Die Opernfestspiele Heidenheim zeigen Tschaikowskys „Pique Dame“ Open Air.

Heidenheim - Nicht jede Oper mag die frische Luft. Manche brauchen den Raum, brauchen Wände, Decke und Intimität. „Pique Dame“ liegt irgendwo dazwischen. Man kann sie Open Air aufführen, aber ideal ist sie dafür nicht: Zu viel Konversationston prägt vor allem die Dialoge des ersten Akts, und zu viel Intimes will differenziert betrachtet, nicht als Plakat inszeniert sein. Am Freitagabend hat Tschaikowskys Oper dennoch in der Ruine der Burg Hellenstein Premiere gefeiert. Dass sie dort das Publikum der Opernfestspiele Heidenheim beglückte, ist vier Protagonisten des Abends zu danken: erstens der Atmosphäre des romantischen Orts, zweitens dem ungetrübten Sommerabendwetter, drittens dem Chor und viertens dem Orchester, das im Graben vom Festivalleiter Marcus Bosch dirigiert wurde, den Stuttgarter Philharmonikern.

 

Um mit dem Orchester zu beginnen: Wie wunderbar wirken hier die Streichergruppen verschmolzen, wie fein agieren die Bläsersolisten (Fagott!), und zu welch raffinierten Farbmischungen führt Bosch die Musiker vor allem im letzten Akt (die paar Wackler im Dialog zwischen Bühne und Graben sind da schon lange vergessen)! Eine glänzende Leistung, auf welche die Landeshauptstadt stolz sein (und ruhig einmal in die vermeintliche Provinz reisen) könnte. Sehr klangschön, sicher und homogen agiert auch der Tschechische Philharmonische Chor Brünn. Und neben guten Solisten-Kollegen erlebt man Roswitha Christina Müller als rollendeckend besetzte, eindrucksvoll rothaarige Gräfin sowie Karina Flores als engagierte, im Dramatischen allerdings leicht überforderte Lisa. Hätte man anstelle von George Oniani (Hermann) einen Lautsprecher auf die Bühne gestellt, es wäre kaum weniger Bewegung zu sehen gewesen. Den italienischen Schmelz des Tenors kann man aber genießen, solange der Sänger nicht in der Höhe zu stemmen beginnt.

Auf dem Bühnensteg, den Britta Tönnes mit acht Türen verziert hat, führt Tobias Heyder mit bescheidenen Mitteln Regie. Bunt, agil und manchmal auch lustig geht es zu, wenn der Chor nächtliche Internats-Heimlichkeiten herbeizitiert. Über die komplexen Verbindungen von Liebe und Geld denkt die Inszenierung dafür weniger nach; in Dialogszenen ist Personenführung Mangelware, und nachdem sich Lisa am Ende irgendwie von der Bühne geschlichen hat, bringt das sehr lebendige Gespenst der Gräfin den Spielsüchtigen um. Haben wir’s doch geahnt.

Termine 12., 13., 17., 19., 25. und 27. Juli