Auf die Raumnot und den Sanierungsbedarf an Schulen will die Stadt Ostfildern mit einer Immobilienstrategie reagieren. Dafür werden neue Schulden unabdignbar sein.

Ostfildern - Die Stadt Ostfildern wird in den nächsten Jahren nicht umhin kommen, neue Schulden aufzunehmen. Darin sind sich der Oberbürgermeister Christof Bolay (SPD) und Theo Hartmann, Norbert Simianer und Werner Schmidt, die Fraktionsvorsitzenden der Gemeinderatsfraktionen der Freien Wähler, der CDU und der SPD in einem Pressegespräch am Donnerstag einig gewesen. In diesem ging es darum, wie künftig der Sanierungsbedarf der in die Jahre gekommenen städtischen Immobilien und der notwendige Ausbau der Schulen und Betreuungseinrichtungen bewältigt werden soll.

 

Bei der vorausgegangenen Immobilienklausur des Gemeinderats hat sich gezeigt, dass die gesamte künftige Immobilienstrategie der Stadt von der Entscheidung für einen Neubau der Sporthalle 1 im Stadtteil Nellingen abhängt. Denn davon wird ein dringend benötigter Ausbau der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule stark beeinflusst. Schließlich soll dieser auf dem Platz umgesetzt werden, der nach dem Abriss der inzwischen arg maroden Halle frei wird.

Die Verwaltung favorisiert eine kleinere Hallenlösung

Darüber, dass diese für den Schulsport und von den Bundesliga-Handballerinnen genutzte Halle aus energetischer Sicht nicht mehr tragbar ist und durch einen Neubau unweit des jetzigen Standorts ersetzt werden muss, herrscht Einigkeit. Doch in welcher Dimension sie gebaut werden soll, ist noch unklar, nachdem eine zunächst große, 1200 Zuschauer fassende und rund 14 Millionen Euro teure Lösung wegen ausbleibender Landeszuschüsse nicht hatte umgesetzt werden können. Weiterhin aber ist sie eine von drei möglichen Varianten. Eine weitere sieht einen Neubau mit einer Kapazität für 750 Zuschauer vor, womit die Mindestanforderung an eine bundesligataugliche Halle noch erfüllt wäre (Kosten circa 11,8 Millionen Euro). Die dritte Möglichkeit wäre, für etwa 7,7 Millionen Euro eine Sportstätte mit Platz für 400 Zuschauer zu bauen.

Letztere Variante favorisiert die Verwaltung, erklärte der Rathauschef Christof Bolay. Ganz im Gegensatz zur Handballabteilung des TV Nellingen, die darin ihre Bundesliga-Heimspiele nicht austragen könnte. Kein Wunder also, dass Bolay eine „intensive Diskussion“ erwartet. Der Gemeinderat soll sich in dieser Frage in einer Sitzung nach der Sommerpause entscheiden, damit die Planung im kommenden Jahr beginnen und die neue Halle möglichst schon im Jahr 2022 eingeweiht werden kann.

Bis dahin kann die Erich-Kästner-Schule freilich nicht mehr warten. Aber ihr könnte dadurch geholfen werden, dass sie bis zur baulichen Erweiterung in Interimscontainer einzieht, um den schon seit geraumer Zeit herrschenden Platzmangel auszugleichen. Acht solcher Container mietet die Stadt ohnehin für die Realschüler, die dort während der Sanierung ihrer Einrichtung provisorisch untergebracht werden. Und ab den Sommerferien werden für die ebenfalls von Sanierungsarbeiten betroffenen Gymnasiasten 16 weitere Container als Klassenzimmer aufgestellt, welche die Stadt laut Bolay kauft und die damit später ebenfalls zur Verfügung stehen.

Schule wird nicht auf zwei Standorte verteilt

Udo Lang, der Leiter der Erich-Kästner-Schule, braucht demnach nicht mehr fürchten, seine Einrichtung werde auf zwei Standorte verteilt. Denn die dafür zunächst einmal angedachte Schule im Park im Scharnhauser Park werde künftig mit der wachsenden Zahl an Schülern und der Schulkindbetreuung ausgelastet sein, so Bolay. Auch dort stünden Investitionen für die Erweiterung der Mensa und Umbaumaßnahmen an. Die Kosten stehen laut Michael Striebeck, dem Leiter des Fachbereichs Bauen und Immobilien, noch nicht endgültig fest. Diesbezüglich „müssen wir viel zusammentragen, um dem Gemeinderat ein Gesamtbild der Investitionen vorlegen zu können“, so Striebeck. Dass kein Weg an neuen Schulden vorbei führt, ist den Fraktionsvorsitzenden klar. „Wenn man etwas braucht oder haben möchte, muss man eben auch Schulden aufnehmen“, sagt Werner Schmidt (SPD).

Die Stadt besitzt 88 Gebäude

Immobilien
Die Stadt Ostfildern besitzt und unterhält 88 eigene Immobilien mit Flächengrößen zwischen 20 und 10 000 Quadratmetern. Das älteste Gebäude ist mehr als 400 Jahre alt, es gibt aber auch Neubauten.

Nutzung
Zu den städtischen Immobilien zählen Verwaltungsgebäude, Schulen, Kindergärten, Unterkünfte, Sporthallen und Wohnhäuser.

Sanierungsbedarf
Der überwiegende Anteil der Gebäude ist in den frühen 1970er-Jahren gebaut worden und damit inzwischen größtenteils sanierungsbedürftig. Zudem sind im Laufe der Jahre die Anforderungen etwa beim Brandschutz und an die Dämmung gestiegen, was weitere Investitionen erfordert.