Im österreichischen Zillertal kann man auf Snowbikes die Pisten runterfahren. Das ist kinderleicht und zudem gut für Bauch, Beine und Po.

Der Montagmorgen überzieht das Zillertal mit einem leichten weißen Flaum. Schneeflocken schweben vom milchig-weißen Himmel. Nur hin und wieder werden sie von einer Brise durcheinandergewirbelt, gerade jetzt schießen sie waagerecht durch die Luft. Harri Pitkäniemi wischt sich einmal über die Augen, um wieder klare Sicht zu haben, dann blickt er auf die kleine Gruppe, scannt kurz die Kursteilnehmer und verschwindet. Skilehrer Harri, Mitte vierzig, wird seine vier Schützlinge gleich im Einmaleins des Snowbikens unterweisen. Der gebürtige Finne ist Fachmann für dieses Gefährt, das aussieht wie eine Mischung aus BMX-Rad und Schlitten. Er ist vor zweieinhalb Jahrzehnten hier im Zillertal hängen geblieben und bringt seither Touristen das Skifahren und Snowbiken bei, wobei Snowbiken viel einfacher sei, wie er gleich behaupten wird. Vor allem ist Snowbiken aber eins: Es ist gesund und wie geschaffen für Menschen mit Beschwerden in Knie- oder Fußgelenken oder mit einem nur eingeschränkten Faible für steile Berge. „Die meisten Menschen haben auf dem Snowbike weniger Angst“, sagt Harri und grinst, „einfach, weil sie sitzen und im Falle eines Falles weniger tief stürzen.“

 

Snowbiken ist ein Kinderspiel

Generell sei Snowbiken, so hatte Harri zuvor verkündet, eine wunderbare Alternative zum Skifahren. Man lerne es im Handumdrehen, zudem wirke es Wunder an Bauch, Beinen und Po. Und es liege voll im Trend, heißt es - spätestens seit Modeschöpfer Giorgio Armani den Ex-Top-Fußballer David Beckham mit dem von ihm designten Teil unter dem Arm über die Mailander Fashion Week laufen ließ. Harri blickt in die Runde der Snowbike-Neulinge, er stellt eines der gelben Dinger in die Mitte. Dort, wo beim Fahrrad die Räder sitzen, befinden sich Miniski. Pedale gibt es nicht. „Bremsen gibt’s auch nicht“, sagt Harri. „Doch keine Angst, man kann trotzdem stoppen. Und versprochen: Snowbiken ist ein Kinderspiel!“ Dann fährt er fort: „Die Arme müssen immer gestreckt und die Knie dicht am Bike belassen werden“, so der Finne. „Und Kurven fährt man, indem man den Kopf sachte in die gewünschte Richtung dreht. Dadurch drehen sich auch Hüfte und Oberkörper - und die Links- oder Rechtsdrehung ergibt sich quasi von alleine.“

Man könnte hier im Zillertal auch anderes tun. Durch sanfte Loipen gleiten beispielsweise oder in einer der Skihütten sitzen und Kaiserschmarrn mit Kompott schlemmen. Man könnte sich auch in einen Liegestuhl legen, von denen hier Hunderte vor den Bergrestaurants stehen, und seine Nase in die Sonne halten. Oder in seinem Feriendomizil in der Sauna schmoren. Stattdessen folgt die kleine Gruppe Harri zur Gondel und steigt samt der komischen Gefährte ein. Keine fünf Minuten später liegt ihnen das Zillertal zu Füßen. Wie ein breites Band schlängelt sich das Tal durch die Tiroler Landschaft. 55 Dreitausender ragen hier in den Himmel. Von ihnen schlängeln sich fast 100 Kilometer schwarze, rund 400 Kilometer rote und 175 Kilometer blaue Pisten hinunter. Schnee lastet schwer auf den Tannen. Nur noch vereinzelt schweben Flocken vom mittlerweile blauen Himmel. „Einfach hinsetzen, das Bike Richtung Abhang drehen - und los!“, leitet Harri die Snowbike-Schüler an. Sie lassen sich auf ihre Sättel sinken, betrachten skeptisch die langen Ski, die montiert sind, wo bei Fahrrädern das Vorderrad ist und die Spitzen der zwei kürzeren Ski unter ihren Sätteln. Dann dreht einer nach dem anderen zaghaft den Lenker Richtung Abhang - und ab geht’s.

