In der Welt des Sports gibt es reichlich Absurdes, Seltsames und Lustiges. Daher kürt unsere Sportredaktion mit einem Augenzwinkern täglich den Sportsfreund des Tages. Heute: Mike Eruzione, der Mann, der für Wunder zuständig ist.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Das „Miracle on Ice“ von Lake Placid, die Älteren erinnern sich vielleicht noch daran, hat nichts mit „Holiday on Ice“ zu tun, der Eiskunstlaufshow. Am 22. Februar 1980, also exakt vor 41 Jahren, schlug eine zusammengewürfelte Truppe von College-Spielern aus den USA die damalige Eishockey-Weltsupermacht Sowjetunion mit 4:3 bei den Olympischen Spielen; durch das folgende 4:2 über Finnland holten die US-Boys sensationell die Goldmedaille. Den Siegtreffer beim Wunder auf dem Eis gegen die Sbornaja erzielte der damals 25 Jahre alte Mike Eruzione, der Kapitän des Teams. Der Flügelstürmer hat nie in der NHL gespielt, er hat seine aktive Laufbahn mit dem Gold-Triumph beendet, weil er überzeugt war, dass nichts Besseres nachkommen könne. Er hat Bücher über den Sensationssieg geschrieben, hat seine Expertise für entsprechende Filme einfließen lassen, hat als Sportkommentator gearbeitet und an der Universität Boston als Director of Development for Athletics, also eine Art Sportdirektor, gelehrt. Heute ist er 66 und genießt das Leben.

 

Trotz seiner Großtat als Torschütze hat sich Mike Eruzione nicht ins kollektive Gedächtnis der Eishockey-Fans gebrannt. Aber immerhin haben die Amis einen, den sie für diesen Sieg beim Namen nennen können. Das deutsche Eishockey hat keinen solchen Helden. 2018, beim größten Erfolg, ging das Olympia-Finale gegen Russland mit 3:4 in der Verlängerung verloren, es gab folglich keinen Siegtorschützen. Und 1976, als die deutschen Kufencracks bei den Winterspielen von Innsbruck nicht minder sensationell Bronze gewannen, ebenfalls nicht. Damals entschied der Torquotient der Finalrunde über die Medaillen, und Deutschland lag mit 1,167 denkbar knapp vor Finnland mit 1,125. Schade, dass wir keinen Mike Eruzione haben, einen Torquotienten feiert man nicht ganz so leidenschaftlich.