Die späteren Spitznamen „Mayer-Vorderlader“ und „Mayer-Vorlaut“ sind da erstmals zu erahnen – aber andererseits: Durfte man Gerd Million und Klaus Kaiser wirklich vorwerfen, dass sie sich unbestechlich mit der bitteren Wahrheit aus dem Stadion meldeten?

 

Ein trostloser Start. Der Trainer hieß Istvan Sztani, und weil der Ungar ein berühmter Meisterspieler der Frankfurter Eintracht von 1959 war, hingen die VfB-Profis an seinen Lippen – doch seine Ansprachen wollten einfach nicht enden, „und irgendwann“, erinnert sich Helmut Dietterle, „haben die Spieler in den hinteren Reihen angefangen, ihre Lottozettel auszufüllen“. Außerdem ließ Sztani mit Medizinbällen trainieren, und fünf Wochen lang ging es gut, vier Siege, ein Unentschieden. Aber dann, keiner weiß, warum, warf sich VfB-Torwart René Deck, ein Schweizer, beim Spiel in Augsburg den Ball mittels Pirouette ins eigene Tor.

„Von nun an ging’s bergab“, sang Hildegard Knef, und MV machte in solchen Fällen keine Gefangenen. Er hatte zu der Zeit seine Sturmfrisur mit den über die Ohren gekämmten Herrenwinkern, und als im Fallschirmjägerbataillon 251 in Calw gedrillter Reserveoffizier feuerte er Sztani schon im Frühjahr. Karl Bögelein, der VfB-Meistertorwart aus den 1950ern, übernahm als Nottrainer am 1. April, aber für einen Scherz hielt das längst keiner mehr.

Inmitten der finsteren Krise kam dann der 1. Mai 1976, der alles veränderte. Der VfB verlor diesmal beim SV Waldhof, und in der Ecke des dortigen Clublokals sehe ich plötzlich einen Lockenkopf und weiß sofort wieder: 1960, Neckarstadion, 2:1 gegen Chile. Ich saß als Bub in der Cannstatter Kurve, und ein Bub vergisst keinen Helden seiner Kindheit. „Was führt Sie hierher?“, fragte ich meinen alten Helden. Der war zu der Zeit noch ein schlechter Lügner, und am nächsten Morgen hatte ich meinen Exklusivknaller: „Jürgen Sundermann wird VfB-Trainer.“