Ein vierjähriger Bub einer Kindergartengruppe ist beim Spielen von einem umstürzenden Holzbalken getroffen und schwer verletzt worden. Die Polizei ermittelt, wer Schuld an dem Unfall trägt.

Ostfildern - Der vierjährige Bub, der am Dienstagvormittag beim Spielen auf einem Kindergartenspielplatz in Ostfildern-Nellingen (Kreis Esslingen) schwer verletzt wurde, liegt laut einem Informanten unserer Zeitung noch immer auf der Intensivstation einer Stuttgarter Klinik. Das schlimme Unglück, bei dem zudem ein gleichaltriger Spielkamerad des Jungen leicht verletzt worden war, hat in dem Stadtteil Bestürzung ausgelöst. Die beiden Kinder hatten mit ihrer Gruppe des evangelischen Olga-Kindergartens den Spielplatz der im Sommer geschlossenen Kindertagesstätte in der Eugen-Schuhmacher-Straße besucht. Ein umstürzender Holzpfosten hatte die beiden Kinder gegen 11.30 Uhr getroffen. Der Informant – ein Bekannter des Vaters des schwer verletzten Buben – übt harsche Kritik an dem „total morschen“ Zustand des Spielgeräts.

 

Der verletzte Junge wird mit einem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen

Der Mann, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, war eigenen Angaben zufolge mit dem Vater vor Ort, als das Kind noch notärztlich versorgt wurde. Es habe bei dem Unfall unter anderem Brüche am Schädel, ein geplatztes Trommelfell und eine Augenverletzung erlitten. Mit einem Rettungshubschrauber war der Bub in eine Klinik geflogen worden. Für die Familie des Kindes sei das Unglück eine „große Tragödie“.

Entsetzt sei er gewesen, als er den Zustand des abgebrochenen etwa 30 Zentimeter dicken und drei Meter langen Holzbalkens gesehen habe. Völlig morsch sei dieser, „ich möchte nicht wissen, wie viele Jahre der im Boden gesteckt hat“. Die beiden Jungen waren an Seilen entlang gehangelt, die zwischen Holzpfosten gespannt waren. Er habe erfahren, erzählt der Zeuge, dass der Spielplatz im Frühjahr geprüft und abgenommen worden sei – mit dem Vermerk „es geht gerade noch, aber noch in diesem Jahr müssen die Pfosten ausgetauscht werden“.

Das war bisher offensichtlich nicht geschehen, was der Mann als „unermessliche Verantwortungslosigkeit“ empfindet. Zudem könne er nicht verstehen, weshalb Erzieherinnen mit ihrer Kindergartengruppe ausgerechnet auf diesen „verwahrlosten Spielplatz“ gingen, wo sich in Nellingen doch mehrere, weitaus schönere und modernere Spielflächen anböten. Die Polizei teilte auf Anfrage mit, die Erzieherinnen seien „berechtigt gewesen“, sich mit ihrer Gruppe dort aufzuhalten.

Das Gelände wird für die Kindergartengruppe eigens geöffnet

Peter Brändle ist der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Ostfildern-Nellingen. Sie ist die Trägerin des Kindergartens und des Geländes am dortigen Gemeindehaus, in dem der Schuhmacherkindergarten bis zum vergangenen Sommer betrieben worden war. Er bestätigt auf Nachfrage unserer Zeitung, dass der Spielplatz im März von einem unabhängigen Büro geprüft worden sei. Dieses habe angemerkt, dass das Spielgerät binnen eines Jahres – also bis zum kommenden März – „ausgetauscht oder stillgelegt“ werden müsse, erklärt Peter Brändle. Darüber, „wie und warum“ das Unglück geschehen sei, könne er nichts sagen, sagt der Pfarrer. Der Prüfbericht liege der Polizei vor. Deren Ermittlungsergebnisse und jene der Staatsanwaltschaft müssten nun abgewartet werden. Bei den Kindern und Erzieherinnen sei der „schöne Garten“ am Gemeindehaus in der Eugen-Schuhmacher-Straße beliebt und ab und an Ziel eines kleinen Ausflugs gewesen. Das Gelände sei eingezäunt und nicht frei zugänglich. Es werde für die Kindergartengruppen eigens geöffnet.

Die Kirchengemeinde sei „tief betroffen“ von dem Unglück, sagt Peter Brändle. Er habe erfahren, dass der Zustand des Jungen stabil sei, und er hoffe, dass dieser bald wieder gesund wird. Er selbst sei am Dienstag und am Mittwoch mehrere Stunden im Olgakindergarten gewesen, um die Kinder und Erzieherinnen seelsorgerisch zu betreuen. Zudem sei er als Ansprechpartner für die Eltern in der Kindertagesstätte gewesen.

Die Ostfilderner Stadtverwaltung habe über das Unglück nur die Informationen aus dem Polizeibericht erhalten, erklärte deren Sprecherin Andrea Wangner. Deshalb könne sie sich nicht dazu äußern, zumal die Ermittlungsergebnisse der Polizei noch ausstünden. Sie hoffe, „dass es dem Jungen bald wieder besser geht“.