Die Altenburg- und Steigschule hat auf ihrem Campus einen neuartigen Parcours installiert. Er soll Schüler ruhiger werden lassen – mit den Mitteln der so genannten Evolutionsmethode.

Stuttgart - Wie angestochen bearbeitet ein Schüler drei gummibeschichtete Kickbretter an der Schulhauswand. Schlag auf Schlag geht das. Aber der 14-Jährige lässt dabei nicht nur Dampf ab. Er arbeitet konzentriert: rechte Faust boxt aufs linke Brett, linke Faust aufs rechte Brett, zeitgleich kickt er mit dem über Kreuz gelegenen Fuß. Das will erst mal gelernt sein. An der Altenburg- und der Steigschule auf dem Hallschlag gehört das zum Programm. Seit drei Jahren arbeitet der Schulsozialarbeiter Oliver Domhan dort mit der sogenannten Evolutionspädagogik – man könnte auch sagen: Antistressprogramm. Und seit kurzem können die Schüler sich auch draußen auf dem nagelneuen Evo-Parcours abarbeiten, der zugleich die Klammer zwischen der Gemeinschafts- und der Förderschule und ihrem neuen gemeinsamem Campus bildet.

 

„Es geht hauptsächlich darum, Raum- und Lagesinn zu entwickeln, um so über die Bewegung Urvertrauen aufzubauen und Ängste zu nehmen – damit die Kinder ins Gleichgewicht kommen“, sagt Katrin Steinhülb-Joos, die Leiterin der Altenburgschule. Nicht nur sie selbst, sondern auch ihr ganzes Kollegium hat sich von Oliver Domhan coachen lassen – und den Parcours selber ausprobiert. Auch die Steigschule nutzt diese Möglichkeit.

Jeder Schüler hat seine Lieblingsübung

Doch was bedeutet diese Evolutionspädagogik? Und wie funktioniert dieser Parcours, der die sieben Entwicklungsstufen des Menschen abbilden soll? Der 14-jährige Schüler berichtet, die Box-Übung tue ihm gut: „Ich war immer hippelig und hab reingeschrien“, erzählt er. Durch die Kickboxwand und die Krokodilübung habe ich gelernt, auch mal langsam zu machen.“

Eine siebenjährige Mitschülerin hingegen macht am liebsten die Labyrinth-Übung: Schritt für Schritt einen verschlungenen Weg nachgehen, aufrecht. „Da kann man sich in Ruhe entspannen – nicht immer dieses Schnell-Schnell“, sagt die Siebenjährige. Die neunjährige Daria beschäftigt sich am liebsten mit dem Schlupfstein, eine Art Fels mit einem Loch zum Durchkrabbeln. „Das macht Spaß“, sagt die Viertklässlerin. „Der Stein“, ergänzt Domhan, „hilft Kindern, die nicht gerne in die Schule kommen.“ Es gehe um Neugier, aber auch um Rückzug und Schutz.