Draußen werden die Bänke umgebaut, ein separater Ein- und Ausgang wird geschaffen: Am 18. Mai startet der Palast der Republik in Stuttgart neu. Der Wirt des Sommer-Hotspots kritisiert, dass klare Ansagen fehlten.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Stefan Schneider, seit 1992 Chef des Palasts der Republik, gehört zu denen, die das Coronavirus ernst nehmen und die Gefahren nicht herunterspielen. Der Wirt hat eine Odyssee hinter sich, die er nie vergessen wird. Im März war er im Urlaub auf Ibiza und wollte dringend heim. Doch Rückflüge nach Deutschland gab es nicht. Über Barcelona, sagte man ihm, könne er nach Hamburg weiterfliegen. Daraus wurde nichts. In der katalonische Hauptstadt, die gespenstisch wirkte, musste er länger als gewünscht bleiben und konnte dank eines Freundes für viel Geld den wohl letzten Privatjet erwischen, der ins Ausland fliegen durfte.

 

Damals sprach Schneider maskentragend eindringlich in die Kamera seines Smartphones: „Stay at home!“ Bleibt zuhause, appellierte er an die Stuttgarter. Jetzt sagt der Wirt: „Stay at Palast, aber passt auf!“

„Keiner kann sagen, ob die Öffnung sich lohnt“

Gleich am 18. Mai, wenn es der Gastronomie wieder erlaubt ist (Bars nur im Außenbereich), öffnet Stefan Schneider den Palast, der in normalen Zeiten zu den erfolgreichsten Gastrokonzepten der Stadt gehört. „Klar machen wir auf“, sagt er, „aber alles ist für uns voll die Katastrophe – denn keiner kann sagen, ob es sich für uns lohnt.“ Noch immer hat die grün-schwarze Landesregierung nicht mitgeteilt, welche Öffnungszeiten erlaubt sind. Der Wirt glaubt, dass es ähnlich wie in Bayern sein wird, wo Biergärten um 20 Uhr schließen müssen. „Baden-Württemberg wird am längsten im Ungewissen gelassen“, kritisiert er und stellt fest: „Söder macht klare Ansagen – und Kretschmann zieht nach, weil alle einen Fahrplan erstellen.“

Gerade lässt Stefan Schneider den Palast umbauen und Abstandsstreifen draußen und drinnen auf dem Boden markieren. Allenfalls 30 Prozent des bisherigen Besucheraufkommens sei künftig möglich. Alle müssen Maske tragen, sein Personal wie die Gäste, die nur zum Trinken oder Essen die Maske ablegen dürfen.

„Wenn eine zweite Welle kommt, ist alles vorbei“, fürchtet er. Wenn alles gut läuft, bleiben ihm nur vier Monate. „Von November bis Februar müssen wir schließen, weil wir drinnen die Abstandsregelung nicht schaffen – dafür ist der Gastraum zu klein.“

„Beim Amtsgericht stapeln sich die Insolvenz-Fälle“

Mit der Stadt, der Besitzerin des ehemaligen Klohäuschens, ist der Wirt nun in Verhandlungen um den Erlass der Pacht. „Bisher soll nur gestundet werden“, sagt Schneider, „ich kann die hohe Pacht aber nur zahlen, wenn ich im Sommer Geld verdienen und den Winter subventionieren kann.“ Beim Amtsgericht, weiß Schneider von Gastro-Kollegen, „stapeln sich bereits die Insolvenz-Fälle.“ Da er hinter dem Projekt auch mit seinem Privatvermögen steht, könne er wohl überleben. „Der Palast hat in all den 27 Jahren schon viele Höhen und Tiefen erlebt“, versichert der Wirt, „dank des Zusammenhalts und da ich dahinterstehe, haben wir alle Krisen überstanden.“ Jetzt hofft er, dass sich der Palast retten lässt und seine Gäste nicht unvernünftig werden. „Nur dann können wir auch die nächsten 27 Jahre weitermachen.“