Benölken hat im Unterricht etwas ganz anderes beobachtet: "Mädchen gehen methodisch ganz anders vor", sagt er. Während Jungen nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" loslegen, haben Mädchen eine ganzheitliche Herangehensweise, fertigen zunächst Skizzen an und zeichnen den Lösungsweg auf. "Mädchen benötigen mehr Zeit", sagt Benölken - Zeit, die ihnen im Unterricht nicht immer gegeben werde.

 

Wenn Lehrer der höheren Bereitschaft zur kooperativen Arbeit mehr Raum gäben, profitierten davon auch die konkurrenzorientierten Jungen, sagt der Didaktiker. Doch zurzeit würden begabte Schülerinnen oft gar nicht als solche erkannt und gefördert. Vor allem ein Typ von Mädchen fällt laut Benölken durch das Raster der Begabtenidentifikation: die spielerisch-kreativen Mädchen.

Benölken gibt ein schlechtes Beispiel, das er in seiner Zeit als Referendar erlebt hat. Als bei einer Aufgabe ein paar Jungen, aber keine der Schülerinnen aufzeigte, fragte die Lehrerin: "Was ist mit den Mädchen? Dann hole ich mal Anna an die Tafel, der traue ich das zu." Gleich dreimal falsch, befand der Didaktiker Benölken schon damals. "Die geschlechtsspezifische Förderung ist zwar gut", sagt er, aber die direkte Ansprache und das Nach-vorne-Holen seien schlecht. Obendrein würden die anderen Mädchen der Klasse diskreditiert, weil ihnen die Lehrerin die Leistung anscheinend nicht zutraue.

"Mädchen haben meist viele Hobbys"

Es ist aber nicht allein die Schule, die entscheidet, ob sich talentierte Mädchen zu Matheprofis wie Lisa Sauermann entwickeln. Lisa Sauermann, die Tochter einer Physikerin und eines Ingenieurs, hatte schon als Kind Spaß an Knobelaufgaben. "Wenn man eine Stunde vor einer Aufgabe sitzt und sieht plötzlich, wie sich alles auflöst - das ist ein tolles Gefühl", schwärmt sie. Geholfen hätten ihr auch die Brettspiele, mit denen ihre Eltern ihr Interesse an der Logik gefördert haben. Das einzige Hobby, das sich langfristig neben der Mathematik behaupten konnte, war die Blockflöte.

Mertz und Kane widerlegen mit ihrer Studie zudem eine These von Steven Levitt, dem Autor des Bestsellers "Freakonomics". Levitt hatte behauptet, dass die Geschlechterdiskriminierung und die Geschlechtertrennung in den Schulen vieler muslimischer Länder dazu führen, dass Mädchen ihre Mathematikbegabung sogar besser entwickeln können.

Die Berücksichtigung kultureller Einflüsse

Auch Mertz und Kane fanden, dass Schülerinnen in diesen Ländern in Mathetests besser abschneiden als Jungen - kamen aber zu einer ganz anderen Erklärung: "Die Mädchen in einigen Ländern des Mittleren Osten hatten in Wirklichkeit keine besonders guten Ergebnisse, bloß schnitten die Jungen noch schlechter ab", sagt Kane.

Die schlechte Leistung der Jungen führt er darauf zurück, dass in religiösen Schulen der Lehrplan wenig Mathematik vorsieht. Das relativ gute Abschneiden der Mädchen erkläre sich dadurch, dass die Untersuchungen in der achten Klasse vorgenommen würden - leistungsschwache Mädchen seien da von ihren Eltern schon längst wieder aus der Schule genommen worden.

Auch Ralf Benölken glaubt nicht an die Theorie von Lawrence Summers: "Es steht völlig außer Frage, dass Mädchen und Jungen das gleiche Potenzial haben", sagt der Mathematikdidaktiker von der Universität Münster. Überhaupt habe die Begabungsforschung in keiner Disziplin grundlegende Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt. "Warum sollte es die einzig in Mathematik geben?", fragt er.

"Mädchen benötigen mehr Zeit"

Benölken hat im Unterricht etwas ganz anderes beobachtet: "Mädchen gehen methodisch ganz anders vor", sagt er. Während Jungen nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum" loslegen, haben Mädchen eine ganzheitliche Herangehensweise, fertigen zunächst Skizzen an und zeichnen den Lösungsweg auf. "Mädchen benötigen mehr Zeit", sagt Benölken - Zeit, die ihnen im Unterricht nicht immer gegeben werde.

