Auf insgesamt mehr als 45 Jahre ehrenamtliches Engagament kommt Hans-Martin Bittler. Fast sein ganzes Leben schon engagiert sich der 63-Jährige schon in Vereinen: sei es bei der Feuerwehr, an der Schule oder im Musikverein. Dabei hat er sich nie um ein Amt gerissen.

Ditzingen - Hans-Martin Bittler hat in seiner Jugend Handharmonika gespielt. Als Musiker würde sich der 63-Jährige deswegen nicht bezeichnen. Trotzdem leitet er seit 2008 den Musikverein Stadtkapelle Ditzingen als Vorsitzender. „Der erste Vorsitzende ist immer einer, der kein Musikinstrument spielt“, sagt Bittler, der für sein Engagement vor Kurzem die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg erhalten hat. Trotz seiner mangelnden Musikerkarriere könnte man sagen, dass der pensionierte Fernmeldehandwerker beim Musikverein eine recht steile Karriere hingelegt hat. Erst 2004 ist er dem Verein beigetreten und wurde noch im selben Jahr zum Mitglied des Ausschusses berufen, vier Jahre später wurde er zum Vorsitzenden gewählt. Zwischen 200 und 400 Stunden im Jahr investiert Bittler in das Ehrenamt, „je nachdem, was in dem Jahr gerade so ansteht“.

 

Dabei hatte sich Bittler noch im Jahr 2001 geschworen: „Jetzt kein Verein mehr.“ Denn die Mitgliedschaft gehe jedes Mal einher mit Verpflichtungen und Verantwortungen. „Man ist ständig am Organisieren, am Schlichten, es ist immer was los“, erklärt der Frührentner. Seit seiner frühen Jugend engagiert sich Bittler in verscheidenen Vereinen und so gut wie immer übernahm er dort schnell eine führende Position. 1973, mit 18 Jahren, trat er der Ditzinger Feuerwehr bei. Sieben Jahre später war es Zugführer, und im Jahr 1985 ist er von seinen Kameraden zum Abteilungskommandanten gewählt worden. Insgesamt 28 Jahre war er bei der Feuerwehr in Ditzingen aktiv, hat viele Brände gelöscht und Menschen gerettet. Für dieses ehrenamtliche Engagement ist er mit dem Ehrenzeichen in Silber des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet worden.

„Nebenher“ hat er Geld verdient

Nach seiner aktiven Zeit bei der Feuerwehr hatte Bittler im Jahr 2001 plötzlich wieder mehr Zeit – und ließ sich prompt für das nächste Ehrenamt einspannen, diesmal an der Konrad-Kocher-Schule, auf die seine beiden Kinder zu der Zeit gingen. „Als die Posten beim Elternbeirat vergeben wurden, hat jeder auf den Boden geschaut“, erzählt Bittler. Nicht aber er. „Zu meiner Nebensitzerin habe ich gesagt: Auf, du machst die Stellvertreterin und ich den Vorsitzenden.“ Dem nicht genug. Auch der Förderverein der Schule suchte dringend nach einem Vorsitzenden. „Und auch das habe ich mühelos geschafft“, sagt der zweifache Vater. Zumindest bis zum Jahr 2008, als er zum Vorsitzenden des Musikvereins gewählt wurde. Nebenher habe er natürlich noch Geld verdient, scherzt Bittler, mittlerweile ist er aber im Vorruhestand.

Auch beim Musikverein habe Bittler sich nicht um das Amt des Vorsitzenden gerissen, es sei ihm vielmehr angetragen worden. Falls sich niemand anderer finde, würde er sich aufstellen lassen, sagte Bittler. Wie das so ist, habe der Verein dann nicht groß weiter gesucht, sagt der Vorsitzende. „Wahlkampfreden habe ich nie halten müssen, und aufgedrängt habe ich mich auch nie. Aber jemand muss auch mal Verantwortung übernehmen“, erklärt Bittler die Motivation für sein Engagement. „Ob ich meine Arbeit gut mache, kann ich nicht beurteilen. Aber es muss schon was dran sein. Denn davon gejagt hat man mich nirgends. Ich hoffe, es ist okay was ich mache.“

Die Familie hat immer mitgeholfen

Schließlich habe seine Familie durch seinen ehrenamtlichen Tatendrang auch oft zurückstehen müssen, sagt er. Trotzdem habe er sich auf die Hilfe seiner Frau und seiner Kinder immer verlassen können. Ohne deren moralische und tatkräftige Unterstützung hätte er sich nicht so einbringen können. „Wenn was ist, dann hilft die Familie. Das war schon immer so“, sagt Bittler. Seine Tochter ist heute ebenfalls im Musikverein Ditzingen aktiv, der Sohn bei der Feuerwehr in Leonberg. „Die haben das Vereinsleben von mir übernommen“, sagt Bittler. Seine Frau hingegen hält sich lieber im Hintergrund. „Während meiner Zeit bei der Feuerwehr war sie aber eine wertvolle Ansprechpartnerin für die Kameraden“, sagt Hans-Martin Bittler.

Auch um den Einsatz seiner Familie zu würdigen, sei die Ehrennadel des Landes eine nette Geste. „Die Auszeichnung ist „schön, aber wird mein Leben nicht verändern“, sagt Bittler nüchtern. Trotzdem freut er sich darüber. Ob er sich im nächsten Jahr wieder zur Wahl als Vorsitzender der Musikkapelle aufstellen lässt, hält er sich noch offen. Getreu seinem Motto lässt sich allerdings bereits mutmaßen: „Wenn’s keiner macht, mach ich’s.“