Orchester haben es besonders schwer in Corona-Zeiten. Der Komponist und Dirigent Dominik Wagner sammelt daher Geld für eine außergewöhnliche Musikproduktion.

Weinstadt - Die Kultur erwacht derzeit wieder zum Leben. Erste kleine Veranstaltungen und gar Konzerte sind möglich. Doch den meisten Orchestern hilft das nichts: „Kaum ein Verein hat einen Proberaum, in den nach den Corona-Verordnungen mehr als 20 Personen passen“, berichtet Dominik Wagner, der stellvertretende Dirigent des Blasmusikverbands Rems-Murr.

 

Wenn die Musiker nicht spielen können, dann können die Komponisten auch ihre neuen Werke nicht präsentieren. „Gerade die letzten Monate waren für mich sehr inspirierend“, erzählt Wagner, der ebenfalls komponiert. Doch warten, bis alles wieder normal wird, das ist nicht sein Ding. Stattdessen startete der 34-Jährige das Projekt „Orchester-Stücke“. An seiner Seite die jungen Komponisten und Dirigenten Dirk Mattes und Julien Meisenzahl, die sich wie er der sinfonischen Blasmusik verschrieben haben.

Fünf Personen im Studio

Bei dem neuen Musik-Projekt geht es um eine Corona-konforme CD-Aufnahme. „Damit geben wir den Musikern die Möglichkeit, zu spielen und wieder ein Ziel zu haben“, erzählt Wagner. „Wir Komponisten können außerdem zeigen, was während einer Pandemie für Musik entsteht.“

Ganz so einfach ist die Sache aber nicht, denn in ein Ton-Studio passt kein Orchester mit 50 Musikern. „Um den Hygiene-Anforderungen gerecht zu werden, beschränkt sich die Spielerzahl im Studio auf fünf Personen“, erklärt der gebürtige Bad Säckinger. „Der Dirigent und die Musiker hören ein Metronom zur Orientierung, dann spielen die Musiker ihre Stimme ein.“ Erst wenn alle Aufnahmen fertig sind, werden die Spuren zusammengemischt. „Es ist nicht einfach, mit kleinen Gruppen einen homogenen Orchestersound zu bekommen“, sagt Wagner.

Die Musiker sollen Honorare erhalten

Das hat er bei Corona-Projekten festgestellt: Wagner präsentierte ein Stück, bei dem jeder Musiker seine Stimme mit dem Smartphone aufgenommen hat. Die Videos wurden zusammengeschnitten. „Das Fehlen einer musikalischen Anleitung und weiterer Mitspieler sowie die schlechte Qualität von Handymikrofonen schränken die Möglichkeiten bei solchen Projekten allerdings sehr stark ein“, gibt der Dirigent zu. Für eine CD-Produktion reiche das nicht.

„Orchester-Stücke“ hingegen soll mit hochqualitativer Technik und Orchestermikrofonen aufgezeichnet werden, unter Anleitung professioneller Tonmeister und Aufnahmeleiter. „Als Musiker konnten wir sehr gute Laienmusiker und Profis aus der Umgebung gewinnen“, freut sich Wagner. „Hauptsächlich sind alle aus Lust und Spaß dabei, weil sie alle das Bedürfnis haben, wieder aktiv werden zu wollen.“ Aus den Kreisen Esslingen, Rems-Murr und Stuttgart kommen die motivierten Teilnehmer. Da fallen neben den Raummieten natürlich auch Fahrt- und Verpflegungskosten an. „Auch wenn sie es alle freiwillig machen, würden wir den Musikern gerne Honorare zahlen“, sagt Wagner, der deswegen noch bis zum 16. August Spenden für das Projekt sammelt. Die Unterstützer erhalten je nach Wert ihrer Spende verschiedene Dankeschöns. „Das reicht von einer handsignierten CD der Komponisten, über eine Nennung im Booklet der Platte bis hin zu einem Studiobesuch in Esslingen“, erklärt Wagner. „Mit 3000 Euro können wir das Projekt bereits realisieren und die CD herstellen.“

Damit ist allerdings noch kein Musiker bezahlt. Deswegen liegt das Spendenziel bei 15 000 Euro: „Die Musiker sollen für ihre Leistung fair entlohnt werden.“