Reportage: Robin Szuttor (szu)
Reden Sie daheim viel über Kulturgeschichte und museale Konzepte?
Cornelia E. Vor 20 Uhr bin ich ohnehin nie daheim, und dann will man auch mal über etwas anderes reden. Aber manchmal, wenn was zu schreiben ist, nehmen wir uns vor, hier am Abend noch gemeinsam zu arbeiten.
Eckart K. Wobei ich das nicht bevorzuge. Wenn es geht, trenne ich Arbeit und Privatleben. Dahoim isch dahoim. Natürlich gibt es viele berufliche Themen, über die wir zu Hause diskutieren können. Wir sind zum Beispiel seit einiger Zeit daran, die Werte unserer Sammlungen zu erfassen. Dabei sollte man gleiche Maßstäbe anlegen, da hilft ein kurzer Draht.
Sind Sie Konkurrenten?
Cornelia E. Die Mittel für die elf staatlichen Museen im Land verteilt das Ministerium, ein Ringen um Geld wird uns also abgenommen. Anders ist es vielleicht bei zusätzlichen Fördertöpfen. Aber da konkurrieren wir mit vielen und ganz unterschiedlichen Einrichtungen.
Wie unterscheiden sich Ihre Arbeitsstile?
Cornelia E. Ich bin sehr genau und möchte die Dinge genau verstehen. Du bist vielleicht ein stärkerer Generalist, kann man das so sagen?
Eckart K. Ich würde es so sagen: Ich delegiere gerne und mische mich nicht in alles ein . . .
Cornelia E. . . . das mache ich auch nicht . . .
Eckart K. . . . ich beschreibe ja mich. Ich habe großen Spaß daran, Dinge abseits des Üblichen auszuprobieren. Wir haben jetzt ein revolutionäres Museumskonzept, das die Sammlungen in den Mittelpunkt rückt. Sie sollen künftig wie in einer Bibliothek für alle Bürger zugänglich sein. Wenn ich ein spannendes Projekt sehe, bin ich nicht gerade zauderhaft. Bei der Konstantin-Ausstellung in Trier zum Beispiel haben wir den Marmorkopf des Kaisers digital vermessen und eine zehn Tonnen schwere Kopie aus einem Carrara-Marmorblock gefräst. Ein einmaliges Projekt damals.
Cornelia E. Bei uns in Stuttgart ist es ein bisschen anders. Wir haben, als ich vor zwölf Jahren kam und es klar war, dass das Alte Schloss saniert werden muss, einen Masterplan erstellt, um unsere wunderbare Sammlung im neuen Licht zeigen zu können. Wir hatten dazwischen große Publikumserfolge wie die Ägyptenschau, die Keltenausstellung oder „Im Glanz der Zaren“. Wir haben ein Kindermuseum eingerichtet, eines von ganz wenigen in Deutschland. Aber am Anfang stand immer der Leitbildprozess, ein systematischer Plan: Wo wollen wir hin?
Von der Museums- zurück zur Beziehungsarbeit: Was mögen Sie aneinander?
Eckart K. Ich will da eigentlich gar nicht so viel sagen, weil ich ungern mein Inneres nach außen kehre. Wir passen gut zusammen, respektieren uns. Und wir schätzen die Intelligenz des anderen, das ist auch ganz wichtig.
Cornelia F. Ich mag eigentlich alles an ihm. Früher dachte ich, es muss langweilig sein, mit einem Archäologen zusammenzuleben. Aber wenn man nicht jemanden hätte, der dieses Grundverständnis mitträgt, dass der andere oft und lange weg ist, dass es keine geregelten Abende gibt, wäre es schwierig. Wir haben einfach ein gutes Miteinander. Ich konnte ihn auch überreden, den Tauchschein zu machen. Nun teilen wir auch diese Leidenschaft.
Eckart K. Da war nicht viel Überredung nötig.
Cornelia E. Früher bin ich mit den unterschiedlichsten Leuten getaucht. Jetzt tauche ich nur noch mit ihm, was anderes könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen. Ich weiß, ich kann mich zu hundert Prozent auf ihn verlassen. Er hat auch die bessere Orientierung unter Wasser. Ich habe gelernt, dass es gut sein kann, auch mal einfach hinterherzuschwimmen und nicht immer führen zu wollen.
Sie sind beide Archäologen, Sie sind beide Museumsleiter, Sie tauchen beide gerne. Gibt es Dinge, die Sie nicht teilen?
Cornelia E. Ich fahre nicht gern Auto. Er schon. Und ich schaue nicht gern Bundesliga.
Eckart K. Ich unbedingt. Ich stehe natürlich dem KSC nahe, aber vor allem mag ich guten Fußball. Und ich kümmere mich auch mehr um den heimischen Herd als Cornelia. Das ist nicht so ihre Domäne. Ich lasse es daheim gerne etwas entspannter angehen.
Cornelia E. Bei uns gibt es alles in allem wenig Raum für Reibereien. Wir haben gar keine Zeit, um uns auf die Nerven zu gehen.