Vor einem Jahr ist Künstlern und Wissenschaftlern in der Willy-Brandt-Straße ein kleiner Raum zur Verfügung gestellt worden - als vorübergehender Projektraum. Die erste Bilanz ist durchweg positiv – nur die Wissenschaft ziert sich noch ein bisschen.

S-Mitte - Wir sind von der positiven Resonanz und der Akzeptanz des Raums absolut überwältigt“, sagt Erik Sturm. Sturm ist Sprecher der Projektgruppe, die den neudeutsch als Off-Space bezeichneten Projektraum Lotte seit einem Jahr betreibt. Lotte ist kein beliebiger Name. Lotte steht vielmehr für „Land Of The Temporary Eternity“, zu deutsch etwa „Land der vorübergehenden Ewigkeit“, und soll Künstlern und Wissenschaftlern, aber auch allen anderen Zeitgenossen, die etwas mitzuteilen haben, Raum für ihre Präsentation bieten.

 

Für fünf Jahre hat das Land die Räume Schülern und Studenten der Akademie der Bildenden Künste, der Filmakademie Ludwigsburg, der Merz Akademie, der Uni Stuttgart sowie der Akademie der Darstellenden Kunst Ludwigsburg zum Bespielen mietfrei zur Verfügung gestellt – aber nicht nur, um diese selbst zu nutzen, sondern auch, um dort außergewöhnliche Projekte zu realisieren, für die es sonst keine unabhängige Plattform in der Landeshauptstadt gibt.

Zurzeit läuft das 27. Projekt

Dies sei während der ersten 365 Tage im Ansatz bereits sehr gut gelungen, ist Erik Sturm als einer der Lotte-Mitbetreuer überzeugt. Wenngleich er es schade finde, dass es bislang überwiegend künstlerische Projekte gewesen seien, die in Lotte präsentiert worden seien. „Die Wissenschaftler tun sich wohl etwas schwer, sich hier mit Ideen und Arbeiten zu zeigen“, bedauert er und hofft, dass sich dies demnächst einmal ändert. 26 Projekte wurden während des ersten Jahres bereits realisiert, die 27. Schau zum einjährigen Bestehen mit „Footnotes“ am Freitag eröffnet. Die große Nachfrage nach einer Nutzung des Raumes lässt zudem vermuten, dass es auch im kommenden Jahr ähnlich viele werden. „Dass es in Stuttgart eine solchen Projektraum gibt, hat sich weithin herumgesprochen“, freut sich Sturm – sogar aus Mexiko kämen inzwischen Anfragen, diesen Raum zu nutzen. Die Zahl sei so hoch, „dass wir längst nicht alle berücksichtigen können“, erklärt Sturm. Ein Team mit bis zu 14 Vertretern aus den beteiligten Hochschulen und Institutionen sichtet daher regelmäßig die Ideen und vergibt den nur wenige Quadratmeter großen Raum an der Willy-Brandt-Straße anschließend auf begrenzte Zeit an die Interessierten.

Weitere Sponsoren werden gesucht

Dass längst nicht alles so professionell wie in gut aufgestellten Galerien funktioniert, ist laut Sturm gleichermaßen Vor- und Nachteil, Herausforderung und Anspruch auf Optimierung. Allerdings fehlt den jungen Lotte-Machern mitunter ein wenig Geld, um mehr zu tun, als es bereits der Fall ist. „Sponsoren wären gut für uns“, sagt Erik Sturm, Zugeständnisse gegenüber Geldgebern würden aber keine gemacht. Auch die bisherigen Förderer von Lotte würden die Idee unterstützen, ohne Einfluss zu nehmen. Dies sei auch weiterhin oberstes Ziel.

Dass Lotte eine wichtige Einrichtung ist, davon sind auch Brigitte Lösch, die Vizepräsidentin des baden-württembergischen Landtags, sowie die Leiterin des Stuttgarter Kulturamts, Susanne Laugwitz-Aulbach, überzeugt. Sie gratulierten bei einem kleinen Festakt im Künstlerhaus dem Ableger des Künstlerhauses zum Einjährigen, nutzten aber die Gelegenheit insbesondere dazu, auf das inzwischen 35-jährige Bestehen des im Westen angesiedelte Künstlerhaus hinzuweisen. Dieses sei inzwischen eine weit über Stuttgart ausstrahlende Einrichtung, die sie nicht mehr missen möchten, betonten Lösch und Laugwitz-Aulbach, die freilich auch darauf hoffen, dass Lotte eine ähnlich gute Entwicklung in der Zukunft bevorsteht.