Seit Einrichtung der Spur in Richtung Wagenburgtunnel ist die Linie 40 viel pünktlicher und steht weniger im Stau. Manche Bezirksbeiräte im Osten üben dennoch weiter Kritik.

Die Busspuren zwischen Wagenburgtunnel und Gaskessel entlang der Tal- und Wagenburgstraße haben den Bezirksbeirat Stuttgart-Ost schon rund um ihre Einführung immer wieder beschäftigt – und jetzt erneut. Konkret ging es diesmal um den am 29. Oktober 2019 eingerichteten „Bussonderfahrstreifen“ – so die korrekte amtliche Bezeichnung – an der Wagenburgstraße stadteinwärts. Dieser Fahrstreifen war damals zunächst testweise für drei Monate eingerichtet worden. Dann kam Corona. Die Pandemie hatte in den folgenden beiden Jahren bekanntlich massive Auswirkungen auch auf den Individualverkehr auf den Straßen und auf den Öffentlichen Personennahverkehr. Deswegen hat die Stadtverwaltung die Auswirkungen der Busspur viel länger als geplant untersucht und die Ergebnisse erst jetzt vorgelegt. Fazit: Die Spur bleibt dauerhaft.

 

Die Einrichtung solcher Busspuren auf der Wagenburgstraße hatte schon lange vor 2019 auf der Wunschliste der SSB gestanden. Der Grund war, dass die Busse der Linie 40 in Richtung Hauptbahnhof und Stuttgart-West dort immer wieder in den alltäglichen Staus standen, was zu Verspätungen von neun bis zwölf Minuten und entsprechendem Durcheinander im Taktverkehr geführt hatte. Im Bezirks- und Gemeinderat war darüber allerdings immer wieder hitzig diskutiert, wenn nicht gestritten worden. Und weil durch die Busspuren einige Parkplätze entlang der Straße wegfielen, war das Projekt immer wieder verschoben worden.

Den richtigen Zeitpunkt verpasst

In diesen gerade im Stuttgarter Osten seit Jahren mit viel Energie geführten Auseinandersetzungen um Parkplätze hatten die Kritiker der Busspur dann aber offenbar den richtigen Zeitpunkt zum Einspruch verpasst. In der nach einigen Gerichtsurteilen zwingend erforderlichen 3. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für die Landeshauptstadt war schon 2018 nachzulesen: „Auf der Wagenburgstraße in Stuttgart zwischen der Kreuzung Ostendstraße und der Kreuzung Schwarenbergstraße wird spätestens ab dem 1.1.2020 ein Sonderfahrstreifen für den Busverkehr testweise für einen Zeitraum von drei Monaten eingerichtet. Soweit sinnvoll kann die Einführung in Schritten z.B. zunächst stadteinwärts erfolgen.“

Die Fortschreibung hatte vom 27. August bis 28. September 2018 öffentlich ausgelegen, die Öffentlichkeit hatte bis 12. Oktober 2018 die Möglichkeit, dazu gegenüber dem Regierungspräsidium Stellung zu nehmen. Gültig war der vom Land angeordnete Plan dann ab 3. Dezember 2018. Die Stadt beschloss, die Busspur schon vor dem Vorweihnachtsverkehr 2020 einzurichten, die unmittelbaren Anwohner waren per Infozetteln informiert worden. Daraufhin gab es vor allem auf Social-Media-Kanälen einzelne Proteste und Beschimpfungen, manche Anwohner beschwerten sich direkt bei der Stadt, auch der Handels- und Gewerbeverein Stuttgart-Ost verkämpfte sich einmal mehr für die wegfallenden 35 Parkplätze.

Keine Sicherheitsprobleme

Nun gibt es die Busspur stadteinwärts seit 29. Oktober 2019, auch stadtauswärts wurde eine eingerichtet, Tempo 40 gilt mittlerweile ebenfalls auf der Strecke. Und: es gibt keine Sicherheitsprobleme mit der Busspur. Das war – zur Überraschung einiger Bezirksbeiräte – das Kernthema der jetzt veröffentlichten Evaluation. In der Wagenburgstraße hat die etwas reduzierte Spurbreite zu keinerlei Problemen weder bei den Bussen noch beim restlichen Verkehr geführt. Es habe seit Einführung auch keine Unfälle im Zusammenhang mit der Spur gegeben, wurden die Bezirksbeiräte informiert. Die Busfahrzeiten der Linie 40 hätten sich stabilisiert, habe die SSB mitgeteilt. Die Verspätungen bei Staus betragen demnach nur noch ein bis vier Minuten, der Fahrplan werde also viel besser als früher eingehalten.

Auch das Parkraummanagement (PRM) im Umfeld der Wagenburgstraße funktioniere gut, hieß es im Bezirksbeirat. Bei insgesamt mehr als 3000 Parkplätzen in den beiden direkt angrenzenden PRM-Gebieten seien die 35 wegfallenden Plätze kaum ins Gewicht gefallen. Die Parksituation habe sich dort seit der Einführung des PRM vor allem tagsüber deutlich verbessert, nachts sei die Parkplatzsituation dagegen weitgehend unverändert angespannt. Die „Beschwerdelage“ sei im Osten nach der Umsetzung des Parkraummanagements im Vergleich zu anderen PRM-Gebieten relativ ruhig gewesen, hieß es.

CDU fühlt sich verkohlt

Das bestätigte auch die Einschätzung des früheren Ost-Bezirksvorstehers und Noch-SPD-Betreuungstadtrats Martin Körner, der wie berichtet ab Juli der Chefstratege von Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU) wird. „Mein Bauchgefühl ist, dass es alles doch nicht so schlimm war“, sagte er in der Sitzung. Er verwies auch auf die Bedeutung der Busspuren für die geplante Buslinie 47, die zum Fahrplanwechsel 2023 zunächst probeweise eingeführt werden soll. Die künftigen 47er-Busse starten an der Wagenburgstraße und umrunden dann die Innenstadt über die Haltestellen Charlottenplatz, Dorotheenstraße, Rathaus, Wilhelmsbau, Büchsenstraße, Hauptbahnhof und Staatsgalerie. Die Start- und Endhaltestelle Wagenburgstraße muss dafür verbreitert werden, wodurch dort vier Parkplätze wegfallen werden.

Im Bezirksbeirat Ost wurde die Evaluation der Busspur mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Während Bündnis 90/Die Grünen die Spur lobten, fühlte sich die CDU „verkohlt“. Für die SPD war die ganze Präsentation und Diskussion Zeitverschwendung, sie hätte sich gerne mit für den Stadtbezirk dringlicheren Themen beschäftigt. Ziemlich sicher ist aber, dass im Osten auch weiter über die Busspuren diskutiert wird. Die Testphase für den Bussonderfahrstreifen in Richtung Gaskessel läuft noch bis Herbst, auch dafür wird es dann eine Evaluation mit entsprechender Präsentation und Aussprache im Bezirksbeirat geben.