Biathlon-Altmeister Ole Einar Björndalen gewinnt bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi seine siebte Goldmedaille. Die deutschen Skijäger hatten im Sprintrennen keine Chance.

Meisterhaft! Biathlet Ole Einar Björndalen gewinnt bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi seine siebte Goldmedaille. Die deutschen Skijäger hatten im Sprintrennen keine Chance.

 

Krasnaja Poljana - Andächtig stieg Ole Einer Björndalen auf das Siegespodest, dann riss der Biathlon-Altmeister die Arme in die Höhe und schrie seine unbändige Freunde über den Gold-Coup in den Nachthimmel. „Das war sehr wichtig für mich. Heute habe ich Björn Dählie eingeholt, aber er ist trotzdem der Größte“, sagte der Rekord-Weltmeister nach seiner zwölften Olympia-Medaille und der Einstellung von Dählies Rekord. Bei der beinahe schon unglaublichen Björndalen-Gala blieb den deutschen Skijägern nur die Rolle der aufrichtigen Gratulanten.

Während der 40-jährige Björndalen am Samstag trotz eines Schießfehlers sein siebtes Olympia-Gold seit Nagano 1998 mit einem Vorsprung von nur 1,3 Sekunden vor dem fehlerfrei gebliebenen Österreicher Dominik Landertinger und dem Tschechen Jaroslav Soukop gewann, war Simon Schempp im Auftakt-Sprint in den Bergen über Sotschi als 15. der beste des weit weg von den Medaillenrängen eingelaufenen deutschen Quartetts. „Das hatten wir uns etwas anders vorgestellt“, sagte Bundestrainer Mark Kirchner und zog den Hut vor dem Olympiasieger, gegen den er noch selbst gekämpft hatte: „Hochachtung!“

Sein wichtigstes Sotschi-Ziel hat Björndalen indes nun schon erfüllt. „Aber ich werde weiter kämpfen“, kündete der ob seiner Besessenheit auch mit dem Spitznamen „Kannibale“ bedachte Super-Athlet an. Ursprünglich wollte er den Abend auf dem Hometrainer ausklingen lassen. „Aber jetzt kann ich noch nicht sagen, was ich machen werde. Eine kleine Feier wird es aber geben“, sagte der Perfektionist. Punktgenau hatte er sich auf Olympia vorbereitet. „Das ist einfach toll, das war mein bestes Rennen in dieser Saison. Ich bin sehr, sehr zufrieden“, meinte Björndalen, der am 27. Januar 40 Jahre alt geworden war.

Wenn die Regel nicht geändert worden wäre, dann hätte Björndalen jetzt schon 95 Weltcup-Siege auf seinem Konto und wäre seinem Ziel von 100 Siegen wieder ein Stück näher gekommen. Doch erstmals zählen Olympiasiege nicht mehr für die Weltcup-Wertung. Björndalen, der im Biathlon-Weltcup schon 93 Mal und einmal sogar als Langläufer erfolgreich war, wird es verschmerzen können.

Nur Schempp war treffsicherer am Schießstand als Björndalen

Treffsicherer am Schießstand als der Olympiasieger war der fehlerfrei gebliebene Schempp. Doch der Uhinger war als 15. trotzdem 42,9 Sekunden hinter Björndalen. „Es ging vom ersten Meter an sehr zäh. Ich hatte keinen Vergleich, ob es an mir lag oder am Ski“, sagte Schempp, der bei der General-Probe in Antholz noch einen Doppelsieg geschafft hatte. Im Olympia-Rennen über die zehn Kilometer war er lange Zeit alleine unterwegs gewesen.

Wie der auf Platz 21 eingekommene Erik Lesser (1 Fehler/53,2 Sekunden zurück) hat Schempp im Verfolgungsrennen am Montag wenigstens noch Außenseiterchancen. „Beim Weltcup in Frankreich bin ich auch mit 53 Sekunden in den Verfolger gegangen und Zweiter geworden, aber das wird hier bei Olympia wohl nicht passieren“, sagte der neben Schempp zweite Olympia-Debütant.

Der als Medaillen-Hoffnung gehandelte Ex-Weltmeister Arnd Peiffer (3 Fehler/1:27,7 Minuten Rückstand) als 34. und Christoph Stephan (2/2:21,9) als 58. werden über die 15 Kilometer dagegen wohl keine Rolle mehr spielen. „Das Schießen war indiskutabel. Das ist total ärgerlich“, sagte Peiffer.

Der Harzer war nach dem Auftakt genauso enttäuscht wie die großen Favoriten Martin Fourcade aus Frankreich als Sechster und der Norweger Emil Hegle Svendsen als Neunter. Das vorher ausgerufene Giganten-Duell sprengte ausgerechnet Oldie Björndalen und zeigte seinen weitaus jüngeren Konkurrenten, die ebenfalls einmal in die Strafrunde mussten, warum immer noch er der Biathlon-Riese ist und kein anderer.

Nun ist er nicht nur der älteste Sieger in einem olympischen Einzelwettbewerb, sondern hat auch genauso wie Björn Dählie zwölf Olympia-Medaillen gewonnen hat. Der große norwegische Langläufer gewann allerdings acht Goldmedaillen - das kann Björndalen in Sotschi bei seinen sechsten Olympischen Spielen auch noch schaffen.

„Es ist keine Frage des Alters, sondern der Qualität. Ganz ehrlich, ich hätte nie gedacht, dass Ole mit einer Strafrunde Olympiasieger werden kann“, sagte Michael Greis, der mit seinen drei Goldmedaillen bei den Spielen in Turin dem Norweger seinerzeit die Show gestohlen hatte. Nur damals vor acht Jahren hatte Björndalen seit seinem medaillenlosen Olympia-Debüt 1994 kein Gold gewonnen.

In Remo Krug hatte wenigstens ein Deutscher im nur zu zwei Dritteln mit Zuschauern gefüllten Olympiastadion „Laura“ Grund zum Jubeln: „Das war der größte Erfolg meiner Trainerlaufbahn. Ich bin total zufrieden, total happy“, meinte der Coach, dessen Schützling Landertinger Österreich die erste Medaille bei diesen Winterspielen beschert hatte.