In Ostfildern sind Eltern aus Protest gegen die unbefriedigende Betreuungssituation in einer Kindertagesstätte auf die Straße gegangen.

Ostfildern - Für das Ostfilderner Stadthaus, das mit seiner schrägen Architektur so wirkt, als kämpfe es ständig gegen die Schwerkraft, hat die Stadt viel Lob bekommen. Für die nach Ansicht vieler betroffener Eltern ebenfalls aus dem Lot geratene Kinderbetreuung im Scharnhauser Park dagegen hat es jetzt harsche Kritik und schrille Pfiffe gegeben.

 

Rund 50 Eltern, viele begleitet von ihren Kindern, hatten sich jüngst zu einer Protestkundgebung vor dem Stadthaus versammelt. Im Mittelpunkt der Kritik stand die Betreuung, oder besser gesagt, die Nicht-Betreuung im Minimax, einer von dem privaten Träger DenkMit betriebenen Kindertagesstätte in der Carl-Herzog-Straße im Scharnhauser Park. Weil dem Personal entweder gekündigt worden war oder weil Erzieherinnen selbst kündigten, sind die Betreuungszeiten seit Monaten stark eingeschränkt.

Die Eltern haben Grund, auf die Straße zu gehen

Grund genug für die Eltern also, auf die Straße zu gehen. Dass der lautstarke Protest dennoch eher eine Demonstration der Hilflosigkeit geworden ist, ist der verfahrenen Situation geschuldet. Der Träger der Einrichtung, gegen den sich der Elternprotest eigentlich richten sollte, hat bereits das Handtuch geworfen. „Wir sind gescheitert. Es ist uns nicht gelungen, ein stabiles Team aufzubauen“, gibt der DenkMit-Geschäftsführer, Adrian Storp, offen zu. Derzeit stehen im Minimax zur Betreuung von rund 50 Kindern nur noch fünf Kräfte zur Verfügung. Um die vertraglich vereinbarten ganztägigen Öffnungszeiten verlässlich zu garantieren, müssten es mindestens doppelt so viele sein. Storps Beteuerungen, alles zu tun, um den Betrieb im Minimax vertragsgemäß bis zum 31. August aufrecht zu erhalten, klingt vor diesem Hintergrund wie Hohn in den Ohren der genervten Eltern, die nicht nur mit drastisch gekürzten Öffnungszeiten, sondern auch mit kurzfristig angekündigten Schließungen umgehen müssen. Der ständige Wechsel des Betreuungspersonals und die willkürlichen Öffnungszeiten bringen die auf eine verlässliche Betreuung ihrer Kinder angewiesenen Eltern zudem an den Rand der Improvisationsfähigkeit – und der Nerven.

Dem neuen Träger schlägt Misstrauen entgegen

Dem neuen Träger, der Seepferdchen GmbH, schlägt das Misstrauen schon entgegen, bevor noch das erste Kind am Montag, 2. September, an der Türe der Einrichtung von dem neuen Betreuungspersonal in Empfang genommen worden ist. Doch die Stadt will sich nicht zum Sündenbock machen lassen, auch wenn die Transparente wie „Stadt ohne Plan“ oder die am Mikrofon gestellte Frage nach der Sorgfaltspflicht der Kommune in diese Richtung zielen. „Wir freuen uns, dass wir mit Seepferdchen einen neuen Träger gefunden haben“, sagt Kerstin Pichler, die im Rathaus als Leiterin der Abteilung Kinder und Jugend unter anderem für die Konzeptionsentwicklung in der Kinderbetreuung zuständig ist. Dass erneut ein privater Träger zum Zuge komme, sei ganz im Sinne des Subsidiaritätsprinzips, wonach eine Kommune keine Aufgaben übernehmen dürfe, die eine privater Anbieter gleich gut oder besser erfüllen könne. „Die Trägervielfalt macht die Stadt lebendig und stärkt das Elternwahlrecht“, sagt die Abteilungsleiterin.