Die Gaststätte Hasen, die Hasen in den Parks sowie in Wald und Flur, die Kaninchen als Zuchtobjekt und als Haustiere und was die Tierrechtler dazu sagen – auf den Spuren der mümmelnden Vierbeiner anlässlich der Osterfeiertage.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Es waren mal Zeiten, da war gefühlt der Name „Zum Hasen“ als Name für Lokale oder Gaststätten so häufig wie die Hasen in Wald und Flur. Doch die Zeiten sind vorbei: Hasen hoppeln heute in den Stadtparks herum – auch an so verkehrsreichen Stellen wie dem Stuttgarter Charlottenplatz. Und Tiernamen als Verweis auf gepflegte Gastlichkeit haben schon lange ausgedient. Und doch gibt es noch in Stuttgart eine Gaststätte „Zum Hasen“. Und die ist genauso, wie man sich das vorstellt: Außen unscheinbar, an der verkehrsreichen Gablenberger Hauptstraße, innen urig, gemütlich und traditionell.

 

Das Gasthaus Hasen

Dort wird auch noch auf gut schwäbisch „geschafft“: Kaum hat man seinen Namen am Telefon genannt, kommt auch gleich ganz resolut eine Antwort: „Mir hend über d’Feiertag gschlossa“. Und kaum ist die Frage ausgesprochen, ob es im Hasen überhaupt auch Hasen-Gerichte gibt, folgt prompt der Bescheid: „Bei ons ist no nia an Has uff de Tisch komme“. Es ist halt viel los im Gablenberger Hasen, da bleibt eben keine Zeit für Höflichkeiten. Und die Küche dort mit den schwäbischen Gerichten ist ja auch wirklich zu empfehlen.

Der Hase in Wald und Flur

Wie viele Hasen in den Stadträumen unterwegs sind, dazu gibt es keine verlässlichen Angaben, es fehlt an den geeigneten Zählmethoden. Der persönliche Eindruck zählt. Und den gibt Matthias Riedmann, stellvertretender Leiter des Bezirks Schönbuch von ForstBW, der damit auch zuständig ist für etwa die Hälfte des Stuttgarter Stadtwalds: „Aus früheren Jahren weiß ich noch, dass mit die höchsten Feldhasendichten Baden-Württembergs seinerzeit im Stuttgarter Schlossgarten und im Rosengarten gezählt wurden.“ Ob dies immer noch gilt nach dem Baubeginn von Stuttgart 21, kann auch er nicht beantworten. Zuverlässiger werden seine Aussagen bei Hasen in freier Wildbahn: „Hasen kann man bei uns im Stuttgarter Staatswald häufig im Rotwildpark rund um das Bärenschlössle beobachten. Da gibt es noch zahlreiche extensiv genutzte Grünflächen, auch der strukturreiche Wald bietet gute Lebensbedingungen für Hasen“, so Riedmann.

Der Hase im Stadtraum

Systematisch bejagt wird der Hase im Staatswald schon länger nicht mehr, „die letzten kleineren Treibjagden fanden im Stuttgarter Staatswald Mitte der 1990er Jahre statt“, so Riedmann, „im zurückliegendem Jagdjahr wurde im Stuttgarter Staatswald kein einziger Hase erlegt“. Heute konzentrieren sich die Jäger eher auf Schwarz- und Rehwild. Des Feldhasen größter Feind in freier Wildbahn ist heute vor allem der Straßenverkehr, der Fuchs oder Krankheitserreger wie die Hasenpest. Riedmanns Resümee: „In der Summe darf der Feldhasenbestand in den letzten 20 Jahren als recht stabil bezeichnet werden“.

Hasen werden per Scheinwerfer gezählt

Das bestätigt auch das Feldhasenmonitoring, das seit 1997 zwei mal im Jahr von der Wildforschungsstelle des Landes gemacht wird. Demnach waren im Frühjahr 2022 je 14 Hasen pro Quadratkilometer auf den Feldern in Baden-Württemberg unterwegs. Das sind zwar zwei weniger als im Frühjahr davor, aber das war 2021 auch die höchste Populationsdichte, die bis dahin gemessen wurde. Festgestellt wird dies übrigens mit der so genannten Scheinwerfertaxation. Da werden festgelegte Routen abgefahren, bestimmte Gebiete definiert und diese werden ausgeleuchtet mit Scheinwerfer, die angeleuchteten Hasen werden gezählt.