Die Schwierigkeit ist das Liftfahren

Harri grinst breit, als seine Schützlinge ein paar Minuten später aufgekratzt am Fuße des Abhangs ankommen. „Sag ich doch, ein Kinderspiel! Und jetzt die nächste Lektion!“, ruft er ihnen entgegen. Die nächste Lektion, damit meint er das Liftfahren, und das ist, wie sich schnell herausstellt, die einzige kleine Schwierigkeit beim Snowbiken. Dabei klang es eben ganz einfach: das Bike unter den Arm klemmen, durch die Sperre gehen und auf einen der Randplätze des Sessellifts warten. Doch der Weg Richtung Lift ist vereist und die Bikes bleiben im Drehkreuz hängen. Zwei Schüler stolpern und können sich gerade noch abfangen, zwei fallen hin und ziehen die mitleidigen Blicke der umstehenden Skifahrer auf sich. Ein paar Pistenfahrten später haben Harris Schüler den Bogen raus. Jetzt haben sie sich eine Pause verdient, findet Harri.

Britta (42) aus Hamburg streckt ihre Gliedmaßen in einem Liegestuhl der Kristallhütte aus, unter ihr ein flauschiges Lammfell, rundherum schneebedeckte Bergspitzen. „Ich spüre schon, wie sich der Muskelkater ausbreitet“, sagt sie und lacht, dann lauscht sie weiter Harris Worten. Die Kristallhütte sei die angeblich schönste und beste Skihütte weit und breit, erzählt er, sie sei immer mal wieder zur Skihütte des Jahres gekürt worden. „Ist der Kaiserschmarrn auch zu empfehlen?“, fragt die Hamburgerin Harri. Der nickt und stiefelt los - Kaiserschmarrn bestellen. Das Zillertal, so heißt es, sei besonders gemütlich und familienfreundlich, und Vielseitigkeit sagt man dem Tiroler Tal auch nach. Freerider finden ihre Tiefschneehänge am Isskogel, Familien hingegen lieben Königsleiten und die Gerlosplatte, weil die Pisten dort überwiegend blau sind und das Ambiente entspannt ist. Es gibt einen Funpark und für Adrenalin-Süchtige die wohl steilste Piste Österreichs: die Harakiri-Piste, die mehr Gefälle aufweist als eine Skisprungschanze (78 Prozent). Und es gibt Snowbikes.

Am nächsten Tag kurven die Snowbike-Neulinge noch einmal ein paar blaue Pisten neben Harri hinunter, an schneebedeckten Tannen vorbei und durch breite Schneisen. Danach wagen sie sich allein los - hinauf auf die Rosenalm und dann auf die Karspitz. Sie machen Rast auf Berghütten, zum Beispiel in Rosis Schnitzelhütte nahe der Abfahrt 18 (hier gibt es die größten Schnitzel weit und breit) oder auf der Gerlosplatte in der Plattenalm. Sie schlemmen noch einmal Kaiserschmarrn und Schnitzel und lassen sich beäugen, während sie mit ihrem komischen Gefährt in den Lift stolpern. Und wie ist das Snowbiken nun? Die Hamburgerin Britta muss nicht lange nachdenken, sie ist begeistert. „Snowbiken zu lernen, ist tatsächlich ein Kinderspiel, sogar für Angsthasen wie mich. Und es ist offenbar wirklich so wirksam wie Pilates.“ Dann dreht sie sich um und verschwindet in der Sauna, um den Muskelkater zu besänftigen.

Infos zu Österreich

Österreich

Anreise

Air Berlin, www.airberlin.com , fliegt im Winter von mehreren deutschen Flughäfen aus nach Innsbruck (Preis pro Person ab 130 Euro). Von dort geht es weiter mit einem Shuttle des Hotels oder mit einem Mietwagen nach Zell am Ziller.
Alternativ mit dem Auto über die A 8 München-Salzburg Richtung Innsbruck, Ausfahrt Zillertal. Von dort sind es noch rund 20 Kilometer bis nach Zell.

Unterkunft

Drei Übernachtungen im familiengeführten Wellness- und Genießer-Hotel Theresa in Zell im Zillertal kosten ab 439,90 Euro/Person inklusive Vollpension, geführten Ausflügen, einem Snowbike-Kurs und anschließender Nutzung des Snowbikes, www.theresa.at
Auch im Alpenwelt-Resort in Königsleiten (Doppelzimmer ab 95 Euro pro Person, inklusive Halbpension) kann man Snowbikes leihen. Weitere Informationen unter www.alpenwelt.net oder telefonisch unter Tel. 00 43 / 65 64 - 82 82.
Ferienhäuser im Zillertal sind etwa bei Frosch Ferienhäuser zu finden, Preis für vier Personen ab 333 Euro/Woche, www.frosch-ferienhaus.de , Tel. 02 51 / 89 90 50.

Allgemeine Informationen

Wetter, Schneehöhen, Pistenplan und mehr ist zu finden auf www.zillertalarena.com
Weitere Informationen zum Snowbiken, den Leihstationen und dem Abc des Snowbikens gibt es unter www.snowbike-zillertal.at