Die Anschlusszeiten verärgern viele Uhlbacher: Für den Umstieg von der Linie 62 auf die 101 am Obertürkheimer Bahnhof bleiben ihnen nur 48 Sekunden Zeit. Die SSB lehnen eine Änderung ab.

Obertürkheim - Für viele Uhlbacher Fahrgäste ist es ein tägliches Ärgernis: Sie fahren mit der Buslinie 62 von Uhlbach zum Obertürkheimer Bahnhof, weil sie dort in die Buslinie 101 umsteigen wollen, der sie nach Mettingen oder in die Esslinger Innenstadt bringt. Für die Schülerinnen und Schüler, die auf diese Weise auf direktem Weg in ihr Gymnasium gelangen wollen, beginnt der Morgen mit bangen Sekunden. Denn rein rechnerisch haben sie noch 48 Sekunden Zeit um von der Mettinger Straße – im Idealfall über den Zebrastreifen – zur Bushaltestelle des Esslinger Buses zu sprinten. Deswegen passiert an den meisten Tagen, was Obertürkheims Bezirksbeiräte in ihrer jüngsten Sitzung beklagten: Die Schüler stürzen gerade aus dem Bus, während ihr Anschlussbus just davonfährt. Für sie und andere Umsteiger bedeutet dies 15 Minuten Wartezeit. Der kritische 48-Sekunden-Anschluss in der morgendlichen Hauptverkehrszeit zieht sich durch den gesamten Tag. „Jeder, der die Anbindung nutzen will, ist genervt“, sagt Bezirksbeirat Christoph Hofrichter von SÖS-Linke.

 

SSB: Taktverschiebung nicht gerechtfertigt

Deswegen haben die Bezirksbeiräte eine Verbesserung beantragt: Die Buslinie 62 soll in Uhlbach etwas früher losfahren, der Takt um zwei Minuten vorverlegt werden. Für die Bezirksbeiräte klingt dies nach einer einfach umsetzbaren, kostengünstigen Lösung. Sie haben die Rechnung aber nicht mit den Statistikern der Stuttgarter Straßenbahnengesellschaft SSB gemacht. Roland Krause, der Leiter für den Stabsbereich Planungen, und Sebastian Noßwitz, der Leiter der SSB-Angebotsplanung, haben die Auswirkungen dieser Taktverschiebung untersuchen lassen. Insgesamt steigen laut SSB-Untersuchungen rund 2600 Fahrgäste der Linie 62 am Bahnhof Obertürkheim und weitere 2500 Kunden am Hedelfinger Platz auf S-Bahn, Stadtbahn oder Bus um. Von den 1400 Fahrgästen aus Uhlbach steigen laut ihren Erhebungen rund 500 am Obertürkheimer Bahnhof auf die S1 um. Mit der Linie 101 wollen demnach nur 30 Fahrgäste weiterfahren. „Für jene würde die Verschiebung einen Vorteil bringen, aber wir müssen das Gesamtsystem im Blick behalten“, so Krause.

Für die S-Bahn-Passagiere würde eine Vorverlegung der Linie 62 um zwei Minuten eben auch eine um zwei Minuten längere Wartezeit auf dem Bahnsteig bedeuten. Ähnliches gilt für die Umsteiger am Hedelfinger Platz. Rein rechnerisch machen die 500 S-Bahn-Fahrgäste, die zwei Minuten länger auf die S1 warten müssen, mehr aus als die 30 Umsteiger der Buslinie 62, die 15 Minuten auf den nächsten 101er warten müssen. „Doch machen den S-Bahnkunden die zwei Minuten mehr so viel aus? Sie können sich in Ruhe eine Brezel oder einen Kaffee kaufen“, sagt Monika Geiger (Grüne). Gehbehinderte hätten sogar mehr Zeit, die rund 500 Meter weite Strecke von der Mettinger Straße zur Bahnunterführung und zum Bahnsteig zurückzulegen, ergänzt Elisabeth Eisele-Remppis.

Bezirksbeiräte sehen Gefahrenpotenzial

Etliche Bezirksbeiräte zweifelten im Übrigen an, dass es nur 30 Umsteiger auf die Linie 101 seien. „Schließlich gehen allein rund 50 Schüler auf ein Esslinger Gymnasium“, so Michael Jantzer. Der SPD-Bezirksbeirat sprach das Gefahrenpotenzial für diese Schülerinnen und Schüler an, die mit hohen Risiko über die Straße rennen müssen, um den Anschluss eventuell noch zu erreichen. „Sie dürfen keinen Nachteil haben“, so Jantzer. CDU-Bezirksbeirat Christoph Zalder, der beruflich auch planerisch tätig ist, konnte die Ergebnisse aus der statistischen Erhebung zwar nachvollziehen, mahnte aber „etwas Pragmatismus“ an.

Die SSB-Verantwortlichen blieben indes bei ihrer ablehnenden Haltung. Noßwitz versprach allerdings, mit seinen Esslinger Kollegen darüber reden zu wollen, ob der 101er-Bus eine oder zwei Minuten später starten könnte. „Aber auch sie müssen die Anschlüsse am Esslinger Bahnhof oder anderswo erreichen“, erklärte der SSB-Vertreter. Eine Mehrheit des Bezirksbeirats spracht sich für einen Versuch aus, die Abfahrtszeiten zu verändern. Die SSB wollen die Möglichkeiten nochmals prüfen.