Man konnte ihm nicht bös’ sein. Er war der Wundermann. Er hat den VfB wieder auf die Beine gestellt, in puncto Kasse und Klasse. „Wahnsinn war dat“, sagt Sundermann heute, „die Jungs taktierten nicht. Die konnten das gar nicht. Die wollten immer nur alles niedermachen, offensiv, optimistisch, hemmungslos.“

 

Nur einmal bestand noch die Gefahr, dass beim Höhenflug der Blitz einschlägt – vor dem Auswärtsspiel bei Bayern Hof. Hansi Müller musste als Abiturient an jenem Samstagmorgen noch in die Schule, wurde mittags mit einer wackligen Cessna von Echterdingen nach Hof geflogen, und weil noch ein Platz frei war, flog ich mit, hinein ins dickste Sauwetter. Dass wir im Blindflug am Ende nicht ins Flakfeuer der DDR-Grenzer gerieten, war purer Zufall – und sicherheitshalber hat Sundermann seinen Jungstar dann nicht aufgestellt, worauf der VfB prompt verlor. Zurück ging es abends im Mannschaftsbus, und auf Höhe Nürnberg packte Ottmar Hitzfeld neben mir die Sporttasche aus und sagte ohne Rücksicht auf die unverdauliche Niederlage: „Essen müssen wir trotzdem was.“ Und dann putzten wir die Wurstbrote weg, die Beatrix Hitzfeld zu Hause mit Senf und Liebe bestrichen hatte. Grundsätzlich galt gegen den Hunger beim VfB aber weiter der Kabinenschrei von Sundermann: „Geht raus und fresst Gras!“

Der Trainer ging mit gutem Beispiel voran. Es gibt ein Foto, wie er flach vor der Bank liegt und das Gras wirklich frisst. Er stürmte mit, synchron zum Linienrichter, und auf der Tribüne liefen Wetten: Wann macht er einen Einwurf, wann schlägt er eine Ecke? Deutschland hat sich damals gestritten, wer die größere Show ist, der Trainer Sundermann – oder seine Monika in „Dalli Dalli“ im ZDF als Assistentin von Hänschen Rosenthal, der immer in die Luft sprang und rief: „Das war Spitze!“