Die Osterbronnstraße in Stuttgart-Dürrlewang soll umgestaltet und für Radfahrer attraktiver werden. Eine Interessengemeinschaft wehrt sich gegen die Pläne der Stadt und hat eine eigene Idee entwickelt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang - Mit ihrer Präsentation unterstreicht die Interessengemeinschaft Osterbronnstraße, wie wichtig ihr das Thema ist. Die darin zusammengeschlossenen Einzelhändler und Bürger haben ein 22 Seiten umfassendes PDF-Dokument erstellt, in dem sie darlegen, warum sie mit den bisherigen Planungen für die Umgestaltung der Osterbronnstraße in Dürrlewang nicht zufrieden sind. Der Knackpunkt sind dabei die Parkplätze.

 

Ideen für eine Verkehrsberuhigung auf der Osterbronnstraße gibt es schon seit vielen Jahren, zuletzt wurden sie im Rahmen des Stadtteilsanierungsprogramms vorangetrieben. Die Stadtverwaltung legte mehrere Varianten vor. Gemeinsam ist ihnen, dass die Fahrbahnbreite reduziert und ein Kreisel an der Kreuzung mit der Dürrlewangstraße gebaut werden soll, um den Autoverkehr zu verlangsamen. Gleichzeitig soll die Radfahrinfrastruktur ausgebaut werden. Denn aus Sicht der Stadtverwaltung ist die Osterbronnstraße „ein wichtiges Element im Radnetz von Vaihingen“. So formulierte es eine Sprecherin im Juli gegenüber unserer Zeitung.

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Je nach Planungsvariante fallen einige, viele oder sogar alle Parkplätze weg. Für Teile der Osterbronnstraße und die nördlich angrenzenden Wohngebiete ist zudem ein Parkraummanagement geplant. Das heißt, dass das Parken künftig kostet.

Die Einzelhändler wehren sich und sehen diese Ideen als schädlich an. „Wir sind nicht gegen den Radweg, aber wir kämpfen für den Erhalt der Parkplätze“, sagt Holger Bausch, der Geschäftsführer der gleichnamigen Bäckerei und Konditorei in Dürrlewang. Er ist so etwas wie der Sprecher der Interessengemeinschaft. Und diese hat nun eine eigene Variante entwickelt. Auch diese sieht eine Verkehrsberuhigung vor, und zwar durch eine Reduzierung der Fahrbahnbreite auf 6,5 Meter und einen Kreisverkehr an der Kreuzung mit der Dürrlewangstraße.

Statt einen separaten Radweg schlägt die Interessengemeinschaft einen breiteren Bürgersteig vor, den sich Fußgänger und Radfahrer teilen – analog zu der Verkehrsführung auf der Galileistraße am östlichen und der Schönbuch-/Robert-Koch-Straße am westlichen Ende der Osterbronnstraße. Die Parkplätze sollen erhalten und auf ein Parkraummanagement verzichtet werden. „Wir wünschen keine unnötige Verknappung der Parkplätze im Wohngebiet, da die negativen Auswirkungen die positiven Aspekte deutlich überwiegen würden“, schreibt die Interessengemeinschaft. Nur mit ausreichend Parkplätzen könne die Nahversorgung langfristig erhalten werden.

Wo ist Radfahren sicherer und komfortabler?

Zudem sei Radfahren auf dem Gehweg insbesondere für Kinder und Familien sicherer als auf der Straße. „Auf allen Straßen in der Umgebung mit vergleichbaren Lösungen für Fußgänger und Radfahrer funktioniert dieser Kompromiss bereits heute problemlos“, heißt es in der Präsentation. Für den lokalen Radverkehr sei diese Lösung ausreichend. Und der Radfernverkehr aus Richtung Böblingen in Richtung Synergiepark könne sicherer und komfortabler über die Waldburgstraße geführt werden und sei dabei nur minimal langsamer.

Außerdem sei bei dieser Variante die Warenanlieferung für die Geschäfte an der Osterbronnstraße weiterhin gewährleistet, da der Lieferverkehr direkt auf der Straße halten könne. Das Halten auf einem Radweg sei hingegen nicht akzeptabel. „Wir sind der Meinung, dass die Vorschläge der Interessensgemeinschaft Osterbronnstraße den Frieden in Dürrlewang und Rohr sichern würden und alle Interessensgruppen mit diesem Kompromiss leben könnten“, so das Fazit. Holger Bausch ergänzt, dass seine Mitarbeiter teils schon um 2 Uhr im Betrieb sein müssen und daher gar nicht die Chance hätten, mit Bus oder Bahn zu fahren, sondern auf das Auto angewiesen seien.

In einer Umfrage sind 90 Prozent gegen die Pläne der Stadt

Die Interessengemeinschaft Osterbronnstraße hat Unterschriften gesammelt. Mehr als 800 Menschen aus Dürrlewang haben mitgemacht. Von diesen lehnen etwa 90 Prozent die Planungen der Stadtverwaltung ab. Fünf Prozent stehen ihnen neutral gegenüber, fünf Prozent finden sie gut.

Rückendeckung bekommt die Interessengemeinschaft zudem von der CDU-Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat. „Wir unterstützen diese neue Variante, die das gesetzte Ziel der Verkehrsberuhigung verfolgt und dennoch keine Verknappung der Parkplätze vorsieht. Uns ist wichtig, dass es zu keinen weiteren Schließungen in der Ladenzeile kommt“, heißt es in einem Gemeinderatsantrag. Die CDU fordert, dass die Verwaltung den Vorschlag der Interessengemeinschaft in die weiteren Planungen einbezieht. Zudem soll die Verwaltung erklären, weshalb in Dürrlewang ein Parkraummanagement eingeführt werden soll.

Die Interessengemeinschaft will ihre Planungsvariante bereits am Montag, 27. September, bei einer öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung vorstellen. Diese beginnt um 18 Uhr vor dem Stadtteilbüro an der Osterbronnstraße.