarden Euro mehr als bisher. Experten erwarten, dass schon 2019 die EEG-Umlage wieder steigt, weil große Windparks auf See, die mit üppigen Förderzusagen ausgestattet sind, ans Netz gehen werden.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) verlangte eine Reform des EEG. Fehlentwicklungen müssten beseitigt werden, sagte der BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Er verlangte eine Änderung bei Privilegien für Bürgerenergie-Genossenschaften.