Der Träger einer Minimax-Einrichtung im Stadtteil Scharnhauser Park hat Probleme, ausreichend Erzieherinnen zu gewinnen. Die Folge sind reduzierte Öffnungszeiten, Notfallpläne und sogar Schließtage – worüber zum Teil sehr kurzfristig informiert wird.

Ostfildern - Wir ermöglichen Ihnen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch unsere großzügigen Öffnungszeiten und unsere geringe Anzahl an Schließtagen“, heißt es auf der Internetseite des Münchner Unternehmens „Denk mit“, das 35 Kinderbetreuungseinrichtungen in Bayern und fünf in Baden-Württembergunter dem Namen „Minimax“ unterhält. Doch ein Vater aus Ostfildern, dessen Nachwuchs die Denk-mit-Kita Minimax 04 im Scharnhauser Park besucht, hat ganz andere Erfahrungen gemacht. Aufgrund der angespannten personellen Situation bei den Erzieherinnen komme es schon seit 2016 zu reduzierten Öffnungszeiten, Betreuungs-Notfallplänen und zuletzt sogar zu Schließtagen. Auch die Stadt Ostfildern ist darüber unzufrieden und sucht laut dem Oberbürgermeister Christof Bolay „das Gespräch mit dem Träger, um eine gute Lösung zu finden“.

 

Probleme begannen bereits vor drei Jahren

Die Eltern, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, mussten vom Dienstag bis zum Freitag, 19. bis 22. März, jeweils zwei Urlaubstage nehmen, um die Betreuung zu Hause selbst zu regeln. Bereits am Montag, 18. März, seien die Eltern um 7.39 Uhr via Internet benachrichtigt worden, dass an dem Tag nur 15 von 50 Kindern aufgenommen werden könnten, weil Erzieherinnen fehlen. Die restlichen Tage der Woche sei die Einrichtung dann ganz geschlossen worden, worüber die Kita am Dienstagmorgen um 5.19 Uhr informiert habe, erzählt der Vater, dessen Kind die Kita „Minimax 04“ besucht, eine von zwei durch „Denk mit“ getragene Einrichtung im Scharnhauser Park. Außerdem ist das Unternehmen Träger weiterer Minimax-Kitas in den Ostfilderner Stadtteilen Nellingen und Kemnat sowie in Stuttgart-Plieningen. In diesen sei es bisher nur zu verkürzten Öffnungszeiten, nicht aber zu Schließtagen gekommen, erklärt der Vater.

Ganz anders im Minimax 04, wo die Probleme bereits vor drei Jahren begonnen hätten. Zunächst sei mitgeteilt worden, die Betreuungszeiten endeten statt um 19 Uhr künftig bereits um 18 Uhr. Von vergangenen Herbst an habe sich die Situation dann zugespitzt, denn im November und Dezember seien Notfallpläne aufgestellt worden mit dem Ziel, „die Eltern sollten sich untereinander einigen, wer seine Kinder vorübergehend zu Hause betreuen kann“.

Betreuungsgebühren wurden erstattet

Man müsse dem Unternehmen allerdings zugute halten, dass „uns die nicht geleistete Betreuung finanziell erstattet wurde“, sagt der Vater, „schon seit vier Monaten zahlen wir nicht mehr den vollen Betrag“. Aber das Problem, die Kinder berufstätiger Eltern unterzubringen, sei damit freilich nicht gelöst.

Denn es stehe offensichtlich zu wenig Personal zur Verfügung. „Denk mit“ und Minimax bezahle die Erzieherinnen unter Tarif, erzählt der Vater, sie könnten „durch Bonusleistungen mehr verdienen“. Aber zurzeit böten sich im Bereich der Kinderbetreuung genügend Alternativen, woanders leichter und zuverlässiger mehr Geld zu verdienen. Die verbliebenen Mitarbeiterinnen leisteten gute Arbeit und seien „durchaus gewillt, den Laden am Laufen zu halten“. Sie erhielten von ihrem Arbeitgeber als Anerkennung fürs Durchhalten lediglich Amazon-Gutscheine. Für den Vater steht aber fest, dass man die Erzieherinnen nur durch „verbesserte Rahmenbedingungen halten kann“.

Probleme sind bei der Stadtverwaltung bekannt

Der Ostfilderner Oberbürgermeister Christof Bolay kennt die Probleme in der Kita. Die Stadt habe mit dem Träger „Denk mit“ für die von ihm übernommenen Einrichtungen Verträge. Und nach denen sei jeder Träger „in der Verantwortung, dass die Betreuung gewährleistet ist“. Die angespannte Situation beim Personal in den Minimax-Einrichtungen sei der Stadtverwaltung bekannt. Zurzeit würden Gespräche geführt, um eine Lösung zu finden, „denn wir brauchen die Betreuungsplätze“, sagt Bolay. Kinder in Einrichtungen anderer Träger unterzubringen, sei schwierig, „es sind keine Plätze frei“.

Adrian Storp, der Geschäftsführer der beiden rein rechtlich getrennten Träger „Denk mit“ und „Minimax“ , kann den Unmut der Eltern gut verstehen. Er und seine Frau seien beide berufstätig und hätten kleine Kinder. Er wisse, was es bedeute, auf eine verlässliche Kinderbetreuung angewiesen zu sein. Das Grundthema sei, dass auf dem Arbeitsmarkt nicht in ausreichender Zahl Fachkräfte zur Verfügung stünden. „Das wird sich kurzfristig auch nicht deutlich verbessern“, ist Adrian Storp überzeugt. Die angehobenen Betreuungsschlüssel verschärften die Situation zusätzlich. Die Folgen seien an der Situation im Minimax 04 abzulesen. Die Bitte, Kinder wenn möglich kurzzeitig zu Hause zu betreuen oder auch das Bemühen, Elternteile zeitweise als Betreuer für die Einrichtung zu gewinnen, seien nur zwei Versuche, die Situation abzufedern, so Storp.

Angespannte Situation wegen Personalmangels

Sein Unternehmen sei tatsächlich „nicht tarifgebunden“. Die Eltern glaubten, private Träger hätten mehr Mittel als beispielsweise städtische, „aber das stimmt nicht“, sagt Storp. Letztlich sei die angespannte Betreuungssituation einzig dem Personalmangel geschuldet. Das Unternehmen bemühe sich, gemeinsam mit den Eltern und der Stadtverwaltung Lösungen zu finden. Und es versuche zudem verstärkt, um Fachkräfte zu werben – demnächst auch mit Plakaten „an den Stadtbahn-Haltestellen in Ostfildern“, so Storp.