Konstanz macht nicht Schule: Die Abschaffung des beliebten Feuerwerkspektakels im Scharnhauser Park steht zurzeit nicht zur Debatte. Dennoch wird über eine mögliche Umweltbelastung durch die dreitägige Show diskutiert.

Ostfildern - Nachdem das Feuerwerk des Konstanzer Seenachtsfestes aus Klimaschutzgründen zur Disposition steht, kann sich auch das alljährlich stattfindende Pyrotechnik-Spektakel Flammende Sterne in Ostfildern dieser Diskussion nicht entziehen. Jürgen Wünsche, der mit seiner Firma Marketing- und Presseservice (MPS) die beliebte Party für Feuerwerk-Fans auch in diesem Jahr von 16. bis 18. August organisiert, kann die Debatte nicht verstehen. Die Menge an Feinstaub und Kohlendioxid, die an den drei Tagen durch die Feuerwerke entstehe, sei „verschwindend gering“, sagt der Veranstalter. Das belegten im Übrigen auch Zahlen des Umweltbundesamts.

 

An den drei Tagen entstehen „rund 150 Gramm Feinstaub“

Nach den Berechnungen der Behörde, welche sich an der Menge der in die Luft geschossenen Feuerwerkskörper bemessen, produziere die Riege internationaler Pyrotechniker mit ihren Großfeuerwerken an allen drei Tagen rund 150 Gramm Feinstaub, sagt Jürgen Wünsche und fügt an: „in 200 Metern Höhe und biologisch abbaubar.“ Großfeuerwerke als Klimakiller auszumachen, entspreche nicht der Realität der tatsächlich dabei freigesetzten Emissionen, denn auf deren Konto gingen von allen in Deutschland pro Jahr gezündeten Feuerwerkskörpern gerade einmal drei Prozent, „97 Prozent werden an Silvester hochgeschossen“.

Auch das belegen Zahlen des Umweltbundesamts, wonach „am ersten Tag des neuen Jahres die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts so hoch ist wie sonst an keinem anderen Tag im ganzen Jahr“, wie es in einer Broschüre heißt. Deshalb sieht Wünsche Ansätze für den Klimaschutz eher bei der alljährlichen „wahllosen Ballerei“ zum Jahresende als bei Großfeuerwerken.

Weit größere Dimensionen als die Flammenden Sterne mit rund 40 000 Besuchern besitzt das alle drei Jahre gefeierte „Züri-Fäscht“ in Zürich, das am Wochenende vom 5. bis zum 7. Juli ebenfalls drei Feuerwerke anbietet und rund zwei Millionen Menschen anlockt. Dort hat die Studie einer Stiftung Bemerkenswertes zu Tage gebracht, worüber die „Neue Züricher Zeitung“ am Donnerstag berichtete.

Kombiticket wird gut genutzt

Demnach beträgt der Kohlendioxid-Ausstoß während der Festtage 12 400 Tonnen, wovon nur 0,2 Prozent durch die Feuerwerke verursacht würden. Der größte Teil der Emissionen, nämlich 42 Prozent, entfalle auf die An- und Abreise der Besucher. Insgesamt sei der Gesamtausstoß an dem Fest-Wochenende aber geringer als während eines normalen Wochenendes ohne Fest, da knapp 90 Prozent der Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisten.

Auch der Stadt Ostfildern war der An- und Abreiserummel bei den Flammenden Sternen ein Dorn im Auge. Deshalb berechtigen die Eintrittskarten seit fünf Jahren auch zur Nutzung von Bus und Bahn. Das Kombiticket werde von „mehr als der Hälfte der Besucher“ genutzt, sagt Wünsche, der seinen Vertrag mit der Stadt eigenem Bekunden nach kürzlich um fünf Jahre verlängert hat.

Für den Oberbürgermeister Christof Bolay (SPD) ist es „nicht wegzudiskutieren“, dass bei den Flammenden Sternen Feinstaub und Müll entstünden. „Aber man muss das in der Relation zum Gesamtaufkommen von Emissionen sehen“, sagt er. Der Klimaschutz stehe zurecht im Fokus der Öffentlichkeit, und angesichts dessen müsse auch „einiges hinterfragt werden“. Um dem Thema auch bei den Flammenden Sternen gerecht zu werden, „werden wir uns mit dem Gemeinderat und dem Veranstalter sicher zusammensetzen“. Bolay betont, dass beispielsweise das Kombiticket ein „nicht verhandelbarer Teil des Vertrags“ gewesen sei.

Alles soll auf den Prüfstand

Margarete Schick-Häberle, die Vorsitzende der Grünen-Gemeinderatsfraktion, erklärt, „die Flammenden Sterne sind natürlich umstritten – auch in unserer Fraktion“. Wolle man das Ziel erreichen, eine klimaneutrale Stadt zu werden, müsse vieles auf Schadstoffemissionen geprüft werden, „auch das Feuerwerk“. Es müsse aber bei allen Prüfungen abgewogen werden, „welches die richtigen Maßnahmen sind und welche Auswirkungen sie haben“.

Die Veranstaltung der Flammenden Sterne abzuschaffen, hielte der CDU-Fraktionschef Norbert Simianer für „überzogen“. Es gelte selbstverständlich, das Klima zu schützen, „aber mit Augenmaß und durch Dinge, die mehr Effekt haben als die Abschaffung eines Feuerwerks“. Letztlich sollte Ostfildern an dem seit 17 Jahren veranstalteten Pyrotechnik-Spektakel festhalten, denn dies habe die Stadt erst bekannt gemacht.