Wenn Lehrer der höheren Bereitschaft zur kooperativen Arbeit mehr Raum gäben, profitierten davon auch die konkurrenzorientierten Jungen, sagt der Didaktiker. Doch zurzeit würden begabte Schülerinnen oft gar nicht als solche erkannt und gefördert. Vor allem ein Typ von Mädchen fällt laut Benölken durch das Raster der Begabtenidentifikation: die spielerisch-kreativen Mädchen.

Benölken gibt ein schlechtes Beispiel, das er in seiner Zeit als Referendar erlebt hat. Als bei einer Aufgabe ein paar Jungen, aber keine der Schülerinnen aufzeigte, fragte die Lehrerin: "Was ist mit den Mädchen? Dann hole ich mal Anna an die Tafel, der traue ich das zu." Gleich dreimal falsch, befand der Didaktiker Benölken schon damals. "Die geschlechtsspezifische Förderung ist zwar gut", sagt er, aber die direkte Ansprache und das Nach-vorne-Holen seien schlecht. Obendrein würden die anderen Mädchen der Klasse diskreditiert, weil ihnen die Lehrerin die Leistung anscheinend nicht zutraue.

"Mädchen haben meist viele Hobbys"

Es ist aber nicht allein die Schule, die entscheidet, ob sich talentierte Mädchen zu Matheprofis wie Lisa Sauermann entwickeln. Lisa Sauermann, die Tochter einer Physikerin und eines Ingenieurs, hatte schon als Kind Spaß an Knobelaufgaben. "Wenn man eine Stunde vor einer Aufgabe sitzt und sieht plötzlich, wie sich alles auflöst - das ist ein tolles Gefühl", schwärmt sie. Geholfen hätten ihr auch die Brettspiele, mit denen ihre Eltern ihr Interesse an der Logik gefördert haben. Das einzige Hobby, das sich langfristig neben der Mathematik behaupten konnte, war die Blockflöte.

Das ist ungewöhnlich, sagt Benölken. "Mädchen haben meist viele Hobbys: Pferde, Fremdsprachen, Lesen - das kann dazu führen, dass trotz Spaß und Begabung andere Dinge wichtiger sind als Mathematik." Lisa Sauermann kann das aus ihrer eigenen Familie bestätigen: "Meine zwei Jahre jüngere Schwester hat viele Hobbys", sagt sie. Darunter sind zwar Mathematik, Physik und Chemie, aber beispielsweise auch Gesang und Gitarre. "Sie war schon bei ,Jugend musiziert' erfolgreich", erzählt die große Schwester.

Lisa Sauermann ist inzwischen 19 Jahre alt und studiert seit einem Semester Mathematik an der Universität Bonn. Als einer der 17 Sieger des Bundeswettbewerbs Mathematik darf sie vier Wochen mit Mathematikern aus aller Welt am Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn forschen. "Mein Traum ist es, in die Forschung zu gehen, an der Uni", sagt sie. "Aber ich könnte mir auch einen Job in der Wirtschaft vorstellen." Mathematik werde ja an so vielen Stellen gebraucht.

Selbst knobeln und rechnen

Knobelei In einer Spielshow gibt es drei Tore. Nur hinter einem Tor wartet ein Gewinn auf den Kandidaten. Nachdem der sich für Tor 2 entschieden hat, öffnet der Moderator Tor 3, das eine Niete ist. Sollte der Kandidat jetzt zu Tor 1 wechseln, um seine Gewinnchance zu erhöhen? Auch wenn es kaum zu glauben ist: Ja, so kann er seine Chance verdoppeln. Warum, erklärt die Website www.logisch-gedacht.de unter dem Stichwort "Ziegenproblem". Dort finden sich noch viele andere mathematische und logische Knobeleien.

Testaufgaben Die Aufgaben der Mathematik-Olympiade sind auf www.imo-official.org zu finden, ebenso die Lösungen der Jahre 2006 bis 2010. Die Aufgaben des Landeswettbewerbs gibt es mit Lösungen unter www.landeswettbewerb-mathematik.de.