Weil das geplante Projekt im Ortsteil Nellingen keinen Zuschuss erhält, wird es von der Stadtverwaltung im aktuellen Etat nicht berücksichtigt. Doch der Turnverein, die Schulen und die Bundesliga-Handballerinnen, sehen dringenden Handlungsbedarf.

Ostfildern - Die Entscheidung der Ostfilderner Stadtverwaltung, den Neubau einer Sporthalle im Stadtteil Nellingen vorerst auf Eis zu legen, verursacht bei den Bundesliga-Handballerinnen Schwaben Hornets, beim Turnverein Nellingen und bei den Schulen gleichermaßen Verdruss. Die Forderungen werden lauter, sich nach einem abschlägigen Förderbescheid um andere Finanzierungsmöglichkeiten für das als dringend notwendig erachtete Projekt zu bemühen.

 

Der Beschluss des Ostfilderner Gemeinderats im Dezember 2015 ist unmissverständlich gewesen. Einstimmig votierte das Gremium dafür, im Stadtteil Nellingen eine neue Sporthalle zu bauen – aber nur, wenn ein entsprechender Zuschuss aus einem Bundesprogramm fließt. Dazu ist es aber nicht gekommen, denn Esslingen hat den Zuschlag für eine Förderung über 3,2 Millionen Euro für den Umbau der Eberhard-Bauer-Sporthalle im Stadtteil Weil erhalten. Ohne Geld vom Bund seien die geschätzten Kosten für eine bundesligataugliche Halle, die sich zudem von zunächst prognostizierten 12 auf 14 Millionen Euro erhöht haben, nicht zu stemmen, erklärt der Oberbürgermeister Christof Bolay. „Wir haben kein unbegrenztes Investitionsvolumen“, sagt er und verweist auf Projekte, etwa im Bereich der Schulen und Kinderbetreuung, die finanziert werden müssten. Es sei „ausgeschlossen“ gewesen, das Projekt in dieser Dimension in den aktuellen Etat einzustellen.

Der Zustand der Sporthalle I ist äußerst schlecht

Dennoch lässt es sich nicht wegdiskutieren, dass Handlungsbedarf besteht. Der energetische Zustand der Sporthalle I, Baujahr 1974, ist äußerst schlecht, ebenso jener der Sanitäreinrichtungen. Hinzu kommen große Mängel beim Brandschutz. Außerdem fehlt den Hornets – Hornissen – zur Bewirtung ihrer Zuschauer bei den Heimspielen in der Handball-Bundesliga der Platz. Bernd Aichele, der Geschäftsführer der TV Nellingen Handball Bundesliga GmbH, ist zwar enttäuscht, dass dem Projekt eine Bundesbezuschussung versagt geblieben ist, davon verabschieden will er sich aber keinesfalls. Zumal er glaubt, dass sich eine von den Hornets benötigte wettkampftaugliche Halle – die Kosten basierten lediglich auf Schätzungen – günstiger realisieren lässt. „Eine Ausschreibung würde Klarheit über die tatsächlichen Kosten bringen“, sagt Aichele und führt als Beispiel die Stadt Dresden an, in der eine wesentlich größere Halle für 15 Millionen Euro gebaut worden sei. „Wir brauchen die Halle in Nellingen“, betont Bernd Aichele angesichts der fehlenden Alternativen, andernorts in der Region die Heimspiele auszutragen. Zudem verweist er auf die „hervorragende Nachwuchsarbeit“, die der Bundesligist leiste.

Tobias Schramek, der Geschäftsführer des TV Nellingen, tritt allerdings dem Eindruck entgegen, „die Halle müsste man nur für die Hornets bauen“. Vielmehr sei die regelmäßige Nutzung der Einrichtung auf andere Sportarten und die Schulen ausgerichtet. Die Bundesliga-Handballerinnen indes „geben die Anforderungen an eine wettkampftaugliche Halle vor“, sagt Schramek. Ein Neubau sei aber nicht von diesen abhängig, erklärt der TVN-Geschäftsführer und verweist beispielhaft auf zusätzliche Seminar- und Kursräume, die der Sportverein für seine vielfältigen Angebote benötige. Dennoch hebt Tobias Schramek die Hornets als „überregionales Aushängeschild“ Ostfilderns hervor. Und er ist sich mit Bernd Aichele darin einig, dass sich ein Neubau möglicherweise durch das finanzielle Engagement von Investoren und Sponsoren realisieren ließe.

Kritik an der Informationspolitik der Stadtverwaltung

Der Rathauschef Christof Bolay verweist darauf, dass man sich darüber im Klaren sein müsse, „was für eine Sporthalle angedacht ist“. Diese solle nicht nur dem Schul- und Vereinssport dienen, sondern auch für die Frauenhandball-Bundesliga tauglich sein. Man müsse sich nun, nachdem der Zuschuss nicht geflossen sei, „zusammensetzen und die verschiedenen Punkte auf den Tisch legen“.

Das sieht Tobias Schramek genauso. Allerdings übt er Kritik an der dürftigen Informationspolitik der Stadtverwaltung und daran, dass in dieser Sache bereits „ein gutes Jahr wenig bis nichts passiert“ sei. Obwohl schon in mehreren Workshops von den potenziellen Nutzern der Halle ein Raumprogramm erarbeitet worden war, sei vom „Engagement und der Motivation“ für eine neue Halle nicht mehr viel zu spüren.

An den Planungen beteiligt waren auch die Schulen als ein Hauptnutzer der Halle für den Sportunterricht. Sie erachten einen Neubau ebenfalls als dringend erforderlich. Das betont der Lehrer Christian Fichter vom Otto-Hahn-Gymnasium, der an den Planungen mitbeteiligt war. Die alte Sporthalle I sei nahezu untragbar. „Wenn die Schüler duschen wollen, kommt das braune Wasser aus den Leitungen.“