Nach dem Orkan Lothar im Jahr 1999 war ein Denkmal verschwunden, das an den 1940 verunglückten Forstarbeiter Karl Liebrich erinnert. Jetzt ist der Gedenkstein wieder gefunden und aufgestellt worden.

Ohmden - Verschollen war er, aber nicht vergessen – der Gedenkstein für Karl Liebrich, ein Holzfäller aus Ohmden, der 1940 bei der Arbeit tödlich verunglückt ist. Das Kleindenkmal, das an den Mann erinnert, der im Alter von 50 Jahren sein Leben bei der Waldarbeit im damaligen Staatswald bei Ohmden verloren hatte, war seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 spurlos verschwunden. Nachdem der Sturm Lothar über das Land hinweg gefegt war, war der Stein unauffindbar. Erst jetzt, fast 17 Jahre später, hat ihn Dieter Klingelhöller vom Forstamt Esslingen entdeckt, wie das Landratsamt mitteilt.

 

Abgeknickte Fichte schnellte nach oben

Für die Ohmdener Familie Liebrich war es sehr schwer, ohne den Ehemann und Vater durch die Kriegsjahre und die Nachkriegszeit zu kommen. Die Lebensplanung des damals 13-jährigen Sohns Hermann beispielsweise wurde völlig umgekrempelt. Eine Schlosserlehre konnte er nicht mehr antreten, weil die Mutter jetzt seine Unterstützung in der Landwirtschaft brauchte.

Am 10. Mai 1940 war Karl Liebrich zur Arbeit in den Wald aufgebrochen, um eine Fläche mit Sturmholz aufzuräumen. Er sollte nicht mehr nach Hause zurückkehren. Eine vom Wind geknickte Fichte, die laut des damals in Sütterlinschrift verfassten Unfallberichts „mittstamms auf einem anderen Wurzelballen auflag“, schnellte beim Absägen nach oben und traf Karl Liebrich zunächst am Kopf. Danach fiel der Baumstamm auf ihn, er starb an den schweren Verletzungen.

Es tat der Familie gut, der Trauer einen festen Ort zu geben, indem sie einen Gedenkstein am Unglücksort aufstellte. Jahr für Jahr trafen sich die Angehörigen dort, um am Geburtstag von Karl Liebrich seiner zu gedenken. Bis zum 26. Dezember 1999, als der Orkan Lothar mit seiner zerstörerischen Macht den Stein umwarf und mit gebrochenen Fichten bedeckte. Das Sturmgelände galt von da an als Dauerversuchsfläche der forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg und wurde nicht weiter geräumt. Mannshohe Brombeerhecken bildeten mit der Zeit ein undurchdringliches Dickicht. Deshalb konnte das Denkmal – trotz mehrerer Versuche – nicht gefunden werden.

Waldarbeit ist auch heute noch gefährlich

Erst jetzt bot die fortgeschrittene Sukzessionsfläche die Chance, den Stein wieder zu finden. Dem Forstmann Dieter Klingelhöller ist es gelungen, nachdem er sich nochmals mit Karte und Lagebeschreibung auf die Suche gemacht hatte. Erst kürzlich wurde der Stein im Beisein von Liebrichs Angehörigen in einer kleinen Feierstunde wieder an seinem alten Platz aufgestellt. Er steht laut dem Weilheimer Revierleiter Markus König auch stellvertretend für die Menschen, die bei der Waldarbeit ihr Leben verloren haben. Denn die Holzhauerei sei nicht nur 1940 eine gefährliche Arbeit gewesen, sagt er. Auch heute noch stagnierten die Unfallzahlen „auf hohem Niveau“.