Die Kaninchen in den Kleintierzüchtervereinen

Da scheint das tierische Leben in den Kleintierzüchtervereinen entspannter zu sein. Einer der ältesten in Stuttgart und Umgebung ist jener in Möhringen, gegründet 1894. Also zu einer Zeit, als Möhringen noch gar nicht zu Stuttgart gehörte. Deren Erster Vorsitzender Rudolf Walter stellt gleich zu Anfang unseres Gesprächs klar: „Hasen gibt es nur in freier Wildbahn, die lassen sich nicht domestizieren. In den Vereinen und bei der Haustierhaltung hat man es mit Kaninchen zu tun.“ Etwa 50 bis 60 Kaninchen hoppeln derzeit auf dem Vereinsgelände in der Möhringer Handwerkstraße herum, und dies vor allem zu Zuchtzwecken. Das heißt, sie werden in Lokalschauen präsentiert und bewertet, sie kommen auch etwas herum, um nach einem umfangreichen Kriterienkatalog begutachtet zu werden. Schneiden sie da gut ab, geht es weiter mit der Zucht, denn absolute Perfektion wird wohl nie erreicht. Erfüllen sie wesentliche Kriterien nicht, können sie vor Ort käuflich erworben werden. Da werde aber auch danach geschaut, ob sich diese etwa mit ihrem sozialen Verhalten als Haustiere eignen. Auch die künftigen Halter müssen Anforderungen erfüllen. „Kaninchen werden nur paarweise verkauft. Und sie müssen sterilisiert sein, das müssen die neuen Besitzer bezahlen“, so Walter. Und einige landen am Schluss dann auch im Kochtopf, so Walter, denn auf dem Vereinsgelände ist nur begrenzt Platz. Nachwuchssorgen plagen die Kleintierzüchter in Möhringen nicht. Walter: „Wir haben etwa 30 bis 35 Kaninchenzüchter bei ungefähr 160 Mitgliedern. In unserer Jugendgruppe sind mehr als 20 Züchter“, so Walter.

Das sagt die Tierrechtsorganisation Peta

Die Tierrechtsorganisation Peta sieht die Haustierhaltung von Kaninchen sehr kritisch: „Kaninchen eignen sich dazu nicht“, so die Peta-Fachreferentin Lisa Kainz: „Sie mögen es nicht, angefasst zu werden. Und sie brauchen Auslauf. Für Kinder sind sie überhaupt nicht geeignet“. Dabei ist sie sich natürlich darüber im Klaren, dass gerade an Ostern und Weihnachten Kaninchen beliebte Geschenke. Deshalb listet sie gleich Weiteres auf, was so alles falsch gemacht wird: „Nahrungsmittel, die der Handel anbietet, sind fast alle schädlich für die Tiere. Kaninchen benötigen frische Nahrungsmittel: Gras, Klee, Wildkräuter, frische Holzteile von Bäumen. Sie benötigen frisches Gemüse wie Karotten oder Paprika. Und Heu ist wichtig, damit sie immer etwas zum Essen haben“, so Kainz, „denn Kaninchen sollten stets etwas zum Essen parat haben. Und zum Trinken.“ Und ihre Anforderungsliste geht weiter: „Körperpflege muss regelmäßig gemacht werden, das Krallenwachstum muss beobachtet werden. Und die Zahnpflege ist wichtig“.

Kinderfreuden am Osterfest

Auch der Blick auf die Kleintierzüchter fällt sehr kritisch aus. Kainz: „Mal abgesehen von Qualzuchten: Hier interessieren nur Einzelaspekte, etwa die Farbintensität des Fells. Dem wird alles andere untergeordnet, auch die artgerechte Haltung. Oft müssen sie in viel zu kleinen Käfigen leben.“ Was sie da besonders vermisst: „Auch Kaninchen sind Individuen. Das kommt da viel zu kurz.“

An der kindlichen Ostererwartung, die eben mit Hasen oder Kaninchen zu tun hat, will auch Peta nicht rütteln. Kainz hat da einige Vorschläge: „Man kann sich da ruhig die Hasen in den Stadtparks anschauen. Am besten ist es, man lässt sie in Ruhe und schaut aus der Ferne ihrem bunten Treiben zu“. Und dann gibt es ja noch die Schokohasen. „Aber dann bitte vegan produziert, da haben heute alle große Hersteller entsprechende Angebote“. Ihr Fazit: Traditionen rechtfertigen kein Tierleid.