Michael Patrick Kelly hat den Livesommer am Flughafen eröffnet – und wie: „Shake your car!“, hat er gerufen und tatsächlich: Seine Fans tun alles, um ihren Untersatz tanzen zu lassen. Früher, man erinnert sich vage, wurde auf Konzerten manchmal mit anderen Dingen gewackelt.

Stuttgart - Ein Bild wird den Besuchern dieses Konzertes vielleicht vor allem im Gedächtnis bleiben: Michael Patrick Kelly, wie er in einem kleinen, offenen Wagen vorbei an den Reihen seiner Fans fährt, die auf einem Parkplatz am Stuttgarter Flughafen in ihren Autos sitzen, bei heruntergelassenen Fenstern, aufgedrehten Radios. Er steht und fährt, er winkt ihnen zu und strahlt.

 

Michael Patrick ist das zehnte der zwölf Kinder der gleichnamigen Musikerfamilie; er war in den 1990er Jahren der musikalische Leiter der Kelly Family, war bei ihrer Wiedervereinigung 2017 nicht mit von der Party, widmet sich stattdessen seit Jahren erfolgreich einer Solokarriere. Er ist es, der den Stuttgarter Livesommer am Flughafen eröffnet; sein Konzert ist ausverkauft. Und Michael Patrick Kelly, Interpret von luftig-sanften Ohrwürmern und schmissigen Pop-Hits mit internationalem Flair, ist offenkundig der richtige Mann für diese Aufgabe: Er besitzt das Selbstbewusstsein und Charisma eines ausgefuchsten Motivationstrainers. „Ich glaube, wir brauchen das alle ein bisschen heute“, sagt er, dort auf der Bühne, zu Beginn seines Konzertes.

Leicht, exotisch, tanzbar

Michael Patrick Kelly, wie er für seine Fans und Freunde heißt, gibt sich in Corona-Zeiten angemessen innovativ. Viel später, als es ihm gelungen ist, die Stimmung in rund 700 Kraftfahrzeugen aufzukochen, fordert er seine Fans auf zum Erinnerungsfoto mit Lichthupe, ruft ihnen dann zu: „Shake your car!“ Und tatsächlich: Sie alle tun, was sie können, um ihren Untersatz tanzen zu lassen. Früher, man erinnert sich vage, wurde auf Konzerten manchmal mit anderen Dingen gewackelt.

Das Foto, auf dem Kelly und seine Band auf ihrer Bühne liegen, vor der leuchtenden Stuttgarter Autoschar, wird am nächsten Tag auf der Instagram-Seite Kellys stehen. Sein Stuttgarter Konzert, erzählt der 42-Jährige am Abend, gehöre keiner offiziellen Tour an, sei vielmehr eine Art Zugabe zu den Konzerten, die er 2019 gab. Auf Tour will er erst wieder im Herbst 2021 gehen – aber er hat einen neuen Song dabei, spielt ihn zuletzt: „Beautiful Madness“ ist ein typischer Kelly-Hit, leicht, exotisch, tanzbar gewiss, veröffentlicht am 1. Mai.

Hat jemand eine Pizza dabei?

Michael Patrick öffnet sich den ungewöhnlichen Umständen seines Auftrittes euphorisch: „Es ist ein abgefahrenes Konzert!“, ruft er den Autos zu. „Der Funke springt über, das macht so Spaß! Hat jemand eine Pizza dabei?“ Seine Stuttgarter Fans bleiben sitzen, dürfen nicht anders. Aber es gibt Konzertbesucher, die aufgeregt mit Signalwesten winken, und zwischen zwei Fahrzeugen schwebt ein metallisch leuchtendes Ballonherz. Schließlich wird sogar ein Mitsingchor hörbar, irgendwo auf dem großen Parkplatz.

Michael Patrick Kelly hat mehrere Songs aus der TV-Show „Sing meinen Song“, in der er Gastgeber ist, in sein Repertoire aufgenommen. Er wählt sie spontan aus, singt „When she dances“ von Max Giesinger, „Die in your Arms“ von Nico Santos, und schließlich „Love goes on“ von Ilse DeLange, ein Stück, das die Niederländerin für ihren verstorbenen Vater schrieb. „Es ist auch für alle Menschen, die von uns gegangen sind“, sagt Kelly. „Für alle, die durch den Virus gegangen sind.“ Und er fordert seine Fans auf, nach dem Ende dieses Songs nicht zu applaudieren, mit Lichthupe oder sonst wie, sondern zu schweigen: „Eine Gedenkminute, eine Friedensminute.“

Redaktioneller Hinweis: In einer ersten Fassung dieses Textes wurde der auftretende Musiker Paddy Kelly genannt – unter diesem Namen war er als Mitglied der Kelly Family berühmt geworden. Sein Management hat darum gebeten, dies zu ändern: „Herr Kelly tritt als Solokünstler und Person des öffentlichen Lebens mit seinem vollständigen Namen auf und möchte daher verständlicherweise als ‚Michael Patrick Kelly‘ betitelt werden.“ Dieser Bitte kommen wir nun nach.