Am 4. August startet der VfB Stuttgart II in die neue Saison der Fußball-Oberliga. Trainer Paco Vaz äußert sich im Interview über die Favoritenrolle seines Teams und er nennt einen Vorteil, den die Stuttgarter Kickers haben.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Ob es gegen den FC Rielasingen-Arlen oder die Stuttgarter Kickers geht – für Trainer Francisco „Paco“ Vaz ist es gleichgültig, gegen welchen Gegner er mit dem VfB Stuttgart in dieser Oberliga-Saison antritt. „Gegen uns sind ohnehin alle total fokussiert“, sagt der 45-Jährige.

 

Herr Vaz, täuscht der Eindruck oder befindet sich Ihre Mannschaft in beachtlicher Frühform?

Wir haben in unseren bisherigen vier Vorbereitungsspielen nicht verloren, aber das würde ich nicht zu hoch hängen.

Aber vor allem gegen Bayern-Regionalligist SpVgg Greuther Fürth mit 4:2 zu gewinnen und gegen den Drittliga-Absteiger VfR Aalen 1:1 zu spielen ist doch nicht so schlecht?

Gegen Greuther Fürth haben wir in der Tat sehr dynamisch gespielt und läuferisch absolut überzeugt. Gegen Aalen waren wir nicht so gut unterwegs. Da gab es Luft nach oben. Jetzt treten wir noch an diesem Donnerstag um 19.30 Uhr beim Verbandsliga-Aufsteiger VfL Pfullingen an, ehe der Pflichtspielernst beginnt.

Am 30. Juli (18 Uhr) ist der VfB II erstmals seit 2006 wieder im WFV-Pokal im Einsatz, beim Landesligisten SV Ochsenhausen. Welchen Stellenwert messen Sie dem Wettbewerb bei?

Einen sehr hohen. Der Pokal ist eine zusätzliche Möglichkeit, den Spielern Wettkampfpraxis zu geben.

Möglichst bis zum Finale im Gazistadion auf der Waldau, auch wenn eine DFB-Pokal-Teilnahme für Zweitvertretungen von Proficlubs weiterhin ausgeschlossen ist?

Wenn wir das Endspiel erreichen sollten, hätte ich bestimmt nichts dagegen. Dann wäre sichergestellt, dass wir unseren Spielern viel Spielpraxis geben könnten, auch denen, die in der Oberligarunde nicht immer zum Einsatz kommen.

Am 4. August (14 Uhr) geht es daheim gegen den FC Nöttingen los. Ist es Ihnen Recht, dass es gleich gegen einen Mitfavoriten um den Titel geht?

Mir ist es wirklich egal, gegen wen es geht. Gegen uns ist ohnehin jeder Gegner total fokussiert.

Weil Ihr Team als der große Topfavorit auf den Aufstieg gilt.

Ich finde es toll, wenn wir für unsere Gegner der Topfavorit sind, denn das zeigt, wie ernst sie uns nehmen. Die meisten lenken damit allerdings von ihren eigenen Zielen ab.

Aber Ihr großes Ziel ist doch der Aufstieg?

Es wäre arrogant zu sagen, wir steigen sicher auf. Wir haben unsere Ziele, dazu gehört vor allem auch, die Talente so zu fördern, dass möglichst viele von ihnen den Sprung zu den Profis schaffen. Für mich steht aber auch fest: Es gibt Gegner in der Liga, die haben gegenüber uns Vorteile.

Welche?

Die Stuttgarter Kickers zum Beispiel haben den Vorteil, dass sie schon gewisse Erfahrungswerte in der Oberliga vorzuweisen haben. Da hinken wir einen Tick hinterher.

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Sie haben aber den Vorteil, dass Sie sich, wenn’s eng wird, Verstärkung aus dem Profikader holen können.

So einfach ist das auch wieder nicht. Auch die Profi-Mannschaft hat ihre Ziele, und das ganze muss dann ja auch immer in der jeweiligen Situation passen.

In Marc Stein, Lukas Kiefer, Benedikt Koep und Marcel Sökler haben Sie vier Routiniers im Team. Wie wichtig ist Ihre Rolle?

Extrem wichtig. Wir haben die jüngste Mannschaft der Liga. Da ist Erfahrung Gold wert.

Und Sökler kommt mit der Empfehlung von 32 Saisontreffern vom SGV Freiberg. Hat er eine eingebaute Toregarantie?

(lacht) Das würde ich ihm und uns wünschen. Wir müssen dafür sorgen, dass er sich bei uns wohlfühlt, ihn unterstützen, dann wird er alles raushauen und auch viele Tore für uns erzielen. Sein Vorteil ist, dass er sehr erfahren ist und die Oberliga kennt.

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In Freiberg hatte Trainer Ramon Gehrmann das Spiel auf ihn abgestimmt. Wird das unter Ihrer Regie genauso sein?

Die Abläufe, die Lauf- und Passwege, werden anders sein als in Freiberg, aber Marcel ist kein Stürmer, der nur in einem System zu Recht kommt.

Trauen Sie ihm auch Einsätze in der zweiten Liga zu?

Das müssen Sie mit Profi-Trainer Tim Walter besprechen.

Sie sagten, Ihnen sei es egal, gegen welchen Gegner es geht. Gilt das auch für die Derbys gegen die Stuttgarter Kickers?

Absolut. Wir sind gegen jeden Gegner gleich motiviert, und auch in diesem Stadtderby gibt es nur drei Punkte.

Aber für Sie persönlich ist es doch ein besonderes Spiel?

Ach nein. Ein besonderes Spiel wäre es, einmal gegen Real Madrid oder den FC Liverpool zu spielen.

Sie sind als Regionalliga-Trainer der Stuttgarter Kickers im April 2018 überraschend zurückgetreten. Was nehmen Sie aus der Zeit bei den Blauen mit?

Viele Details sind nicht an die Öffentlichkeit gedrungen. Und ich will da auch keine große Story daraus machen. Ich habe viele positive und negative Dinge mitgenommen, ich bin ein Typ, der versucht, aus allem im Leben seine Lehren zu ziehen und für die Zukunft die richtigen Schlüsse zu ziehen. Die Zeit ist abgehakt, jetzt freue ich mich, Trainer des VfB Stuttgart II zu sein.

Was wünschen Sie sich für die neue Saison?

Dass wir möglichst so verletzungsfrei bleiben wie in der bisherigen Vorbereitung. Dass die Spieler an sich glauben und die Herausforderung annehmen. Tag für Tag. In jedem Training. In jedem Spiel.