Der US-Fernsehsender Fox bringt den Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart groß heraus. Meistens freitags – auch in dieser Woche wieder. Unser Kolumnist Oskar Beck bekämpft damit zurzeit in Miami sein Heimweh.

Miami - Vor ein paar Tagen hat sich der US-Präsident über Twitter den TV-Sender CNN vorgeknöpft. Fuchsteufelswild fragte Donald Trump, warum das Ausland auf diese Fake-News-Verbreiter derart steht. „In den USA“, schrieb er, „ist Fox News viel wichtiger.“ Auf jeden Fall für ihn und für mich. Wir zwei wären ohne Fox verraten und verkauft. Der US-Präsident braucht Fox, weil ihn sein Lieblingssender für einen ehrlichen, gutmütigen und warmherzigen Kerl hält, der hungernde Vögel füttert und eigenhändig zittrige Omas über gefährliche Straßenkreuzungen führt – und ich brauche Fox, weil es den VfB live überträgt, vor allem freitags, auch in dieser Woche wieder.

 

Das ist ganz wichtig bei der Bekämpfung des Heimwehs. Es nimmt nämlich dramatisch zu, seit ich mich zur beruflichen Weiterbildung an den Südzipfel der USA abgesetzt habe, um meinen sportlichen Horizont bei erträglichen Temperaturen zu erweitern. Das Angebot reicht von den Basketballzauberern der Miami Heat über die Miami Dolphins im Football bis zu den Florida Panthers in der Eishockeyliga NHL und ist so üppig, dass es fast in Arbeit ausartet – vor allem weil auch noch der VfB dazukommt.

Bundesliga am sonnigen Tage

Fox überträgt unsere schwäbischen Fußballkönige fast jeden Freitag, als Topspiel, live, in Farbe und in voller Länge. Neulich ging es mit dem 2:1 gegen Dortmund los, das 1:1 in Hannover folgte und jetzt nun also Leverkusen.

Das heißt, hier ist es dann noch gar nicht Abend, sondern sonnigster Tag, genau gesagt mittags kurz nach zwei. Als im deutschen Sauwinter Daheimgebliebener müssen Sie sich das ungefähr so vorstellen: Man schlendert in Miami Beach mit einem Pfeifen auf den Lippen vorbei an den Straßencafés am Ocean Drive und muss dann nur noch eine Sportsbar mit ein paar über der Theke hängenden Großbildschirmen finden und die Bardame überreden, einen davon auf die Bundesliga einzustellen.

Sogar Zeichentrickfilme erzielen gelegentlich höhere Einschaltquoten

Das ist, zugegeben, nicht immer ganz einfach. Neulich hat mich ein Barkeeper mit einem Blick angeschaut, wie er mir zuvor nur einmal widerfahren ist, anlässlich eines Flugs nach Albuquerque in New Mexico. Bei der Flugscheinkontrolle fragte mich damals der Officer: „Was zum Teufel wollen Sie in Albuquerque?“ So ähnlich ist es, wenn man in einer US-Sportsbar die Bundesliga sehen will.

Die Amerikaner haben beim Fußball nach wie vor ein großes Problem, nämlich von Tuten und Blasen keine Ahnung. Sogar Zeichentrickfilme erzielen gelegentlich höhere Einschaltquoten. Vor vier Jahren begleiteten wir Jogi Löws Kicker einmal zu einem Länderspiel gegen Ecuador in Boca Raton, unweit von Miami, und wenn wir uns richtig erinnern, mussten aus Hubschraubern 5000 Freikarten für Schulkinder, Rentner und Vietnamveteranen abgeworfen werden, damit überhaupt jemand kam. Fox war also mehr als mutig, als es vor zwei Jahren die Übertragungsrechte für die Bundesliga kaufte. Bis dahin war der deutsche Fußball nur in „Gol TV“ gelaufen – einem Nischensender, der so nischig ist, dass man ihm beim Zappen kaum fand. Das ist heute anders, man findet den VfB in Fox Sports fast so leicht wie Donald Trumps Komplimente über sich in Fox News. Bill O’Reilly galt dort lange als Trumps Lieblingsjournalist. Der Starmoderator teilte die Welt der Einfachheit halber in Gut und Böse, und wir erinnern uns an das traditionelle Präsidenteninterview vor dem letzten Superbowlfinale im Football. Es ging um Putin, und Trump sagte: „Ich respektiere ihn.“

Der VfB ist freitags bei Fox Sports das neue Flaggschiff

„Aber Putin ist ein Killer“, versuchte O’Reilly einzuflechten. „Es gibt viele Killer“, mahnte ihn Trump. „Auch wir haben viele Killer. Was glauben Sie, ist unser Land so unschuldig?“ Schnell hat sich O’Reilly geschlagen gegeben, und auch sonst kam Trump immer gut mit ihm klar. Bis dann im Frühjahr die „New York Times“ meldete, O’Reilly habe 13 Millionen Dollar Schweigegeld an fünf Frauen gezahlt, die ihm den Vorwurf der sexuellen Belästigung unterbreitet hatten. Die 21st Century Fox, der Mutterkonzern von Fox News, gab danach die Trennung von O’Reilly bekannt, und unter ging auch gleich das Flaggschiff der großen „Fox“-Familie. Jetzt ist der VfB das neue Flaggschiff, jedenfalls freitags bei Fox Sports.

Vor allem der VfB-Trainer gibt dabei eine gute Figur ab. In fließendem Englisch erklärte Hannes Wolf nach dem jüngsten 0:1 in Bremen den Amerikanern von Küste zu Küste, dass im Abschluss noch die letzte Entschlossenheit fehlt. Das, hoffen wir, wird sich heute gegen Leverkusen schlagartig ändern, schon weil der US-Präsident persönlich zuschaut: Donald Trump kann gar nicht anders, wenn auf der Suche nach Lobeshymnen über seine Politik vorwärts und rückwärts durch die Fox-Kanäle zappt, stolpert er irgendwann automatisch über den VfB.