Rund 1600 Aufrufe hat der Auftakt des Korona-Kulturkanals Kernen bisher auf Facebook und Youtube verzeichnet. Die Reaktionen im Netz seien durchweg positiv, berichtet der Medienmann Thomas Bitzer-Prill.

Übertragung - Pünktlich, ein paar Minuten vor Sendebeginn, sind die ersten Gäste schon da, unerwartete allerdings und auch nicht auf Youtube oder Facebook. Die Polizei samt kommunaler Ordnungsbehörde hat der Premiere des Korona-Kultur-Kanals Kernen mit Livestream vom idyllischen Standort an der Yburg aus umgehend einen analogen Besuch abgestattet. Denn die Yburg, potenzieller und deshalb rundum mit Absperrbändern versehener Hotspot für unbotmäßige Menschenansammlungen, behalten die Ordnungshüter in diesen Tagen besonders im Auge. Der Heimatforscher und Mitveranstalter der neuen digitalen Kulturreihe, Eberhard Kögel, hatte natürlich die Sondererlaubnis des Bürgermeister Benedikt Paulowitsch für die Dreharbeiten am historischen Ort. Seinen Ausweis wollten der Ordnung halber die Hüter derselben aber trotzdem sehen, bevor die Übertragung der Sendung über das Kriegsende und Pfeffer von Stetten starten durfte.

 

Liveaufnahmen bei strahlender Abendsonne

„Noch zwei Minuten, noch eine“ zählte bei strahlender Abendsonne Medienmann Thomas Bitzer-Prill am Donnerstag kurz vor 19 Uhr den Countdown zur Premiere des künftig wöchentlich live gestreamten Kanals. Vom Chef des Medienunternehmens dig-it-media stammt auch die Idee für den ausschließlich online agierenden kommunalen Kulturkanal. Mit den Corona-Notverordnungen seien schließlich nicht nur Schulen geschlossen und das Wirtschaftsleben heruntergefahren worden, auch alle Kulturveranstaltungen hätten abgesagt werden müssen.

Das Konzept: Mittels einer wöchentlich Sendung soll das örtliche Kulturleben aufrecht erhalten beziehungsweise wieder belebt werden. Zu einem festen Zeitpunkt jede Woche – bislang donnerstags oder freitags jeweils um 19 Uhr – treten örtliche Künstler und Kulturschaffende live auf, und das wird direkt ins Internet übertragen. Interessierte können Vortrag. Konzert oder Schauspiel am Computer oder auf dem Smartphone verfolgen. Das Prozedere ist einfach: Auf Youtube oder Facebook ins Suchfenster „kernen.kennenlernen“ eingeben.

Das Kriegsende in Stetten vor 75 Jahren mit bebildertem Vortrag von Gemeinderat und Heimathistoriker Eberhard Kögel, der sich für die Idee der kommunalen Online-Kultur spontan begeisterte, ist das Thema der Premiere des Korona-Kultur-Kanals. Der hat den aktuell anmutenden Namen dem alten schwäbische Ausdruck „Korona“ für „Iberzwerche“, sprich widerspenstige Zeitgenossen, zu verdanken. Musikalisch umrahmt haben das Online-Erlebnis die beiden Gitarristen von „Mussorgsky meets Lucky Luke“ sowie zwei junge Bläser der Stettener Posaunenchors.

Drei Tote und ein aus dem Versteck befreites jüdisches Ehepaar

Von Winnenden über Beinstein und Endersbach seien die amerikanischen Divisionen vor 75 Jahren Ende April in Stetten angekommen. Zuvor hätten sie noch einen verdächtigen alten Lastwagen in den Weinbergen und eine Haubitzenstellung am Ortsrand beschossen. Drei Tote gab es auch, drei Wehrmachtsangehörige, die sich in Stetten versteckt hatten und von den alliierten Soldaten erschossen wurden. Ansonsten sei die Befreiung von einem Großteil der Stettener keineswegs als solche empfunden worden, sondern eher als eine Katastrophe, als Besetzung. Befreiung sei es vor allem für die zahlreichen Zwangsarbeiter im Ort gewesen – und für das jüdische Ehepaar Krakauer, das zuletzt in Stetten vor den Nationalsozialisten versteckt worden war.

Zur Premiere habe es, so berichtet Bitzer-Prill am Freitagmittag, durchweg positive Reaktionen gegeben. Immerhin 1600 Aufrufe sind bis dahin bei Facebook und Youtube gezählt worden. Eine Resonanz, mit der die Veranstalter zum Auftakt des Korona-Kultur-Kanals kaum gerechnet hätten. In der kommenden Woche geht es gleich weiter. Entweder am Donnerstag oder Freitag, auf jeden Fall um 19 Uhr. Interessenten für Auftritte können sich unter der Email-Adresse kontakt@dig-it-media.de melden. Die Veranstalter hoffen vor allem auf kreative Auftritte von jungen Leuten, betont Thomas Bitzer-Prill.