Die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist nicht unbedingt eine Frage des Alters. Das beweisen diese zehn Sportlerinnen und Sportler, die eine besondere Geschichte aufweisen.

Tokio - Isabell Werth ist 52, Mary Hanna sogar 66, und selbst auf dem „hippen“ Skateboard ist noch ein 46-Jähriger am Start: In Tokio schreiben auch Oldies die großen Geschichten.

 

ISABELL WERTH (52/Deutschland/Dressur)

Die erfolgreichste Reiterin der Olympia-Geschichte ist auch Deutschlands älteste Tokio-Teilnehmerin - falls Ersatzmann Andreas Dibowski (55) in der Vielseitigkeit nicht zum Einsatz kommt. Sieben Goldmedaillen hat Werth inzwischen geholt, doch genug hat sie noch lange nicht. „Ein paar Tage werden es noch“, sagt Werth: „Ich fühle mich noch jung.“ Paris 2024 lässt grüßen.

OKSANA CHUSOVITINA (46/Usbekistan/Turnen)

Als die Mannschafts-Olympiasiegerin von 1992 (!) die Qualifikation für das Sprungfinale verpasste, wurde sie mit Standing Ovations verabschiedet. In einem Sport, in dem ihre Gegnerinnen zumeist Teenager sind, ist die „Turn-Oma“ eine Exotin. Nach dem schnellen Aus bei ihren achten Spielen war Chusovitina bestens gelaunt und scherzte: „Vielleicht lasse ich Paris 2024 aus und komme 2028 nach Los Angeles.“

SANTIAGO RAUL LANGE (59/Argentinien/Segeln)

2015 erhielt der Segler die Schockdiagnose Krebs, 80 Prozent des linken Lungenflügels mussten ihm entfernt werden. 2016 holte er in Rio Gold, Tokio sind seine siebten Spiele. Der Kampf gegen Krebs sei wie eine Regatta gewesen, sagte er: „Ich war mitten in einem Sturm auf hoher See und konnte das Schiff nicht verlassen.“ Er hat es trotzdem geschafft.

MARY HANNA (66/Australien/Dressur)

Die älteste Tokio-Teilnehmerin hat vier Enkel, in Japan war die 66-Jährige zum sechsten Mal bei Sommerspielen am Start. „Reiten ist eine dieser tollen Sportarten, in der Alter und Geschlecht eigentlich egal sind“, sagte „Oma Hanna“. Und daher will die Australierin auch 2024 wieder dabei sein: „Wenn mein Körper nicht zusammenbricht, ist das mein Ziel. Es sind doch nur noch drei Jahre.“

NINO SALUKVADSE (52/Schießen/Georgien)

Salukvadse holte 1988 in Seoul Gold und Silber für die Sowjetunion, 2008 noch einmal Bronze für Georgien. Tokio sind ihre siebten Spiele. „Mein Geheimnis? Harte Arbeit!“, sagt sie. 2016 in Rio nahm sie gemeinsam mit ihrem Sohn Tsotne Machawariani, ebenfalls ein Sportschütze, an Olympia teil - das hatte es in der Geschichte noch nie gegeben.

RUNE GILFBERG (46/Dänemark/Skateboard)

Der „Danish Destroyer“ gibt am Donnerstag als ältester Tokio-Starter sein Olympia-Debüt. Und das in einer Sportart, die vor allem ein junges Publikum anziehen soll und in der viele Konkurrenten nicht mal halb so alt sind wie er. „Ich fühle mich gesegnet, dass ich in meinem Alter noch immer auf diesem Level skaten kann“, sagt Gilfberg.

NI XIALIAN (58/Luxemburg/Tischtennis)

Geboren in Shanghai, steht Ni Xialian seit 1991 für Luxemburg am Tisch. 2016 in Rio trug sie bei der Schlussfeier die Fahne des Großherzogtums. In Tokio schied Xialian, die den Rekord für das längste Tischtennis-Match der Geschichte hält, in der zweiten Runde aus.

SAVATE SRESTHAPORN (58/Thailand/Schießen)

Sresthaporn begann erst mit 40 Jahren mit dem Schießen, ein Piloten-Kollege brachte ihn auf den Geschmack. „Ich hätte am Wochenende auch Golf spielen können, fand Schießen aber spannender“, sagt der Thailänder. Tokio sind seine ersten Olympischen Spiele - bei der Eröffnungsfeier trug er stolz die Fahne.

JESUS ANGEL GARCIA (51/Spanien/Leichtathletik)

1992, 1996, 2000, 2004, 2008, 2012, 2016 - und auch jetzt in Tokio ist er natürlich wieder dabei: Die spanische Geher-Legende Jesus Angel Garcia. Als erster Leichtathlet nimmt er zum achten Mal an Olympischen Spielen teil, der 50-km-Weltmeister von 1993 wird im Oktober 52 Jahre alt. Sein bestes Olympia-Ergebnis über 50 km erreichte er 2008 in Peking als Vierter, nur 1996 in Atlanta kam er nicht ins Ziel. Für den „ewigen Jesus“ werden es aber wohl die letzten Spiele werden: In Paris 2024 sind die 50 km nicht mehr im Programm, stattdessen wird ein Mixed-Wettbewerb ausgetragen.

FORMIGA (43/Brasilien/Fußball)

Seit 1996 ist Frauenfußball olympisch, bei jedem Turnier war Formiga seither dabei. Die „Ameise“, die mit vollem Namen Miraildes Maciel Mota heißt, gehört zum Inventar im brasilianischen Mittelfeld, 2004 und 2008 gewann sie Silber. Aufgewachsen in einer Favela von Salvador, hat sie sich auch den Kampf für Gleichberechtigung auf die Fahnen geschrieben. „Nur diejenigen von uns, die durch die Hölle gegangen sind, wissen, was wir ertragen mussten, um dorthin zu gelangen, wo wir heute stehen“, sagte sie einst.