Das einsturzgefährdete Gebäude der Pädagogischen Hochschule ist erst im Mai wieder vollständig nutzbar. Die landesweite Schwimmlehrer-Fortbildung liegt brach. Ein Umbau könnte am Denkmalschutz scheitern.

Ludwigsburg - Die Lage wird immer angespannter: Die Sicherung des Dachs der Sporthalle der Pädagogischen Hochschule (PH) verzögert sich. Das Schwimmbecken wird erst im Mai wieder zur Verfügung stehen, die anderen Bereiche wohl im März. Für die Sportstudenten bedeutet das Stress, bei vielen könnte sich das Studium verzögern. Dramatisch sind die Engpässe bei der Schwimmausbildung. Eine langfristige Lösung des Problems ist nicht in Sicht.

 

Daher muss improvisiert werden. Seminare werden in die Aula der PH, ins Campusbad in der Stadtmitte, zum MTV Ludwigsburg, in Schulsporthallen oder sogar in die Nachbarstadt Freiberg verlagert. „Es war sogar angedacht, Basketball in der MHP-Arena zu spielen“, erklärt Anne Nörthemann, die Sprecherin der PH.

In den Semesterferien sollen viele Kurse kompakt nachgeholt werden, zudem gibt es Ausnahmegenehmigungen, um Prüfungen nachzuholen oder das Studium zu verlängern. Doch der Ärger wächst. „Die Ausweichmöglichkeiten sind begrenzt, die Anreise der Studenten dorthin ist beschwerlich“, beklagt Ulrich Hebenstreit im Namen des Hochschulrates in einer Stellungnahme: „Ein untragbarer Zustand.“

Schwimmunterricht an Schulen fällt aus

Noch mehr jonglieren muss Edwin Gahai, der Direktor des Landesinstituts für Schulsport, das ebenfalls auf dem Hochschulcampus untergebracht ist. Hier wird die landesweite Fortbildung der Sportpädagogen organisiert. „Wir mussten bereits einen Kurs absagen“, sagt Gahai. Das sei besonders für den Schwimmunterricht ein Problem: Wenn die Lehrer keinen aktuellen Nachweis ihrer „Rettungsfähigkeit“ erbringen, dürfen sie mit den Schülern nicht ins Becken.

Das Land als Eigentümer des seit November gesperrten Gebäudes arbeitet mit Hochdruck daran, dieses baulich zu sichern und wieder benutzbar zu machen. Die Dachkonstruktion mit ihren 22 Meter langen Trägern ist eine Herausforderung. „Zunächst werden an der Außenhülle Stahlspieße angebracht“, erklärt Andreas Hölting, der Leiter des Zuständigen Amts für Vermögen und Bau. Es wird sozusagen ein Gerüst eingezogen, um das Dach zu stützen. Wände und Decke beim Schwimmbecken müssen durch Ersatzträger gesichert werden. All das ist kompliziert, Spezialfirmen und das nötige Material sind schwer zu bekommen – daher die Verzögerung.

Dramatischer Appell für einen Neubau

Selbst wenn diese Arbeiten beendet sind, wird es Einschränkungen des Lehrbetriebs geben. „In Teilen der Sporthalle stehen dann Stützpfeiler, ein Teil der Umkleiden wird wegfallen“, sagt die Hochschulsprecherin Anne Nörthemann. Daher nimmt die Diskussion an Fahrt auf, wie die von den meisten der 6000 PH-Studenten genutzte Halle umgebaut oder ersetzt werden könnte. So hat sich der Hochschulrat mit einem dramatischen Appell an die Öffentlichkeit gewandt. „Erstaunt“ sei man, dass erst jetzt der seit Jahren bekannte marode Zustand der Halle in den Blickpunkt rücke. „Eine Sanierung wäre völlig unwirtschaftlich und würde einen langen Ausfall bedeuten“, sagt Ulrich Hebenstreit, der Vorsitzende des Hochschulrates.

Ein Neubau sei unerlässlich – das Land solle unverzüglich das Geld investieren. Am liebsten würde man die alte Sporthalle, hochschulintern „Gebäude 3“ genannt, durch einen Neubau neben dem Sportgelände ersetzen. Anstelle der maroden Halle könnten dann moderne Seminarräume entstehen. Dazu gibt es eine Studie, die aber nunter Verschluss liegt. Das Finanzministerium prüft diese und kündigt für März ein Gespräch mit allen Beteiligten an.

Den Neubauplänen könnte auch noch der Denkmalschutz in die Quere kommen. Denn das Gebäudeensemble aus den 60er Jahren gilt als möglicherweise erhaltenswert. Es wurde von Erwin Heinle entworfen, der auch den Stuttgarter Landtag mit konzipiert hat. „Eine abschließende Expertise liegt noch nicht vor“, sagt Katja Lumpp, die Sprecherin des zuständigen Regierungspräsidiums. Doch auch diese Prüfung wird vor allem eines Kosten: Zeit.