Seit Januar gibt es die Stadttickets in L.-E. und Filderstadt. Wie hat sich die Nachfrage entwickelt?

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt/Leinfelden-Echterdingen - Dieses Jahr können wir in der Bewertung abhaken“, sagt Jan-Stefan Blessing, der Filderstädter Ordnungsamtsleiter. „Es ist nicht repräsentativ.“ Blessing meint damit die Corona-Pandemie – und wie sie sich auf das neue Stadtticket auswirkt.

 

Seit 1. Januar gibt es sowohl in Filderstadt wie auch in Leinfelden-Echterdingen das Stadtticket. Wer mit dem ÖPNV im Stadtgebiet unterwegs ist, bezahlt drei Euro am Tag, egal wie viele Fahrten er macht. Auch für Gruppen gibt es einen ermäßigten Preis.

„Dann kam Corona, und der Verkehr ist eingebrochen“, sagt Blessing. Mitte März habe man auf den Ferienfahrplan umgestellt, und die Busfahrer konnten keine Tickets mehr verkaufen. Erwerben konnte man das Stadtticket also nur noch am Fahrkartenautomat oder über die Handy-Apps von VVS und SSB. Aktive Werbung hat die Stadt seit März auch keine mehr gemacht. „Natürlich hatte das eine Auswirkung auf die Fahrgastzahlen“, sagt Blessing.

Undatierte Stadttickets soll es geben

Seit Mitte Juni sind die Fahrerkabinen der Busse mit Plexiglas eingehaust worden – jetzt können die Busfahrer wieder Tickets verkaufen. „Auch das hat gedauert“, sagt Blessing. „Die Einhausungen haben alle eine TÜV-Abnahme benötigt.“ Was die Stadtverwaltung auf Dauer erreichen will, ist, dass Stadttickets undatiert über die Bürgerämter verkauft werden können. Damit könnten sich die Bürger dann Stadttickets auf Vorrat kaufen, und seien nicht mehr auf Automaten oder die Busfahrer angewiesen.

Sogar jetzt, nach den Lockerungen, „sind wir noch weit entfernt vom Busverkehr aus dem Januar und Februar“, sagt Blessing. In Filderstadt ist das Stadtticket auf einen vierjährigen Probezeitraum ausgelegt, also bis 2024. „Wir hoffen, dass das Stadtticket ab dem kommenden Jahr 2021 rege genutzt wird“, sagt der Ordnungsamtschef, „und werden dann ein Resümee ziehen“.

Auch in Leinfelden-Echterdingen hofft man auf bessere Zeiten. „Wir sind die vergangenen Monate komplett auf Corona ausgerichtet gewesen“, sagt Gerd Maier, der Leiter des dortigen Ordnungsamts. Die Pandemie-Bewältigung habe viel Zeit in Anspruch genommen. Jetzt aber werden Pläne gemacht: „Wir wollen verstärkt auf die Stadttickets hinweisen, zusammen mit der Wirtschaftsförderung und der Abteilung Mobilität sind wir dazu in der Vorplanung.“

In L.-E. strebt man ebenfalls undatierte Stadttickets an. „Dazu sind wir in Gesprächen mit dem VVS“, sagt Maier, „und dann müssen wir uns überlegen, wie wir die unters Volk bringen“. Angedacht sei, Partner an verschiedenen Stellen der Stadt zu etablieren, bei denen die Blanko-Tickets gekauft werden können.

Stadttickets sollen ein Erfolgsmodell werden

Der Probezeitraum, während dessen sich das Stadtticket behaupten soll, liegt in L.-E. bei lediglich zwei Jahren, also bis Ende 2021. „Wir überlegen, den Probezeitraum zu verlängern“, sagt Maier, schließlich habe man keine verlässlichen Zahlen für 2020. „Die Pandemie ist eine außergewöhnliche Situation, wir haben alle noch nichts Vergleichbares erlebt.“ Denn, das stellt Maier, klar, die Sinnhaftigkeit des Stadttickets stehe außer Frage: „Wir wollen nach wie vor, dass die Leute auf den ÖPNV umsteigen.“

Beim Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) ist man ebenso nach wie vor überzeugt von den Stadttickets. „Die Stadttickets in Filderstadt und L.-E. sind gut gestartet“, sagt die Sprecherin Pia Scholz, „und wir hatten mit einer Hochlaufkurve gerechnet“. In Filderstadt wurden im Januar und Februar jeweils rund 1500 Tickets verkauft, in L.-E. rund 800. „In Folge der Corona-Krise sind die Fahrgastzahlen im gesamten VVS um rund 80 Prozent eingebrochen“, sagt auch Scholz, zwar ginge es langsam wieder bergauf, aber beim gewohnten Niveau sei man noch nicht. „Wir sind zuversichtlich, dass die Stadttickets in Filderstadt und L.-E. genauso ein Erfolgsmodell werden wie in anderen Städten und Kommunen im VVS.“