Udo Lang, der Leiter der Gemeinschaftsschule im Stadtteil Nellingen, klagt schon sein Längerem über Platzmangel und Sanierungsstau. Die Stadtverwaltung halte die Einrichtung jedoch hin, was eine langfristige Planung blockiere.

Ostfildern - Zwischen der Erich-Kästner-Schule (EKS) im Ostfilderner Stadtteil Nellingen und der Stadtverwaltung herrscht zurzeit dicke Luft. Udo Lang, der Leiter der Gemeinschaftsschule, wirft den Verantwortlichen im Rathaus vor, seine stetig wachsende Einrichtung bezüglich einer benötigten räumlichen Erweiterung und dringend erforderlicher Sanierungsmaßnahmen seit Jahren hinzuhalten. „So haben wir keine Perspektive und können nicht langfristig planen“, klagt der Schulleiter Udo Lang. Zudem hadert er mit der Entscheidung des staatlichen Schulamts in Nürtingen, der EKS nur drei anstatt der gewünschten vier Klassen zu gewähren.

 

Eine Vierzügigkeit, so Udo Lang, wäre „aus pädagogischen Gründen sinnvoll“. Denn so hätte der Inklusionsgedanke, auch Kinder mit Unterstützungsbedarf in die Gemeinschaftsschule einzugliedern, weit effektiver umgesetzt werden können. Mit vier Klassen à 22 Schülern wäre der pädagogische Spielraum diesbezüglich weit größer gewesen. Zudem habe es 88 Anmeldungen gegeben, führt Lang als weiteres Argument für eine Vierzügigkeit an. Dennoch hat das staatliche Schulamt in Nürtingen diesem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die Behörde legte ihren Berechnungen laut der stellvertretenden Amtsleiterin Karin Bogen-Dittrich nur eine Anmeldezahl von 84 Schülern zugrunde. Vier wohnten nicht in Ostfildern, für sie gäbe es die Möglichkeit, die Körschtalschule – eine Gemeinschaftsschule in Stuttgart-Plieningen – zu besuchen. Gemäß dem vorgegebenen Teiler würden deshalb in der Nellinger Einrichtung drei Klassen mit je 28 Schülern gebildet, so Karin Bogen-Dittrich.

Die Schule ist „randvoll“

Udo Lang muss das so hinnehmen, als sinnvoll erachtet er es aber nicht. „Das Schulamt könnte das auch anders regeln“, ist er überzeugt. Denn es sei schon länger anvisiert worden, vierzügig zu werden, um auch „inklusionsmäßig“ ein sehr gutes Angebot zu haben. In jedem Fall wäre das „im Sinne der Kinder und der Lehrer“ die beste Lösung. Außerdem habe die Schule bisher „Kinder, die unbedingt zu uns wollen, auch aufgenommen“, sagt er.

Die Stadträtin Petra Hönschel-Gehrung (Freie Wähler), die selbst Lehrerin an der EKS ist, hatte Ende April noch einen offenen Brief an den Oberbürgermeister Christof Bolay (SPD) geschrieben mit der Bitte, sich doch beim Schulamt für eine Vierzügigkeit einzusetzen. Schließlich würde dies belegen, dass er als Verwaltungschef stolz darauf sei, „dass die Gemeinschaftsschule in Ostfildern, entgegen dem Trend in anderen Gemeinden, stabile Anmeldezahlen hat“. Christof Bolay ist jedoch in erster Linie wichtig, „dass die Schüler aus Ostfildern einen Platz an der Gemeinschaftsschule haben“. Im Übrigen entscheide allein das Schulamt über die Anzahl der Zügigkeit, wenngleich er Langs Argumentation nachvollziehen könne.

Darüber, wie eine Schule in der Stadt räumlich ausgestattet ist, entscheidet hingegen die Verwaltung. Diesbezüglich fühlt sich Udo Lang im Stich gelassen. Seine Schule sei „randvoll“, erklärt er. Die Räumlichkeiten reichten längst nicht mehr aus, ebenso bestehe dringender Bedarf an Sanierungsmaßnahmen, welche schon seit gut fünf Jahren immer wieder versprochen, aber nie umgesetzt worden seien.

Ständig werde die EKS hingehalten und vertröstet: „Im November hieß es noch, es geschehe im Juni etwas. Jetzt ist das auch schon wieder auf Juli verschoben worden.“ Gegen ein Übergangsjahr sei ja nichts einzuwenden, so Udo Lang, „aber so ist nicht absehbar, wann sich endlich etwas tut“. Zudem erachte er die zuletzt angedachte Lösung, die EKS aus Gründen des Platzmangels auf zwei Standorte zu verteilen, als wenig sinnvoll. „Das widerspricht ganz klar dem Prinzip der Gemeinschaftsschule.“

Entscheidung vor der Sommerpause

Darin stimmt ihm Christof Bolay inzwischen zu. Auch der Rathauschef spricht sich dafür aus, am Standort im Schulzentrum Nellingen für die EKS eine Erweiterungsmöglichkeit anzustreben. Doch darüber werde sich der Gemeinderat auf seiner Immobilien-Klausurtagung Anfang Juni unterhalten. Ein „großer Punkt“ auf der Tagesordnung sei die räumliche Zukunft der EKS. Noch vor der Sommerpause wolle der Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung zur Schulentwicklungsplanung, in der die EKS ein zentrales Thema sei, treffen. Dass die Verwaltung die Schule hinhalte, will Bolay so nicht stehen lassen. Aber der Schwerpunkt bei der Sanierung der Schulen seien eben bisher auf die Ertüchtigung der Realschule und der Gymnasien gelegt worden.