Die Spielsachen der Firma Ostheimer aus Zell unter Aichelberg haben Annika Schwermer schon immer fasziniert. Inzwischen ist sie von der Sammlerin zur Mitarbeiterin geworden.

Zell unter Aichelberg - Es sind Erinnerungen an die Kindheit, an die Weihnachtszeit oder an das Frühjahr. In ihrem Elternhaus habe ihre Mutter die kleinen Holzfiguren der Firma Ostheimer aus Zell unter Aichelberg zu unterschiedlichen Anlässen immer wieder aufgestellt, berichtet Annika Schwermer von ihren ersten Begegnungen mit ihren Lieblingen. „Ich verbinde damit besondere Momente“, sagt sie. Schwermer ist heute selbst Sammlerin und spielt natürlich auch mit ihrem kleinen Sohn mit dem Holzspielzeug.

 

Wenn Schwermer über die Ostheimer-Figuren spricht, ist ihre Begeisterung nicht zu überhören. „Sie strahlen etwas Besonderes aus, sind Unikate und alle handgemacht“, erklärt Annika Schwermer. Wie viele Stücke sie genau besitzt, weiß sie nicht.

In drei Kisten lagerten geschätzt wohl mehr als 200. Ihre Begeisterung wollte die 30-Jährige dabei nicht für sich behalten. Sie hat eine Facebook-Gruppe gegründet, der inzwischen 3000 Menschen angehören. Dort werde über die Spielfiguren diskutiert, getauscht oder verkauft. Oft würden auch Fotos von Szenen mit den Spielfiguren in der Gruppe veröffentlicht. „Da wird schon gerne was gezeigt. Es macht Spaß, der Austausch ist rege“, betont sie. Besondere Sammlerstücke kosteten schon mal bis zu 150 Euro. Im Laden gehen die Figuren zu Preisen zwischen 10 und 30 Euro über die Theke.

Von Hamburg ist sie ins Voralbgebiet gezogen

Irgendwann hatte die Sammlerin die Idee für eine Sonderfigur für die Mitglieder der Facebook-Gruppe und nahm Kontakt zur Firma Ostheimer auf. Ihre Idee hat es zwar nicht bis zur Verwirklichung geschafft. Allerdings hat Schwermer über ihren Kontakt nach Zell eine Stelle als Malerin bei Ostheimer angeboten bekommen. Im Januar 2018 zog sie schließlich aus Hamburg ins Voralbgebiet und bemalt seitdem die kleinen Figuren. „Jeder Mitarbeiter gibt der Figur etwas von sich mit“, beschreibt sie ihre Tätigkeit. Es gebe zwar genaue Vorgaben für die Gestaltung. Dennoch seien die Figuren dank der Handarbeit nicht immer zu hundert Prozent gleich. Für viele Fans des Unternehmens sei gerade dies das Besondere.

Eine Spezialität der Ostheimer-Figuren ist außerdem, dass sie viel Raum für die eigene Fantasie lassen. „Wenn man anfängt, sie aufzustellen, verspielt man sich ganz schnell“, berichtet Schwermer. Wie das Spielen mit den Figuren aussehen kann, zeigen Mitarbeiter der Firma regelmäßig in der Cafeteria des Firmensitzes über dem Fabrikverkauf. Dort werden einmal im Monat Märchen vorgelesen und die einzelnen Szenen der Geschichten mit den Holzfiguren nachgestellt. Weil der Platz im Zuschauerraum begrenzt ist, sollten sich Besucher über die Homepage des Unternehmens anmelden.

Das Holz stammt aus Baden-Württemberg, der Schweiz oder Frankreich

Die Grundidee hinter der Auswahl an Motiven folgt der anthroposophischen Weltanschauung Rudolf Steiners, die auch Grundlage der Waldorfpädagogik ist. Dinosaurier oder gar irgendwelche Fantasiewesen gibt es nicht im Sortiment. Stattdessen sollen die Spielfiguren Menschen und Tiere aus der realen Lebenswelt der Kinder nachstellen, erklärt Sibylle Engstrom, die Geschäftsführerin der Firma Ostheimer.

Die Holzspielsachen made in Germany mit ihrem natürlichen Aussehen erfreuten sich einer wachsenden Beliebtheit, zeigt sich Engstrom zufrieden. „Wir erreichen zahlreiche junge Familien“, sagt sie. Zum einen sei es vielen Eltern wichtig zu wissen, wer die Spielzeuge wo, wie und unter welchen Bedingungen herstelle. Der Werkstoff, meist Ahorn, stamme aus nachhaltiger Forstwirtschaft aus Baden-Württemberg, der Schweiz oder Frankreich.

Die 154 Beschäftigten, davon 90 in Heimarbeit, erwirtschaften einen Jahresumsatz zwischen vier und fünf Millionen Euro. Der Großteil der zwischen 700 000 und 800 000 pro Jahr produzierten Figuren wird in Deutschland verkauft. Aber auch die USA, Australien und andere europäische Länder gehören zu den Abnehmern.

Einkaufen und lauschen

Der Ostheimer-Werksverkauf in Zell ist bis Anfang August montags und freitags von 9.30 bis 12.30 Uhr, dienstags und donnerstags von 14 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Von September an ist täglich von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr geöffnet. Am 21. und 22. Juni und vom 5. bis 31. August ist der Laden geschlossen.

Die letzte Märchenstunde vor den Sommerferien zum Thema „Dornröschen“ findet am 5. Juli um 16 Uhr statt.