In Los Angeles sind die Oscar-Nominierungen verkündet worden. „American Hustle“ und „Gravity“ liegen rein rechnerisch vorn, aber das Feld der Konkurrenten ist dieses Jahr stark.

Los Angeles - Eine feine Liste, frei von Peinlichkeiten, wenn auch nicht unbedingt eine Gruppe der Gleichstarken: die Academy of Motion Pictures Arts and Sciences hat mit den Oscar-Nominierungen für den besten Film manche Scharte der Vergangenheit ausgewetzt: „American Hustle“, „Captain Phillips“, „Dallas Buyers Club“, „Gravity“, „Her“, „Nebraska“, „Philomena“, 12 Years a Slave“, „The Wolf of Wall Street“. Bei keinem dieser Filme muss man, wie sonst oft, die Nominierung einzig auf die sündhaft teure Bewerbungsmassage der Academy-Mitglieder durch die jeweiligen Produzenten zurückführen. Hohlen Megabudgetspektakeln wie „Lone Ranger“ wird dieses Jahr eine Absage erteilt. Gore Verbinskis Westernentgleisung ist nur für Makeup und Spezialeffekte nominiert – dafür aber beim Schmähpreis Razzie, einem Anti-Oscar, bereits ein heißer Kandidat für den großen Mehrfachgewinn.

 

Die Nominierungen der Schauspieler lassen beim Oscar schnell eine klare Spitzengruppe erkennen. Die Gaunerkomödie „American Hustle“ wird durch die Hauptdarsteller Christian Bale und Amy Adams, die Nebendarsteller Bradley Cooper und Jennifer Lawrence, den Regisseur David O. Russel sowie weitere Oscar-Chancen in den Fächern Kostümdesign, Schnitt, Produktionsdesign sowie Originaldrehbuch in die klare Favoritenrolle gebracht: macht zusammen mit der Bester-Film-Anwärterschaft zehn Nominierungen.

Das Weltraumdrama “Gravity“ darf zwar ebenfalls zehn Nominierungen verbuchen. Als Beinahe-Ein-Frau-Film kann es jedoch nicht so viele attraktive Darsteller-Nominierungen binden, dafür aber bei den technischen Gewerken glänzen. Zur Nominierung als bester Film kommen jene für Hauptdarstellerin Sandra Bullock, Regisseur Alfonso Cuarón, für Kamera, Schnitt, Musik, Produktionsdesign, Tonschnitt, Tonmischung und Spezialeffekte.

Schauspieler-Oscars gelten beim Publikum viel

Für das Publikum dürften da schon wieder die zusätzlichen Nominierungen für „12 Years a Slave“ sein: Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor, die Nebendarsteller Michael Fassbender und Lupita Nyong’o, Regisseur Steve McQueen, Kostümdesign, Schnitt, Produktionsdesign, sowie das Drehbuch nach Vorlage gehen ins Rennen.

In „Dallas Buyers Club“ ist Matthew McConaughey ein ernster Anwärter auf den Hauptdarsteller-Oscar, Jared Leto hat für seine nun nominierte Nebenrolle gerade den Golden Globe erhalten, und auch Drehbuch, Filmschnitt sowie Makeup bekommen ihre Chance.

„Nebraksa“ bringt viele Tugenden eines Indie-Filmes mit, unter anderem Schwarzweiß-Bilder, wird von der Academy aber fest geknuddelt: Hauptdarsteller Bruce Dern, Nebendarstellerin June Squibb, Regisseur Alexander Payne, die Kameraarbeit von Phedon Papamichael und das Drehbuch von Bob Wilson sind nominiert.

Der Börsenzockerfilm „The Wolf of Wall Street“ rückt Hauptdarsteller Leonardo DiCaprio und Nebendarsteller Jonah Hill dem Oscar näher, auch den Regisseur Martin Scorsese sowie den Drehbuchautor Terence Winter.

Deutschland ist mit Effekten vertreten

Deutschland ist zwar weder bei den Auslands-Oscar vertreten, wo sich unter anderem „The Broekn Circle Breakdown“ aus Belgien und „La Grande Bellezza“ aus Italien durchsetzen konnten, noch hat es „Rush“ mit Daniel Brühl in die Oscar-Endrunde geschafft. Trotzdem könnten in der Oscar-Nacht am 2. März hierzulande die Sektkorken knallen. Die Regisseure Max Lang und Jan Lachauer, die an der Filmakademie in Ludwigsburg studiert haben, sind mit ihrem animierten Kurzfilm „Room on the Broom“ nominiert, und d ie Effektfirma Pixomondo, die auch von Stuttgart aus Bilder für Hollywood liefert, darf sich dank ihrer Arbeit an „Star Trek Into Darkness“ Hoffnungen auf Oscar-Glanz machen.

Die Jahre, in denen man angesichts reichlich stupider Kandidaten auf den Favoritenplätzen verzweifelt auf die Animationssparte schaute, um dort dann mit der jüngsten Pixar-Produktion den intelligentesten amerikanischen Film des Jahres zu entdecken, sind definitiv vorbei.Die US-Kandidaten wie „The Croods“, „Frozen – Die Eisprinzessin“ und „Despicable Me 2“ liefern zwar feine Unterhaltung, das ganz Besondere geht ihnen ab. Mit viel Originalität und Charme glänzt dagegen die in Deutschland bereits auf DVD erschienene französische Produktion „Ernest & Celestine“. Wer bei den Oscars gerne einem Underdog die Daumen drückt, hat hier seinen Kandidaten.