In den Rems-Murr-Kliniken müssen erneut planbare Operationen verschoben werden. Außerdem gilt von Samstag an ein Besucherstopp.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden/Schorndorf - Die Rems-Murr-Kliniken gehen in den Pandemie-Krisenmodus über. Angesichts rasant steigender Infektionszahlen habe man einen Corona-Versorgungsplan aktiviert, teilt der Geschäftsführer der Kliniken mit Standorten in Winnenden und Schorndorf, Marc Nickel, mit.

 

Dieser zusammen mit Chefärzten, Pflegepersonal und Verwaltung entworfene Plan beinhalte ein Stufenmodell, das je nach Höhe der Inzidenz die Bereitstellung weiterer Kapazitäten für die Versorgung von Covid-Patienten vorsehe. Konkret heißt das: planbare und nicht-dringliche Behandlungen werden verschoben und Personal sowie Bettenkapazitäten umgeschichtet. Zentral gesteuert werden sollen alle Prozesse von einem eigens zusammengestellten Corona-Therapieteam.

Landrat: Große Herausforderung durch vierte Welle

„Die vierte Welle stellt uns vor enorme Herausforderungen“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende der Kliniken, Landrat Richard Sigel. Man habe mit dem Bau einer Infektionsstation zwar gute Rahmenbedingungen geschaffen, dennoch seien „auch bei uns die Mitarbeitenden am Limit“. Deshalb sei wichtig: „Wir sparen auch nach der Krise nicht am Personal“, sagt der Landrat.

Zum Schutz von Mitarbeitern und Patienten werden von Samstag an auch nur noch in Ausnahmefällen Besucher in die Kliniken gelassen. Ähnliches gilt bereits auch im Klinikum Ludwigsburg und in den Krankenhäusern im Ostalbkreis. Die derzeitige Infektionslage und Belegung mit Corona-Patienten machten es notwendig, diese Einschränkungen zu treffen, so die Kliniken. Ausnahmen werden beispielsweise für die Begleitung von Menschen in lebensbedrohlichen Zuständen oder Kindern gemacht.

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Aktuell werden in den Rems-Murr-Kliniken 64 Patienten mit Covid-19-Symptomen behandelt. 13 davon werden auf der Intensivstation versorgt, alle müssen künstlich beatmet werden.

Das Minus der Kliniken wird größer

Auf das gesamte Jahr gesehen wird die Coronapandemie trotz staatlichen Rettungsschirms wohl auch finanzielle Auswirkungen auf die Kliniken haben. So werde man das aktuelle Geschäftsjahr laut der jüngsten Hochrechnung vom Oktober mit einem negativen Saldo von 19,3 Millionen Euro abschließen, so die Geschäftsleitung – kalkuliert war ein Verlust von 15 Millionen Euro. Die erneute Absage von aufschiebbaren Operationen sowie die dramatische Infektionslage seien in dieser Hochrechnung noch gar nicht vollständig enthalten. Weitere negative Effekte seien wahrscheinlich.

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Ein vom Bundesgesundheitsministerium vorgeschlagener „Versorgungsaufschlag“ werde das Ergebnis der Rems-Murr-Kliniken internen Berechnungen nach nicht verbessern, so Nickel. „Durch die vorgeschriebene Berücksichtigung im Ganzjahresausgleich kann man hier nicht von einem Rettungsschirm sprechen“, erklärt Nickel, „sondern von einer Mogelpackung, die den Kliniken wirtschaftlich nicht weiterhilft.“

Corona-Zahlen im Rems-Murr-Kreis

Inzidenz
 Die Zahl der auf 100 000 Einwohner hochgerechneten Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage lag am Donnerstag, 25. November, bei 495 (Vortag: 465).

Kliniken
 517 Patienten mit einer Covid-19-Erkrankung werden zurzeit auf baden-württembergischen Intensivstationen behandelt. Die Hospitalisierungsinzidenz wurde am Donnerstag mit 6,1 angegeben.