Die Sanierung der Ortsdurchfahrt Flacht ist voll im Gang. Die Geschäfte beklagen Umsatzeinbußen.

Weissach - Jeden Morgen und jeden Abend begleitet Bernd Feyler ein richtiges Schauspiel auf seinem Fußweg zur Arbeit. „Ja, da erlebt man so Manches“, sagt er dann und schüttelt mit dem Kopf. Seit Mai haben in Flacht Bagger und Bauarbeiter die Herrschaft übernommen, in sechs Abschnitten ist seitdem jeweils ein Teil der Ortsdurchfahrt voll gesperrt.

 

Derzeit ist es der südliche Teil der Ortsdurchfahrt. Der überörtliche Verkehr muss Flacht weiträumig umfahren, der innerörtliche Verkehr kämpft sich durch die schmale Brunnenstraße, vorbei an dem staunenden Bernd Feyler, dem Leiter der örtlichen Geschäftsstelle der Volksbank. „Es fahren hier ja immer noch viel zu viele durch“, stellt er fest.

Nächste Woche geht’s beim Marktzentrum los

Von kommender Woche an wird sich die Situation noch verschärfen. Denn dann rückt ein zweiter Bautrupp an und wird parallel zu der derzeitigen Baustelle mit dem Bauabschnitt 6 beginnen. Der reicht vom Marktzentrum bis zum Mühlweg. Reimund Mägerle, den Inhaber des dortigen Edeka-Markts, graut das schon jetzt. Mit Ampelschaltungen versucht die Gemeindeverwaltung zwar, dass der Markt immer anfahrbar bleibt. „Aber uns fehlen die Kunden schon jetzt“, berichtet Mägerle. Vor allem die überörtliche Kundschaft fährt nicht mehr nach Flacht, der Geschäftsmann spricht von Umsatzeinbußen im „sehr hohen Bereich“. „Unser Problem ist vor allem, dass die Baustellen sich derart häufen“, sagt Mägerle. So war sein Markt schon von der Sperrung Leonberg-Rutesheim betroffen, dann von der großen Maßnahme in Perouse. „Wir sind auch viel zu spät informiert worden“, klagt Reimund Mägerle. „Investitionen, Personal, Einkauf – alles war schon längst geplant, als uns die Gemeinde über die Sanierung informiert hat.“

Daniel Töpfer, der Weissacher Bürgermeister, weiß um diese Sorgen. „Es ist aber eine begrenzte Zeit, da müssen wir uns jetzt alle drauf einstellen“, sagt er. „Ich weiß, dass momentan die Laufkundschaft fehlt.“ Zum Gesamtprojekt, das insgesamt zwei Jahre dauert, hat er aber gute Nachrichten. „Es läuft sehr gut“, sagt er. „Mit der Baufirma haben wir Glück.“

Wasseranschlüsse hat Zeitplan zurückgeworfen

Der Zeitplan liege derzeit lediglich eine Woche zurück. An einigen Häusern sind die Wasseranschlüsse sehr stark einbetoniert gewesen, das hat die Baustelle ein bisschen verzögert. Die Bautrupps haben aber auf eine Sommerpause verzichtet, deshalb hofft die Gemeindeverwaltung, die verlorene Woche wieder einholen zu können.

Im Juni 2018 – so der Plan – wird die Gemeinde dann ihre neue Durchfahrt durch Flacht eröffnen können. Dann wird auch Monika Wöhr-Kühnemann ein Stein vom Herzen fallen. Denn auch die Mitarbeiter ihres örtlichen Busunternehmens haben täglich mit den engen Umleitungen zu kämpfen. Drei Unfälle mit Sachschäden sind die Bilanz von Wöhr-Tours – bis jetzt. „Gerade, wenn sich in den engen Gassen zwei Busse begegnen, oder Lastwagen entgegen kommen, dann wird es schwierig“, berichtet Monika Wöhr-Kühnemann.

Verspätungen sind im Linienverkehr momentan die Regel, nicht die Ausnahme. „Ich kann unseren Fahrgästen, die in Leonberg die S-Bahn erreichen müssen, nur empfehlen, einen Bus früher zu nehmen“, sagt die Unternehmerin. Um die Situation etwas zu entspannen, steht sie mit der Gemeindeverwaltung in Kontakt. So hat ihr Unternehmen zum Beispiel die Ausweitung der Ampelschaltung gefordert, damit der einspurige Abschnitt verlängert wird und so die Kollisionen in der engen Brunnenstraße ausbleiben. „Das hat das Landratsamt leider nicht genehmigt“, musste ihr Bürgermeister Töpfer aber mitteilen. Das sei aus Sicht der Kreisverwaltung verkehrlich nicht erforderlich gewesen.

Einen anderen Verdacht versucht der Bürgermeister dagegen auszuräumen. Dass das Durchfahrtsverbot für den überörtlichen Verkehr nämlich nicht kontrolliert werde. „Dafür ist aber die Polizei zuständig“, sagt Töpfer. „Und die hat natürlich deutlich andere Prioritäten.“ Es gebe aber Stichproben.

Und der Pendelverkehr ist derzeit deutlich reduziert, hat die Gemeinde festgestellt. Porsche als größter Arbeitgeber hat seinen Mitarbeitern auch empfohlen, Flacht derzeit über Mönsheim zu umfahren. Daher ist es in Flacht derzeit deutlich ruhiger, wie Sabine Müller schmunzelnd feststellt, die in der Ortsmitte einen Frisör-salon betreibt.

„Wir haben Schilder laminiert, damit unsere Kunden trotzdem den Weg finden“, berichtet sie, da müsse man immer kreativ sein. Sehr freundlich seien aber auch die Bauarbeiter vor ihrer Haustüre. „Die helfen auch unseren älteren Kunden“, sagt Sabine Müller.

Sperrungen

Noch bis Anfang November ist die Ortsdurchfahrt an Flachts südlichem Ende gesperrt. Die Umleitung verläuft über die Brunnen- und die Friedhofstraße.

Nächste Woche beginnen dann die Bauarbeiten an Flachts nördlichem Ende, vom Marktzentrum bis zum Mühlweg. Die Bauarbeiten finden jeweils nur auf einer Spur statt, sodass die andere Spur befahrbar ist. Das Marktzentrum ist immer zu erreichen.