Neben Siegen und Niederlagen gibt es bei Olympia auch reichlich Absurdes, Seltsames und Lustiges. Manchmal bedeutet eine Niederlage sogar etwas Wunderbares.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Zu Tode betrübt. Himmelhoch jauchzend. Gegensätzlicher können Emotionen nicht sein, das wusste schon Johann Wolfgang von Goethe – und es gibt bis heute immer neue Inszenierungen des klassischen Themas, das zwischen tiefster Trauer und höchstem Hochgenuss handelt. Zuletzt führten Maria Belen Perez Maurice und Lucas Guillermo Saucedo dieses Stück auf den Brettern auf, die für Fechter die Welt bedeuten. Auf der Planche in Tokio. Die argentinische Säbelfechterin Maria Belen Perez Maurice musste im Olympischen Turnier unerwartet früh ihre Waffe strecken, weshalb sie beim TV-Interview mental ziemlich derangiert war. Also gefühlsmäßig in Unordnung. Da tauchte ihr Trainer (Señor Saucedo) in ihrem Rücken mit einem handgeschriebenen Zettel im Fernsehbild auf – darauf stand: „Willst du mich heiraten?“

 

Der Reporter nötigte die 36-Jährige, sich umzudrehen, und nachdem sie die Botschaft gelesen und deren Bedeutung realisiert hatte, fuhren die Gefühle Karussell mit ihr. „Ich dachte nur: Oh mein Gott“, sagte die Sportlerin und warf sich ihrem künftigen Ehemann in die Arme. „Als sie das Match verlor, war sie sehr traurig. In dem Moment habe ich das auf das Papier geschrieben“, verriet Lucas Saucedo später – und mehr noch: Wenn sie gewonnen hätte, hätte er mit dem Antrag noch gewartet. Was lernen wir also fürs Leben von Olympia? Erstens: Dabei sein ist alles. Zweitens: Eine Niederlage muss nicht das Ende sein, aus ihr kann auch der Beginn von etwas Wunderbarem werden.