Eine Bürgerinitiative hatte protestiert, vor allem weil Parkplätze in der Mitte Dürrlewangs weggefallen wären. Nun gibt es eine andere Planung.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Dürrlewang - Die Osterbronnstraße soll schöner, sicherer und ruhiger werden – vor allem im Sinne der Fußgänger und Radfahrer. Im Bebauungsplan als Ziele bereits festgeschrieben sind breitere Gehwege und mehr Grün. Ausgangspunkt ist ein Kreisverkehr an der Kreuzung mit der Dürrlewangstraße. Ein solcher sei schöner als eine große Kreuzung und habe in aller Regel eine geschwindigkeitsdämpfende Wirkung, sagte Jasmin Heller vom Stadtplanungsamt in der jüngsten Sitzung des Vaihinger Bezirksbeirats.

 

Über den Kreisel herrscht weitgehend Einigkeit. Heftige Diskussionen gab es jedoch zuletzt darüber, wie der Straßenraum im weiteren Verlauf zwischen Autofahrern, Radlern und Fußgängern aufgeteilt werden soll. Das Stadtplanungsamt hatte dazu verschiedene Vorschläge ausgearbeitet. Diese sahen eine Reduzierung der Fahrbahnbreite und einen Ausbau der Radinfrastruktur vor. Dem wären je nach Variante viele oder sogar nahezu alle Parkplätze zum Opfer gefallen.

Experten lehnen gemeinsame Geh- und Radwege ab

Das rief die dort ansässigen Geschäftsleute und auch Anwohner auf den Plan. Eine Bürgerinitiative gründete sich und erarbeitete eine eigene Planung. Sie beinhaltete im Wesentlichen, dass sich Radfahrer und Fußgänger einen breiteren Gehweg teilen. Unter anderem auf Antrag der CDU im Stuttgarter Gemeinderat hat das Stadtplanungsamt auch diese Variante geprüft.

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Nun steht fest: Der Vorschlag der Bürger fällt bei den Experten durch. Ohnehin sind gemeinsame Geh- und Radwege bei Fachleuten mittlerweile unbeliebt. In Stuttgart gibt es sie zwar noch, aber wenn der Verkehr neu geordnet wird, wählen die Experten lieber eine andere Variante. Die Gehwege an der Osterbronnstraße seien für eine gemeinsame Nutzung ohnehin zu schmal, sagte Jasmin Heller. Zudem seien dort zu viele Läden, und es seien zu viele Fußgänger unterwegs. Und auch für die Radfahrer wäre es gefährlich, weil es zu viele kleine Kreuzungen und Grundstückseinfahrten gibt.

Nun sind Piktogrammspuren für die Radler geplant

Vergeblich war das Engagement der Bürgerinitiative aber nicht. Die Mitarbeitenden des Stadtplanungsamts haben die Sorgen der Menschen vor Ort ernst genommen. Im Bezirksbeirat stellte Jasmin Heller eine neue Variante vor. Bei dieser wird die gegenwärtig acht Meter breite Fahrbahn auf 6,50 Meter reduziert. In diesen 6,50 Metern inkludiert ist pro Richtung eine jeweils 50 Zentimeter breite Pflasterrinne. So wird die Fahrbahn optisch noch einmal zusätzlich verengt. Auf die Straße werden Rad-Piktogramme gemalt. Sie sollen Radfahrer dazu animieren, mittiger zu fahren, weil das sicherer für sie ist. Autofahrer sollen auf mögliche Radfahrer aufmerksam gemacht werden. Und für sie gilt, dass sie Radler nur überholen können, wenn kein Gegenverkehr kommt.

Allerdings enden die Piktogrammspuren an der Bahnunterführung. Von dort an gibt es nur noch einen zwei Meter breiten Radfahrstreifen in Richtung Rohr, also bergauf. Für mehr ist kein Platz. Die Gehwege werden wo möglich verbreitert. Aus Sicht der Planer ist eine Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit notwendig, um die Sicherheit zu gewährleisten. Bei dieser neuen Variante entfallen 30 Parkplätze, allerdings sind 90 neue Parkplätze geplant. Außerdem können 36 neue Bäume gepflanzt werden.

Die Bürgerinitiative ist zufrieden

Bernd Pfeiffer, ein engagiertes Mitglied der Bürgerinitiative, dankte in der Sitzung der Verwaltung für ihr Engagement. „Aus unserer Sicht ist dieser neue Vorschlag ein guter Kompromiss, der vielen Interessen gerecht wird.“ Die breiteren Gehwege und die Baumpflanzungen seien positiv, ebenso die Geschwindigkeitsreduzierung. Vor allem aber sei es die Variante mit den meisten Parkplätzen. „Und diese sind für die Geschäfte an der Osterbronnstraße, für deren Kunden und Mitarbeitenden, aber auch für die Anwohner sehr wichtig“, sagte Bernd Pfeiffer. Er hatte im Namen der Bürgerinitiative noch kleine Änderungswünsche. Sein Fazit: „Wir sind einer Lösung extrem nah.“

Auch die Bezirksbeiräte bewerteten die neue Variante überwiegend positiv. Gerhard Wick vom Linksbündnis Die Fraktion sprach von einer „passablen Lösung für Radfahrer“, auch wenn der Entwurf die Erfordernisse für einen guten Radverkehr nicht voll erfülle. Im Falle der Osterbronnstraße gehe es aber vor allem um einen Rückbau, eine Verkehrs- und Temporeduzierung. Auch Ulrich Bayer von der CDU sprach von einem guten Kompromiss. Er bat darum, die Radfahrenden, vertreten durch Vereine und Initiativen, sowie die Bürgerinitiative bei den weiteren Planungen weiter einzubeziehen. Die Grünen waren etwas skeptisch. „Ich habe Sorge, dass die Radfahrenden von den Autofahrern in die gepflasterte Rinne an der Seite gedrängt werden, wo ein höheres Unfallrisiko besteht“, sagte Christa Tast. Am Ende stimmten die Lokalpolitiker mit großer Mehrheit für die neue Variante. Nun muss sich der Ausschuss für Städtebau und Umwelt mit dem Thema beschäftigen.