Wenn die S-Bahn Verspätung hat, kann es sein, dass den Fahrgästen der Anschluss-Bus vor der Nase wegfährt. Noch ist es technisch nicht möglich, die Fahrer der SSB-Busse über Verspätungen der Züge in Kenntnis zu setzen. Grüne/FFL kritisieren das seit vielen Jahren in Filderstadt.

Filder - Es ist ein großes Ärgernis für Fahrgäste öffentlicher Verkehrsmittel: Die S-Bahn kommt mit Verspätung im Bahnhof an. Menschen sprinten aus dem Zug, um den Bus zu erreichen, dessen Abfahrtszeit zumindest auf dem Papier auf die Bahn abgestimmt ist. Doch die Mühe ist umsonst. Der Bus fährt vor der Nase weg, der nächste kommt in den meisten Fällen erst in 30 Minuten.

 

In der Regel fährt ein Linienbus fünf Minuten nach Ankunft einer S-Bahn ab. „Wenn die S-Bahn sechs Minuten Verspätung hat, dann sitzt man in der Bahn wie auf heißen Kohlen“, beschreibt Matthias Gastel die Situation. Der eifrige Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist Grüne/FFL-Stadtrat in Filderstadt und Mitglied des Esslinger Kreistags.

Busfahrer bekommen Verspätungen nicht mit

Wie Gastel berichtet, hat der Landkreis jüngst ein Förderprogramm für Anzeigen aufgelegt, die an Stadtbahn- und Busbahnhöfen über die tatsächlichen Abfahrtszeiten der Verkehrsmittel informieren. Acht Bahnhöfe im Kreis werden nun mit Anzeigen für sogenannte Echtzeitinformationen ausgestattet, sagt er. „Aber keiner in Leinfelden-Echterdingen und Filderstadt.“

Ein Kritikpunkt ist dem Kommunalpolitiker aber noch viel wichtiger: Die Informationen auf den Tafeln richten sich in erster Linie an die Fahrgäste. Entscheidend ist im Stuttgarter Umland laut Gastel jedoch, dass die Fahrer der Anschluss-Busse informiert werden. „Sie bekommen nicht mit, dass es eine Verspätung bei den S-Bahnen gibt und wie groß die ist“, sagt er.

Im Juni hat Gastel einmal mehr die Stuttgart Straßenbahnen AG (SSB) angeschrieben und gefragt, wann Busfahrer in Echterdingen und Bernhausen verlässlich über verspätet ankommende Bahnen informiert werden. „Jeder Fahrgast kann sich übers Handy per Echtzeitinformation über Verspätungen im öffentlichen Nahverkehr informieren lassen – nur die Busfahrer erhalten die Informationen noch immer nicht“, schrieb Gastel.

Technische Schnittstelle zwischen VVS und SSB fehlt

„Leider sind heute noch nicht alle technischen Voraussetzungen geschaffen, um die vorhandenen Daten verkehrsmittelübergreifend nutzen zu können“, heißt es in der Antwort von Joachim Krauß, dem Leiter des Vorstandsbüros der SSB. Zwar werden die Echtzeitdaten der S-Bahn inzwischen der „Datendrehscheibe“ des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart (VVS) zur Verfügung gestellt, schildert Krauß. Derzeit gebe es allerdings noch keine technische Möglichkeit, eine Schnittstelle zwischen den Daten des VVS und dem rechnergestützten Betriebsleitsystem der SSB zu schaffen.

In Leonberg gibt es eine solche Technik auch noch nicht, aber die Anschlusssicherung am Bahnhof funktioniert trotzdem. Im Frühjahr wurden dort Anzeigetafeln installiert, welche die Ankunftszeiten der S-Bahn in Echtzeit anzeigen. Wie die Pressesprecherin der Stadt Leonberg, Undine Binder-Farr, erklärt, können Busfahrer die Anzeigetafel sehen und bei Bedarf die S-Bahn abwarten. „Lange Verspätungen kann der Busfahrer nicht abfangen“, sagt Binder-Farr. Aber eine Minute länger könne er trotzdem warten.

In Leonberg vertritt man dieselbe Ansicht wie Gastel: Die Zuverlässigkeit der Anschlüsse ist Voraussetzung dafür, dass der ÖPNV rege genutzt wird. Tatsächlich gibt es auch bereits Busunternehmen, in deren Fahrzeuge die Fahrer über Verspätungen anderer Busse und Bahnen informiert werden. Bei der SSB scheint das immer noch nicht zu funktionieren. „Das ist für mich völlig unverständlich“, sagt Matthias Gastel, der die fehlende Anschlusssicherung seit vielen Jahren beklagt.