Drei bekannte Gesichter aus der Stuttgarter Clubszene bringen das Dukeland-Festival nach Ludwigsburg. Warum haben sie sich gerade die Anlage mit dem historischen Seeschlösschen dafür ausgeguckt?

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Eine solche Veranstaltung hat das Monrepos – und die Region Stuttgart – noch nicht gesehen: Normalerweise finden Festivals auf dem freien Feld, auch mal in Messehallen oder Veranstaltungszentren statt – und eben nicht inmitten von jeder Menge Grün. Im Juni werden nun erstmals Tausende zu elektronischer Musik auf dem herrschaftlichen Anwesen am Rande von Ludwigsburg – und eben genau in einer solchen Szenerie – feiern. Dukeland-Festival heißt die Sause, die drei Freunde und Geschäftspartner auf die Beine gestellt haben.

 

Wummernde Beats auf der einen und das pittoreske Schlösschen mit dem weitläufigen Anwesen, das an schönen Tagen von Spaziergängern regelmäßig fast überrannt wird, auf der anderen Seite – wie passt das zusammen? Gut, meint Veranstalter Marius Lehnert. Und gut, meinen auch Rainer Setzer, der für das Gelände verantwortlich ist, und sein Chef Michael Herzog von Württemberg. Lehnert und seine zwei Mitstreiter, Mladen Behtan und Sasa Mijailovic, sind in der Stuttgarter Szene bekannt wie bunte Hunde. Der bald 39-jährige Lehnert ist DJ, groß geworden ist er im Kessel – neben anderen Projekten – vor allem mit seinen regelmäßigen Clubveranstaltungen Deeper und Discotronic. Letztere ist die am längsten bestehende Partyreihe dieser Art in der Landeshauptstadt. Behtan und Mijailovic, der in Ludwigsburg wohnt, betreiben seit bald zehn Jahren das Kowalski, mittlerweile eine Institution im Stuttgarter Nachtleben.

Discoveteranen treffen auf den Herzog

Gemeinsam hatten die drei das Monrepos schon länger für ein Open Air ins Auge gefasst. Die Erreichbarkeit mit Bus und Bahn und das Gelände an sich machten es aus ihrer Sicht unschlagbar für ein Ein-Tages-Festival. Einen Kontakt zu den Verantwortlichen der Hofkammer zu knüpfen, das sei aber erst einmal gar nicht so einfach gewesen, sagt Lehnert. Zustande kam er schließlich über mehrere Ecken – unter anderem durch Felix Sommerrock, der das Schlosshotel leitet.

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Mit ihrer Erfahrung hätten sie vor allem gepunktet, glaubt Lehnert. Aber auch mit dem Konzept an sich. Bei dem Treffen zwischen Discoveteranen und dem Herzog im vergangenen Juni prallten Welten aufeinander. Schwarze T-Shirts, jede Menge Tattoos – das Trio hatte sich keine Mühe gemacht, seine Wurzeln im Nachtleben zu verbergen. „Wir kamen halt so an, wie wir sind“, sagt Lehnert. „Ich habe beim Anblick der drei erst einmal gedacht, das wird nix“, sagt Setzer. Er musste seinen ersten Eindruck schnell revidieren. „Die drei hatten sich sogar mit der Geschichte des Hauses Württemberg beschäftigt.“ Und so wurde es dann doch etwas – erstaunlich schnell sogar.

Normalerweise wage sich der Herzog bei solchen Veranstaltungen nicht so schnell aus der Deckung, sagt Setzer. „Aber nach dem Treffen hat er gesagt: ‚Das machen wir.‘“ Die Hofkammer sieht das neue Event auch als Chance, sich für ein jüngeres Publikum zu öffnen. „Vielleicht entdeckt der ein oder andere, der noch nie da war, die Domäne Monrepos ja so für sich“, sagt Setzer.

Das Electrique Baroque findet nicht mehr statt

Bis zu 8000 Besucher erwarten die Veranstalter am ersten Wochenende im Juni. Das Line-up steht bereits, darunter befinden sich so namhafte DJs wie Sven Väth, Dominik Eulberg oder Monika Kruse. Nachhaltig soll das Festival außerdem sein, betont Lehnert, und deshalb beispielsweise ohne Bargeld und mit möglichst wenig Plastik auskommen. „Außerdem wollen wir die Natur drum rum so gut es geht einbeziehen.“ Mit einem kleinen Markt und jeder Menge Platz zum Entspannen, hegen Lehnert und Setzer unabhängig voneinander die Hoffnung, dass das Event auch Menschen anzieht, die mit der Musik sonst wenig anfangen können.

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Dass ein Festival mit tanzbarer elektronischer Musik in Ludwigsburg auch so funktioniert, hat in den zurückliegenden Jahren das Electrique Baroque im Hof des Ludwigsburger Residenzschlosses gezeigt, zu dem immer mehrere Tausend Feierwütige kamen. Die Veranstaltung, mit der die Dukeland-Macher nichts zu tun haben, findet in diesem Jahr aber nicht mehr statt. Über die Gründe und ob die Reihe nur pausiert oder noch einmal stattfindet, dazu äußern sich die Organisatoren bislang nicht.

Findet das Dukeland-Festival jetzt öfter statt?

Der Hofkammer und dem Trio Lehnert, Behtan und Mijailovic ist daran gelegen, das Dukeland-Festival – sollte die erste Auflage kein kompletter Reinfall werden – langfristig zu verankern. Den Veranstaltungskalender am Monrepos aufzublasen, das sei aber keine Option. Neben dem Dukeland-Festival finden über den Sommer noch das Klassik-Open-Air, ein Firmenlauf und eine Reitveranstaltung statt. Mehr sei schon aus einem einfachen Grund kaum vorstellbar: Das Gelände ist öffentlich und könne nicht alle paar Wochen einfach abgesperrt werden, so Reiner Setzer.

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Eine Bühne, acht DJs

Termin
Das Dukeland-Festival findet am Samstag, 11. Juni, im Erholungsgebiet Monrepos statt. Das Line-up umfasst acht international bekannte DJs, die die Bühne von 12 bis 23.30 Uhr bespielen. Im Gegensatz zum Klassik-Open-Air soll das Seeschloss in die Bühne integriert werden. Es wird am Abend auch besonders beleuchtet.

Tickets
Der Vorverkauf hat begonnen und läuft nach Angaben von Veranstalter Marius Lehnert bislang zufriedenstellend. Die Eintrittskarten kosten 73,59 Euro, Gruppentickets sind etwas billiger. Außerdem gibt es ein VIP-Paket. Ordern kann man die Tickets online unter: www.dukeland-festival.com. Dort gibt es auch weitere Infos.