Trotz der weltweiten Coronakrise will der IOC-Präsident Thomas Bach eine Entscheidung über Absage oder Durchführung der Olympischen Spiele in Tokio solange wie möglich hinauszögern. Das stößt mehr und mehr auf Kritik.

Stuttgart - Das Olympische Feuer ist am Freitag in Japan eingetroffen. Die Flamme landete per Charterflug vor geladenen Gästen auf der Matsushima Air Base in der japanischen Provinz Miyagi. Auf ein rauschendes Fest verzichtete das Internationale Olympische Komitee (IOC) aufgrund der Coronakrise.

 

IOC-Präsident Thomas Bach ist derweil weiterhin optimistisch, die Olympischen Spiele in Tokio (24. Juli bis 9. August) trotz der Coronavirus-Pandemie planmäßig durchzuführen. Das IOC werde auf Empfehlung seiner eigenen Task Force und der Weltgesundheitsorganisation WHO handeln, sagte Bach der „New York Times“. Momentan sei es „verfrüht“, eine Entscheidung über eine Verschiebung der Spiele zu treffen. Natürlich denken wir über unterschiedliche Szenarien nach, aber wir sind im Gegensatz zu vielen anderen Sportorganisationen oder professionellen Ligen noch viereinhalb Monate von den Spielen entfernt“, sagte Bach. Eine Verschiebung wäre „jetzt nicht verantwortlich, und es wäre verfrüht, Spekulationen zu starten oder eine Entscheidung zu treffen, wenn wir keine Empfehlung von der Task Force haben.“

In Japan startet derweil nun ein mehrmonatiger Fackellauf durchs Land, ehe das Olympische Feuer am Eröffnungstag der Spiele entzündet wird. Die japanischen Organisatoren wiesen darauf hin, dass beim Fackellauf auf größere Zuschauer-Beteiligungen verzichtet werde, um die Ansteckungsgefahr zu verringern. Sollten sich dennoch an der Strecke größere Menschenmengen bilden, werde der Fackellauf wie schon bei seinem Start in Griechenland abgesagt.

Olympia – ein positives Zeichen?

Kanu-Verbandschef Thomas Konietzko hält das Festhalten des Internationalen Olympischen Komitees an den Sommerspielen in Tokio für richtig. „Stellen Sie sich vor, was das für ein positives Zeichen für die Welt wäre, wenn es uns gelingt, die Olympischen Spiele als erste Veranstaltung nach dieser weltweiten Krise stattfinden zu lassen“, sagte der Spitzenfunktionär der Zeitung „Neues Deutschland“ (Freitag). Mit einem Erfolg von Olympia in Japan könne bewiesen werden, „was für eine verbindende Kraft Sport für eine Gesellschaft hat“, sagte Konietzko.

Wegen der Coronavirus-Pandemie fordert eine wachsende Zahl von Athleten, die Sommerspiele in Tokio abzusagen oder zu verschieben. Der Verein Athleten Deutschland hatte nach einer Telefonkonferenz des IOC mit 220 Vertretern aus den Reihen der Sportler die sture Haltung der Olympia-Macher kritisiert. IOC-Präsident Thomas Bach hatte dagegen von einem „konstruktiven“ Austausch gesprochen und betont, dass noch mehr als vier Monate Zeit bis zu den Olympischen Spielen vom 24. Juli bis 9. August sei.

Konietzko sieht den Glauben an ein planmäßiges Olympia als „sehr optimistisch, aber das muss man im Moment sein. Es muss weitergehen“, sagte der Präsident des Deutschen Kanu-Verbands. Es bestehe noch eine Chance, dass die Welt das Virus in den Griff bekomme. Eine Entscheidung über die Sommerspiele Ende April oder Anfang Mai sei möglich. Allerdings gab der 56-Jährige zu, die Chancen für eine Austragung der Tokio-Spiele würden „von Tag zu Tag“ sinken.