Im neuen Baugebiet „Ob der Halde“ im Ortsteil Scharnhausen setzt die Stadt Ostfildern fest, dass Flächen für wenig begüterte Menschen entstehen. In den Geschossbauten werden 30 Prozent der Fläche für soziales Bauen reserviert.

Ostfildern - Das Baugebiet „Ob der Halde“ im Ostfilderner Stadtteil Scharnhausen ist beschlossene Sache. Die Erschließungsarbeiten haben bereits begonnen. Nun geht es an die Vergabe der allesamt im Eigentum der Stadt befindlichen Baugrundstücke, auf denen bis zu 120 Wohneinheiten entstehen sollen. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderats wurde der Verwaltungsvorschlag begrüßt, 30 Prozent der Wohnfläche in den Geschossbauten für soziales Bauen und damit für wenig begüterte Mieter mit Wohnberechtigungsschein zu reservieren. Zudem wird festgesetzt, dass diese Wohnungen mindestens 25 Jahre auf diese Weise genutzt werden.

 

Linderung der Wohnungsnot

Die Initiative, in den Geschossbauten des Gebiets mit einer sogenannten Sozialquote bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, findet im Gremium großen Anklang. Alle Fraktionen begrüßen es, dass die Stadt mit diesem Vergabekonzept einen Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot vor allem für Menschen mit geringem Einkommen leiste. Dafür nehme sie sogar „geringere Erlöse in Kauf“, wie der Stadtrat Steffen Kaiser (Freie Wähler) betonte. Aus „sozialen Überlegungen heraus“ sei das die richtige Entscheidung.

Um das Vorhaben durchzusetzen, sollen Baugrundstücke, die sich für den Geschosswohnungsbau eignen, nicht an Investoren vergeben werden, die die Wohnungen später weiter verkaufen. Vielmehr werden bei deren Verkauf ausschließlich Geldgeber zum Zug kommen, die Mietwohnungen bauen, die dem Vergabekonzept der Verwaltung entsprechen. In dem Neubaugebiet entsteht zudem ein Mix unterschiedlicher Gebäudeformen und Wohnungstypen: besagte sozial geförderte Geschosswohnungen ebenso wie Mietwohnungen und 40 bis 50 Einfamilienhäuser. Außerdem ist der Bau eines kleinen Pflegeheims vorgesehen.

Beim Verkauf der Baugrundstücke für Einfamilienhäuser sollen in erster Linie ortsansässige Bewerber berücksichtigt werden. Doch nicht nur der bisherige Wohnort Ostfildern verschafft den Interessenten Bonuspunkte. Berücksichtigt werden unter anderem auch Kriterien wie die Anzahl der Kinder, das Einkommen und sogar das jeweilige soziale Engagement in der Stadt Ostfildern.

Die Fraktionen loben das Konzept

Die CDU-Fraktion ist überzeugt, mit dem Konzept zur Veräußerung der Baugrundstücke werde ein „guter Ausgleich“ zwischen der Vergabe an Bauträger, Genossenschaften und private Bauherrengemeinschaften gefunden, so der Stadtrat Axel Deutsch. Die Freien Wähler hoffen, dass mit dem Konzept ein Baugebiet entstehe, das „den sozialen Bedürfnissen unserer Zeit gerecht wird“, sagte Steffen Kaiser. Von dem Vergabekonzept ebenfalls überzeugt ist die SPD, schaffe dieses doch die Voraussetzungen, „auch für Familien und Einzelpersonen kostengünstigen Wohnraum“ zur Verfügung zu stellen, so die Stadträtin Martina Sandhorst-Schäfer.

Die Grünen begrüßen, dass es bei der Vergabe der Baugrundstücke auch Bonuspunkte für über die gesetzlichen Anforderungen hinaus gehende energetische Maßnahmen gibt. Allerdings reichten die Vorgaben nicht aus, um in Scharnhausen eine „Klima-Vorzeige-Siedlung“ entstehen zu lassen, sagte Sonja Abele.