Das Ziryab-Ensemble vom Forum der Kulturen gastiert an diesem Donnerstag erstmals auf der Bühne vor dem Mercedes-Benz-Museum mit Stargast Gregory Dargent.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Ein Ensemble, das stolz ist auf das, was es kann, drückt dies gerne in seinem Namen aus. So hält es auch das Ziryab-Ensemble aus dem Laboratorium. Geht es nach den alten Quellen, war dieser Ziryab ein wahrer Tausendsassa: Das Drei-Gänge-Menü hat er eingeführt, eine Zahnpasta soll er entwickelt haben, die angeblich auch noch gut schmeckte, außerdem hat er die Kurzhaarfrisur erfunden und die Erkenntnis durchgesetzt, dass es sinnvoll,gesund und hygienisch ist, die Kleidung je nach Tages- und nach Jahreszeit zu wechseln.

 

Das ist schon eine ganze Weile her, so achtes oder neuntes Jahrhundert nach Christi Geburt. Die Muslime eroberten erfolgreich die damalige Welt und exportierten so ihre Kultur, unter anderem nach Spanien. Ziryab wurde in jenen Jahren geboren in Bagdad, sein Wirken entfaltete er aber vor allem im heutigen Cordoba.

Musiker aus verschiedenen Nationen

Und in Stuttgart gibt es das Ziryab-Ensemble nun im achten Jahr unter dem Dach vom Forum der Kulturen. Das besondere daran: Es ist ein interkulturelles Ensemble, Menschen aus den verschiedensten Nationen spielen da zusammen und bringen da auch die Spezialitäten der Kulturen, aus denen sie stammen, ins Spiel. All zu oft können die nicht zusammenkommen. Es ist schließlich nicht so einfach, mehr als ein Dutzend Musiker zu einem bestimmten Termin zusammen zu bekommen, die mit viel Leidenschaft ihre Musik machen, die zum Leben aber anderen Brotverdiensten nachgehen müssen.

Erinnerungen an das Sommerfestival 2019

Aber jetzt ist es wieder mal so weit: Am 23. September spielen sie von 19 Uhr an erstmals auf der Open-Air-Bühne vor dem Mercedes-Benz-Museum. Und für diesen prominenten Spielort mit seiner herausragenden Akustik haben sie als besonderen Gast den französischen Musiker Gregory Dargent eingeladen. Den kann man kennen: 2019 begeisterte er mit seinem Grand Ensemble de la Mediterranée beim Sommerfestival der Kulturen auf dem Stuttgarter Marktplatz. Damit wird nach langer Corona-bedingter Pause wieder die Konzertreihe Open World Stage fortgesetzt, die bisher meist im Laboratorium stattgefunden hat.

Dargent und Ziryab, das passt gut zusammen. Der Sohn einer französisch-algerischen Militärfamilie setzt als Komponist sowie als Oud- und Gitarrenspieler auf Musikgenres wie Tuareg-Trance, Free-Jazz, türkischer Maqam und Afro-American Worksongs. In seiner poetischen Musik verarbeitet er unter anderem die Geschichte der 17 Atomversuche Frankreichs in der algerischen Sahara in den 1960er-Jahren. Gerne arbeitet er da mit anderen Künstlern wie dem Ziryab-Ensemble zusammen, hat dazu auch einige eigene Kompositionen vorbereitet.

Vertraute Melodien aus dem Mittelmeer-Raum

Rolf Graser, Geschäftsführer des Forums der Kulturen, schürt schon mal die Vorfreude: „Dargent ist sehr vielseitig, damit spricht er ein großes Publikum an. Das hat er bei unserem Sommerfestival schon bewiesen. Aktuell präsentiert er jetzt Musik aus dem Mittelmeerraum. Da wird mancher die eine oder andere Melodie erkennen, auch wenn Dargent selbst bekannte Lieder in ein eigenes Gewand verpackt.“ Graser muss es ja wissen, denn eigentlich war dieses Konzert schon zwei mal terminlich angesetzt, musste aber wegen Corona verschoben werden. Deshalb jetzt der dritte Anlauf an dieser Spielstätte. Zu den gut zehn Mitgliedern von Ziryab bringt Dargent auch noch zwei Musiker mit, mit denen er häufig als Trio auftritt.

Übrigens: Auch Ziryab galt zu seinen Zeiten als begnadeter Virtuose auf der Oud, der orientalischen Kurzhalslaute. Und er hat zahlreiche Lieder geschrieben. Für die Wissenschaftler ist Ziryab der Begründer der andalusischen Musiktraditionen. Ziryab war also jemand, der verschiedene Kulturen kannte, der selbst deren verborgenen Gemeinsamkeiten entdeckte und so das Beste zum gemeinsamen Nutzen herausarbeitete.