Der russische Präsident Putin plant in Sotschi die vielleicht teuersten olympischen Winterspiele aller Zeiten. Auch mittelständische Betriebe in Deutschland verdienen gut an dieser Gigantomanie.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der erste Gewinner der Olympischen Spiele in Sotschi steht längst fest: das Geschäft. Mit Gesamtkosten von fast 40 Milliarden Euro – fünfmal so viel wie anfänglich veranschlagt – stellen die Putin-Festspiele alles Dagewesene in den Schatten. Mehr als die Hälfte des Geldes kommt von privaten Investoren, vor allem für die Infrastruktur. Sportstätten, Olympiadorf, Glasfaservernetzung, Kanalisation, Tunnel, Brücken und Hotels – fast alles wird aus dem Boden gestampft oder erneuert. 200 Kilometer Straßen und Bahnlinien vor allem ins Skigebiet sind entstanden, zudem ein Bahnhof mit einem sechsstöckigen Terminal.

 

Wasserhähne made in Germany

Dass bei solch gigantischen Beträgen etwas für deutsche Firmen abfällt, kann nicht überraschen. Mehr als 70 Unternehmen, darunter etliche Spezialisten für große Sportereignisse, sind vor Ort aktiv. Hightech made in Germany ist bei solch technisch anspruchsvollen Großvorhaben quasi unverzichtbar. Da sind nicht nur Global Player wie Siemens oder Volkswagen am Start, auch Mittelständlern spült der Bauboom an der Schwarzmeerküste Geld aufs Konto. Beispielsweise stattet der badische Badarmaturenhersteller Hansgrohe Unterkünfte der Olympioniken sowie Hotels mit Duschbrausen und Wasserhähnen aus, was kein Edelmetall, aber mehr als eine Million Euro einbringt.

Weltmeister für Wäschereisysteme

Gleich das Zehnfache verdient die Firma Kannegiesser mit einer Großwäscherei. Diese Anlage soll täglich bis zu 100 Tonnen Textilien in einem 7000 Quadratmeter umfassenden Gebäude säubern, trocknen, mangeln, falten und sortieren. Diese Kapazitäten müssten für 25 000 Gäste ausreichen. Der Ostwestfale Martin Kannegiesser ist im Südwesten ein Begriff – weniger wegen eines früheren Standorts in Steinheim, sondern eher als Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. In dieser Funktion hatte er die Tarifpolitik der Metall- und Elektroindustrie bis vor gut einem Jahr mitbestimmt. In Russland kamen ihm alte Kontakte zum Olymp zugute: Schon zu den Sommerspielen 1980 hatte er in Moskau eine Waschstraße aufgebaut. Nun konnte sich Kannegiesser sozusagen als Weltmeister in der Sparte „hochkomplexe Wäschereisysteme“ erneut qualifizieren. Derartige Höchstleistungen müssen die deutschen Sportler erst noch erbringen.