In vielen Orten werden an Ostern Osterfeuer entzündet. Doch warum gibt es Osterfeuer überhaupt? Wir klären auf über die Bedeutung und den Ursprung dieses Brauchs.

Katrin Jokic

Das Feuer als Symbol

Feuer machen zu können ist wahrscheinlich eine der zentralsten Errungenschaften der Menschheit. Deswegen ist das Feuer selbst auch seit jeher ein Symbol für Licht und Wärme. Oftmals wird Feuer dabei auch gleichgesetzt mit der Sonne oder als Gruß an diese verstanden.

 

Im Christentum ist Feuer ebenfalls schon lange als heiliges Symbol bekannt. So gab es bereits vor rund 2500 Jahren die Priesterschaft der Vestalinnen, deren Hauptaufgabe es war, das Herdfeuer im Tempel der Vesta in Rom zu schützen.

Osterfeuer-Brauch: Heidnischer Ursprung?

Bereits vor der Einführung des Osterfeuers durch die katholische Kirche waren im Frühjahr verschiedene Feste bekannt, bei denen Feuer entzündet wurden. Historische Dokumente aus dem 8. Jahrhundert belegen die Existenz von "Passahfeuern" (ignis pachalis), einem Brauch, der dem Papst unbekannt war. Passah, auch bekannt als Pessach, ist eines der bedeutendsten Feste im Judentum und wird traditionell im Frühjahr gefeiert. Bis heute werden teilweise Passahfeuer entzündet, beispielsweise um die während des Festes verbotenen gesäuerten Lebensmittel zu verbrennen.

Feuer im Frühjahr waren jedoch auch in anderen Kulturen und Regionen üblich. Dazu zählen das Biikebrennen in Nordfriesland, das Hutzelfeuer in Hessen und Thüringen, das Burgbrennen in Luxemburg, Belgien und deutschen Grenzregionen, das Funkenfeuer im schwäbisch-alemannischen Raum sowie das Sechseläuten in Zürich. Allen diesen Bräuchen liegt der Wunsch zugrunde, den Winter zu vertreiben und den Frühling sowie das Wiedererwachen der Natur zu begrüßen.

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Osterfeuer: Bedeutung und Ursprung

Die Briefe aus dem 8. Jahrhundert enthüllen nicht nur die Existenz von Passahfeuern, wie bereits erwähnt, sondern auch die Unkenntnis der katholischen Kirche über diese Art von Brauchtumsfeuern. Insbesondere wandte sich der Missionar Bonifatius im Jahr 751 an Papst Zacharias, um Rat bezüglich des "ignis paschalis" zu erhalten. Der Papst verurteilte diesen Brauch damals als unchristlich und beabsichtigte, solche Feuer zu verbieten. Trotzdem wird vermutet, dass der Ursprung des Osterfeuers in dieser Zeit liegt.

Heute ist das Osterfeuer fest in die christlichen Osterbräuche eingebettet. In der Osternacht, von Karsamstag auf Ostersonntag, wird das Feuer vor der Kirche entzündet und geweiht. Anschließend wird die Osterkerze am Osterfeuer entzündet und in einer feierlichen Prozession in die dunkle Kirche getragen.

Das Osterfeuer und die brennende Kerze dienen dabei als Symbole für Jesus als das Licht der Welt. Gemäß der Bibel führte eine Feuersäule einst die Israeliten auf ihrem Weg durch die Wüste, und an anderen Stellen symbolisiert Feuer und Rauch die Gegenwart Gottes. Heute folgen die Christen in der Osternacht dem Osterfeuer bzw. dem Licht der Osterkerze in die Kirche.

Oftmals werden mit dem Osterfeuer auch die Überreste der heiligen Öle des vergangenen Jahres verbrannt.

Viele Menschen verstehen unter dem Osterfeuer allerdings etwas anderes als das Feuer, das zum Beispiel in einer Feuerschale vor der Kirche entfacht wird.

In einigen Orten wird ein Osterfeuer von Vereinen organisiert, zum Beispiel von der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei werden Baum- und Strauchschnitte meist meterhoch aufgetürmt und schließlich entzündet. Oftmals werden hierfür im Ort die alten Weihnachtsbäume eingesammelt. Diese Osterfeuer haben zwar in ihrer Tradition auch teilweise Bezüge zur Kirche, sind heutzutage aber weitgehend davon losgelöst.

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Wann finden Osterfeuer statt?

In bzw. an der Kirche finden die Osterfeuer in der Regel in der Osternacht statt, also entweder an Karsamstag nach Einbruch der Dunkelheit oder am Ostersonntag vor der Morgendämmerung.

Für die großen Osterfeuer in den einzelnen Gemeinden gibt es keinen einheitlichen Termin. Oftmals werden auch diese am Karsamstag entzündet. In manchen Regionen ist es aber auch üblich, das Feuer am Abend des Ostersonntags zu entfachen. Ganz selten wird das Osterfeuer bereits am Gründonnerstag oder Karfreitag abgebrannt.